Süßwarenhersteller muss Nutella-Etikett ändern. Nährwertangaben führen Verbraucher laut Urteil in die Irre. Ferrero will Berufung einlegen.
Frankfurt/Main. Sieg für Verbraucherschützer vor Gericht: Der Süßwarenhersteller Ferrero muss das Etikett seiner Nuss-Nougat-Creme Nutella ändern. Die Vitamin- und Nährwertangaben auf dem Glas können Verbraucher in die Irre führen, hat das Oberlandesgericht Frankfurt am Main (Az.: 6 U 40/11) entschieden. Geklagt hatte der Bundesverband der Verbraucherzentralen, der am Donnerstag auf das Urteil hinwies.
Das Oberlandesgericht drohte Ferrero ein Ordnungsgeld von 250.000 Euro an, falls die Tabellen in der bisherigen Form weiterverwendet würden. In der typischen Kaufsituation etwa vor dem Verkaufsregal eines Supermarktes fehle dem Kunden die Zeit, die Unterschiede zwischen den Angaben zu erfassen, begründeten die Richter ihre Entscheidung. Dies sei eine relevante Irreführung, heißt es im Urteil. Ein Lebensmittel, das vermeintlich nur wenig Nährstoffe wie Zucker und Fett, dafür aber viel Vitamine und Mineralstoffe enthält, werde als besonders wertvoll angesehen.
Auf dem Nutella-Etikett wird der Prozentsatz der empfohlenen Tagesmenge für Fett und Zucker in einer Grundportion von 15 Gramm angegeben, bei den Vitaminen und Mineralstoffen hingegen für 100 Gramm. Dadurch könne beim Verbraucher der falsche Eindruck entstehen, die Creme enthalte wenig Fett und Zucker, aber viele Vitamine und Mineralstoffe, urteilten die Frankfurter Richter. Um die dort abgedruckten Vitaminquoten des täglichen Bedarfs zwischen 30 und 78 (Vitamin E) Prozent zu erreichen, hätte der Konsument also ein Viertelglas der süßen Creme essen müssen.
Ferrero kündigte an, beim Bundesgerichtshof Rechtsmittel einzulegen. Das Unternehmen sei "weiterhin davon überzeugt, dass die Etikettgestaltung transparent und verständlich ist“, hieß es in einer Mitteilung vom Donnerstag. Die Kennzeichnung entspreche allen gesetzlichen Vorgaben. Trotzdem will Ferrero ab Ende des Jahres neue Etiketten drucken. Dann sollen sich auch die Angaben für Vitamine und Mineralstoffe an der Grundportion von 15 Gramm orientieren.
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Es ist nicht das erste Mal, dass Ferrero wegen irreführender Aussagen über seine Produkte Kritik einstecken muss. Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch hatte dem Konzern im Juni den "Goldenen Windbeutel“ für die dreisteste Werbelüge verliehen. Die "Milch-Schnitte“ werde als "sportlich-leichte Zwischenmahlzeit“ beworben , habe aber mehr Zucker, mehr Fett und mehr Kalorien als ein Stück Schoko-Sahnetorte, hieß es damals zur Begründung.
Mit Material von dpa und dapd