Berlin. Kaffee to go, Schnäppchen, Konsum als Trost: Die heimlichen Geldvernichter des Alltags sind teuer. Wie man sie erkennt und abstellt.

  • Viele unterschätzen die langfristige Wirkung von kleinen Ausgaben
  • Aus dem Verzicht auf den täglichen Unterwegskaffee wird so die Anzahlung für ein Eigenheim
  • Echte Einschränkungen sind nicht nötig – aber ein Umdenken
  • Fünf goldene Tipps für mehr Geld am Monatsende

Ein Aroma-Diffusor, spontan mitgenommen beim Discounter. Eine DVD-Doppelbox aus dem Ständer an der Supermarkt-Kasse. Der Cappuccino im Pappbecher auf dem Weg zur Arbeit. Aus Langeweile eine Zeitschrift am Bahnhofskiosk, obwohl der E-Book-Reader im Rucksack steckt. Viele Ausgaben im Alltag sind streng genommen nicht nötig.

Finanzgurus geben dem unguten Gefühl recht, das uns nach Spontankäufen oft beschleicht: All diese kleinen Geldfresser addieren sich zu erheblichen Beträgen. Sinnvoll angelegt, könnten diese einen sogar richtig reich machen.

Kosten sparen: Beispielrechnung für ein kleines Vermögen

Wenn sich der Unterwegskaffee und zwei, drei kleine Spontaneinkauf aus Langeweile auch nur auf zehn Euro pro Arbeitstag addieren, dann kommen pro Monat rund 200 Euro zusammen. Das kann bei finanziell klammen Verbrauchern durchaus den Unterschied zwischen einem ausgeglichenen und überzogenen Konto ausmachen – und entscheidet damit darüber, ob zusätzlich noch Zinsen zu zahlen sind.

Wer diesen Betrag dagegen zehn Jahre lang laufend an der Börse anlegt, der findet nach zehn Jahren 30.000 Euro in seinem Depot. Nach 20 Jahren sind es 75.000 Euro. Schon allein der Verzicht auf einen Cappuccino zu drei Euro an zwölf Tagen im Monat würde auf diesen Zeitraum noch 14.000 Euro ausmachen. Also den Kaufpreis für einen VW Polo. Voraussetzung für diese Geldvermehrung ist ein durchschnittlicher Jahreszins von fünf Prozent bei Geldanlage in Aktienfonds.

Geld aus dem Alltag zur Seite legen: so geht es

Viele Deutsche sind daher längst fest entschlossen, sich nicht mehr zu so vielen Kleinausgaben verführen zulassen. Das bringt unter Umständen sogar ein Plus an Lebensqualität. „Ich spare vor allem an Dingen, die ohnehin schlecht für mich sind“, sagt Florian Wagner, dessen Buch „Rente mit 40“ einen neuen Umgang mit Geld lehrt und dabei aufzeigt, welche hohen Rücklagen sich damit herausholen lassen.

Wagner gibt in seinem Buch und seinem Blog „Geldschnurrbart“ viele Tipps, wie sich das Verhalten ändern lässt, um aus dem Alltag noch ordentliche Beträge herauszupressen.

Kosten reduzieren mit der REGEL 1: Selber kochen

Die Pizza beim Italiener und sogar der vermeintlich billige Döner kommen immer noch teurer als das Essen zuhause oder ein vorbereitetes Pausenbrot. Wer zudem noch größere Mengen auf einmal einkauft, bekommt seine Mahlzeiten im Ein-Euro-Bereich.

Wagner hat damit seine Ausgaben für Nahrung von 400 auf 300 Euro im Monat gedrückt. Das sind weitere 100 Euro, die in sein Depot fließen. Oder, auf 20 Jahre gesehen, 35.000 Euro.

Geld sparen: Fünf Tipps für den Alltag
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    Kosten reduzieren mit der REGEL 2: Vermeintliche Schnäppchen meiden

    Finanzautor Wagner ist in Deutschland auch einer der Vordenker der „Frugalisten“, die Kostenfallen durch ein möglichst einfaches Leben umgehen. Es gehe nicht um Verzicht, betont Wagner: „Sparen bedeutet keine Einschränkungen.“ Es gehe nur darum, das Überflüssige wegzulassen.

    Wagner sieht deshalb gerade Billigangebote kritisch: „Dass eine Tischkreissäge für 29,90 vom Discounter nicht wirklich etwas taugt, ist eigentlich klar.“

    Wer einen Gegenstand wirklich brauche, leiste ihn sich besser in hochwertiger Qualität – dann hält er lange. Doch in deutschen Haushalten stapeln sich die vermeintlichen Aktionsangebote. Dabei wäre das Geld im Depot so viel besser aufgehoben.

    Kostenfallen schließen mit der REGEL 3: Erst nach Bedenkzeit kaufen

    Eine wichtige Strategie im Kampf gegen die Kostenfresser ist die Vermeidung von spontanen Einkäufen. Gerade der Online-Handel macht sie heute besonders leicht. Wagner verwendet dazu die „30-Tage-Regel gegen Impulskäufe“. Mit diesen sechs Tipps werden Frauen finanziell unabhängig von ihren Männern.

    Statt sofort auf den Bestell-Button zu klicken, sollten Sparwillige einen vollen Monat warten. Wenn die Anschaffung einem dann immer noch sinnvoll vorkommt, dann ist sie es vermutlich auch.

    Die Experten von Finanztest sehen im bewussten Einkaufen sogar den Königsweg, um das Geld zusammenzuhalten. „Suchen Sie sich bei kleinen Einkäufen einen direkten Weg zur Kasse“, lautet deren Tipp. Noch wichtiger: Sich an die vorbereitete Liste halten.

    Die Kunden sollten sich zudem nicht von den Tricks der Supermärkte verführen lassen. Die Dosentomaten direkt neben den Nudeln sind häufig nicht die Günstigsten. Die Verbraucher sollten sich bewusst machen, dass der Handel und die Dienstleister ihnen vor allem das Geld aus der Tasche ziehen wollen.

    Kosten reduzieren mit der REGEL 4: Sich nicht durch Geld ausgeben trösten

    Finanztest warnt auch davor, sich mit kleinen Einkäufen zu trösten oder zu belohnen. Der psychologische Effekt hält nur kurz an, dafür ist das Konto dauerhaft leer. Wer die Kostenfallen des Alltags aufzuspüren will, muss dagegen seine Sinne schärfen. Viele dieser Ausgaben wirken ganz selbstverständlich, doch sie lassen sich leicht weglassen.

    Der Kaffee im Pappbecher auf die Hand ist hier das klassische Beispiel. Der Finanzautor David Bach hat ihn als einen der Hauptschuldigen fürs leere Konto mit seinem Buch „The Latte Factor“ (Der Latte-Faktor) in den USA populär gemacht. „Wenn Du Dir den Kaffee Latte in Deiner Hand leisten kannst, bist Du reicher, als Du denkst“, ist der zentrale Satz des Buchs. Gerade für Büroangestellte ist das Heißgetränk aus hippen Caféketten Teil ihres Lebensstils; allein Deutschland verbraucht 2,8 Milliarden Wegwerfbecher pro Jahr. Das Gefühl, dazuzugehören und sich etwas zu gönnen, ist jedoch in der Summe teuer erkauft. Neues Jahr und mehr Geld? Wer 2020 alles profitiert.

    Kosten reduzieren mit der REGEL 5: Gehirn einschalten statt der Masse folgen

    Ein so verbreitetes Verhalten hinterfragt kaum einer mehr. Umso mehr Aufmerksamkeit hat Bach für seine Beispielrechnungen erhalten. Er ging von einem Preis von fünf Dollar für einen großen Milchkaffee (in New York) und einem Zinssatz von zehn Prozent aus. Das ist beides eher großzügig kalkuliert, aber es demonstriert umso besser die Finanzweisheit dahinter. Bach verblüffte die Talkshow-Öffentlichkeit mit eigentlich uralter Zinseszinsrechnung. Er führt aus, dass aus dem gesparten Kaffee in zehn Jahren 30.000 Dollar werden und in 40 Jahren eine Million.

    Das alles betrifft ausgerechnet Mitte- und Gutverdiener in besonderem Maße, warnt Bach. Wer mehr verdient, hat meist entsprechend höhere nutzlose Kleinausgaben. Bei einem Netto-Einkommen von 3000 Euro im Monat sind dies pro Arbeitstag gut und gern 20 Euro. Bei – realistischen – fünf Prozent Zinsen über 20 Jahre sammelt sich ein Vermögen von 150.000 Euro an. Das wäre bereit eine hübsche Anzahlung für ein Eigenheim. Das alles durch den Verzicht auf einen ungesunden Energydrink aus dem Getränkeautomaten und dergleichen.

    Noch mehr Beispiele für kleine Kosten mit großer Wirkung:

    • Coffee To Go (statt Thermosbecher mit eigenem Kaffee)
    • Mittags immer draußen essen (statt Pausenbrot)
    • 2 Streamingdienste statt nur einem (gilt für Musik wie für Video)
    • Teurer Stromanbieter statt billigem Stromanbieter
    • Waschmaschine mit nur wenigen Teilen laufen lassen
    • Bücher kaufen (statt in der Bibliothek auszuleihen)
    • Ungenutzte Fitnessstudiomitgliedschaft (statt Joggen im Park)
    • „Schnäppchen“ beim Discounter, die später nur herumliegen (statt Einkaufen mit Liste)

    Durch Kombination solcher Einsparungen lassen sich pro Jahr rund 5000 Euro herausholen.

    Mehr Finanztipps zur Vermögensbildung und Altersvorsorge:

    Auch eine Steuererklärung zu machen, kann einem Geld einbringen. Was für die Steuererklärung 2019 zu beachten ist und welche Steuerklassen sich für Paare beim Ehegattensplitting eignen. Geldgeschenks vom Chef sind vermögenswirksame Leistungen. So bekommt man sie, so funktioniert es und das sind die besten Geldanlagen. Hat man 25.000 Euro ist es in zinsarmen Zeiten schwierig sie ohne Wertverlust anzulegen. Wie es aber geht, erklären unsere Experten. Auch wie viel man pro Monat für die Altersvorsorge zurücklegen muss, rechnen wir vor. Hat man ein Vermögen von 250.000 Euro aus Immobilien, Geldanlagen oder Gesparten ist die Frage, ob es reicht um die Rentenlücke auszugleichen.