Hamburg. Die SS United States galt einst als schnellstes Schiff der Welt. Seit 1996 geht sie in Philadelphia vor Anker – und muss nun weichen.

Ein Schiff, das mit seiner Jungfernfahrt einen Weltrekord aufstellte. Die SS United States wurde dank ihrer einzigartigen Schnelligkeit in den frühen 50er-Jahren weltweit berühmt. Seit 1996 geht sie in Philadelphia vor Anker und ist jetzt dem kompletten Untergang geweiht. Warum kann sich ein so besonderes Schiff nicht über Wasser halten? Ein Blick auf 72 Jahre Schiffsgeschichte.

Einst schnellstes Schiff der Welt: Warum ist die SS United States so berühmt?

Am 3. Juli 1952 fuhr die SS United States zum ersten Mal aus und stellte direkt mit ihrer Jungfernfahrt einen weltweiten Rekord auf. In nicht einmal vier Tagen, genauer gesagt in drei Tagen und zehn Stunden, überquerte das Dampfturbinenschiff den Atlantik – von New York (USA) nach Southampton (England). Bis heute trägt die SS United States den Titel des Blauen Bandes, wie „T-Online“ berichtet.

Ein Rekord, der nicht nur beeindruckte, sondern natürlich auch neue Wege eröffnete. Zur Einordnung: Im Durchschnitt dauert die Schifffahrt zwischen den beiden Anlaufstellen rund doppelt so lang, etwa fünf bis sieben Tage benötigte das Schiff über den Atlantik. Die SS United States kam mit einer Höchstgeschwindigkeit von 42 Knoten, während durchschnittliche Kreuzfahrtschiffe lediglich etwa 21 Knoten erreichten.

Fakten zum US United States Schiff

  • Höchstgeschwindigkeit: 42 Knoten (entspricht etwa 78 Kilometern pro Stunde)
  • Das Schiff ist komplett feuerfest und wurde ohne Holz (außer am Hackklotz der Kombüse) und andere brennbare Stoffe gebaut.
  • Der ursprüngliche Plan war es, die SS US United States in ein Militärschiff zu verwandeln. Der Umbau wurde staatlich mit einem zweistelligen Millionenbetrag finanziert, ist aber nie umgesetzt worden.
  • Den Schnellläufer in ein luxuriöses Reiseschiff zu verwandeln, wäre wiederum noch kostenintensiver, wodurch das Schiff seit Jahren in Philadelphia ankert und um Restaurierungsfinanzierungen kämpft.
  • Das Dampfturbinenschiff wechselte schon mehrfach den Besitzer. Die Innenausstattung wurde versteigert und fast vollständig entkernt.
  • Die sogenannte „SS United States Conservancy“ ist eine Stiftung, die Spenden sammelt, um das Schiff zu restaurieren und vor dem Abriss zu retten.
  • Im Jahr seiner Jungfernfahrt lief die SS United States auch in Bremerhaven ein. Auf dem zugehörigen Social Media-Kanal der Stiftung finden sich viele Eindrücke aus der Blütezeit der SS United States.
  • Susan Gibbs ist Teil der „SS United States Conservancy“, die sich für die Erhaltung des Ozeanliners einsetzt. Ihr Großvater designte das Schiff in den späten 40er-Jahren.
  • Die Organisation setzt sich für die Erhaltung des Schiffes ein und wünscht es zu einem Museum, 1.000-Zimmer-Hotel mit Restaurants und für Events umzufunktionieren.

Zum Nachempfinden liefert der Instagram-Kanal der SS United States Material aus seiner Blütezeit, die fotografisch umfassend dokumentiert wurde. Auch in Bremerhaven lief der Ozeanliner zu seiner Hochzeit ein. Ganze 167 Mal steuerte das Schiff die Columbuskaje an und transportierte über eine Million Menschen über den Atlantischen Ozean in die Staaten, schreibt „T-Online“.

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Was ist mit der SS United States passiert?

Die SS United States ist ein Dampfturbinenschiff, das mit ursprünglich für Flugzeugträger konstruierten Turbinen betrieben wurde. Im Jahr 1969 veränderte sich das Flugangebot in und aus der USA: Flugreisen wurden günstiger und somit auch gefragter. Der Konkurrenz konnte das Schifffahrtsgeschäft nur schwer standhalten, wonach die SS United States an Kundschaft verlor und mit der Zeit stillgelegt wurde.

Dass das Schiff ausgerechnet durch den Aufstieg der Flugzeuge seine Stellung verlor, ist also eine fast schon zynische Randnotiz in den Geschichtsbüchern. Seither geht das Flaggschiff in Philadelphia vor Anker, während die Stiftung mit durchaus langem Atem um Gelder kämpft.

SS United States war schnellstes Schiff der Welt: Gerichtsentscheid lässt Ende nahen

Um das amerikanische Wahrzeichen, wie die „SS United States Conservancy“ das Schiff einordnet, vor der Verschrottung zu bewahren, sammelt die gemeinnützige Organisation seit Jahren Spendengelder. Nun rückt der Verlust des ausgesonderten Ozeandampfers näher, denn ein Gericht entschied laut „Cruise Ship Portal“, dass die SS United States vom Pier 82 in Philadelphia weichen muss.

Grund dafür war ein Streit zwischen der Organisation und dem Unternehmen „Penn Warehousing“, welches die Liegegebühren für das Schiff 2021 verdoppelt hatte. Die Conservancy zahlte aber weiter den regulären Preis, woraufhin die Kündigung folgte. Nach Verhandlungen wurde nun am US-Bezirksgericht in Philadelphia zugunsten „Penn Warehousing“ entschieden, dass das Schiff einen neuen Stellplatz finden müsse. Dabei sähe die Conservancy, die gemeinsam mit „RXR Realty“ und „MCR Hotels“ an Zukunftsplänen der SS United States arbeitet, das Schiff am liebsten in einem Pier in Manhattan.

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SS United States: Urteil bringt hohen Kostenaufwand und Unsicherheit

Nicht nur die Suche nach einem neuen Stellplatz für ein Schiff in der Größe der SS United States stellt eine Herausforderung dar. Auch die Kosten für den Transport (Versicherung, Schlepper, Inspektion und Dockvorbereitung) müssen bedacht und erbracht werden.

Doch mit solchen Ausnahmesituationen ist das Team hinter der Organisation bereits vertraut – im Jahr 2015 konnten im Rahmen einer Kampagne 600.000 US-Dollar generiert und so die schon damals drohende Verschrottung abgewendet werden, wie „Cruise Ship Portal“ erklärt. Diesmal bleibt den Organisatoren jedoch nur noch wenig Zeit, die Gelder und nötigen Maßnahmen zu mobilisieren. Denn die Frist endete am Donnerstag, 12. September 2024.

In der Vergangenheit hatte auch die Bremerhavener Lloyd Werft in mehreren Ansätzen versucht, die SS United States zu retten. Zuletzt habe es im Jahr 2016 konkrete Pläne zum Umbau gegeben, die sogar Skizzen und Ideen zur Umsetzung gezeigt hätten, berichtet „T-Online“ weiter. Gescheitert seien die Pläne aufgrund der Kosten, die mit über 800.000 Dollar zu hoch gewesen seien.

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SS United States wird zum Lost Place: Zukunftspläne kursieren

Für die Zukunft des Ozeanliners stünden laut eines Berichts der „Nordsee Zeitung“ mehrere Überlegungen im Raum: entweder die Verschrottung, die Versenkung oder die Verwandlung. Laut Angaben der „NZ“ sprächen derzeit mehrere US-Medien darüber, dass die SS United States tatsächlich umfunktioniert werden könnte.

So werde erörtert, ob das Schnellschiff zukünftig als Taucherattraktion vor der Küste Floridas ein „zweites Leben“ bekommen soll. Dies bestätigte die Organisation, die bereits Verhandlungen führe, laut denen der Ozeandampfer, so „T-Online“, als künstliches Riff versenkt und mit einem Museum an Land weiterleben würde. Falls dem nicht so sei, drohe bislang die Verschrottung. Fest steht aber noch nichts.

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Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels haben wir fälschlicherweise ein anderes Boot abgebildet. Wir haben das Bild ausgetauscht. Wir bitten Sie vielmals um Entschuldigung.