Trotz der hohen Getreidepreise hält das Umweltministerium am bisherigen Weg fest. Änderungen seien nicht geplant, heißt es.
Berlin. Die Bundesregierung erwägt trotz der hohen Getreidepreise zurzeit keine Änderung ihrer Biokraftstoff-Strategie. Das machten Vertreter des Agrar- und des Umweltministeriums am Montag in Berlin deutlich. Beim Preisanstieg von Agrarprodukten spielten Faktoren wie Ernteausfälle in den USA oder Bevölkerungswachstum eine Rolle, Biokraftstoffe aber nur „in einem eher geringeren Umfang“, sagte ein Sprecher von Agrarministerin Ilse Aigner (CSU).
Das Bundesumweltministerium lehnte es erneut ab, sich an der Debatte über einen Stopp des Biosprits E10 zu beteiligen. Von Überlegungen für einen Strategiewechsel beim Einsatz von Biokraftstoffen sei ihm nichts bekannt, betonte ein Sprecher.
Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) bekräftigte hingegen seine Forderung nach einem Produktionsstopp für E10. „Ich bin der festen Überzeugung, dass die starren Beimengungsvorschriften in Deutschland, aber auch in den USA, dazu führen, dass bei Ernteausfällen die Preise exorbitant steigen“, sagte er. „Und deswegen sollte die Produktion von E10 eingestellt werden, solange bis wir es ermöglichen können, dass die essbaren Teile einer Pflanze für den Menschen für die Nahrungssicherung zur Verfügung stehen – und die nicht essbaren für die Energieversorgung.“
Der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) wies die Einschätzung zurück, dass der starke Preisanstieg mit der Herstellung von Biosprit zusammenhänge. „Der von den deutschen Ethanolherstellern verbrauchte Anteil der deutschen Getreideernte ist mit etwa vier Prozent gering“, sagte Geschäftsführer Elmar Baumann. Niebel verkenne, „dass 30 Prozent des Getreides, das zu Ethanol verarbeitet wird, in die Tierfuttermittelproduktion geht, also bereits zur Nahrungsmittelherstellung verwendet wird“.
Nach Angaben des Bundesagrarministeriums werden in Deutschland zurzeit auf 250 000 Hektar Getreide und Zuckerrüben für Bioethanol angebaut, das zur Herstellung des Biosprits E10 dient. Hinzu kommen 910 000 Hektar für Rapsöl und Biodiesel – bei einer gesamten Agrarfläche von 12 Millionen Hektar