Laut Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel führt der Kraftstoff dazu, “dass Menschen zu wenig Nahrung haben“, vor allem bei steigenden Lebensmittelpreisen.
Amman. Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) hat die Aussetzung des E10-Superkraftstoffs gefordert. Im Nachrichtensender n-tv sagte Niebel am Mittwoch, dieser Biosprit stelle einen „Konflikt zwischen Tank und Teller“ dar. Gerade bei steigenden Lebensmittelpreisen könne er „zu stärkerem Hunger in der Welt beitragen“. Der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) wertete Niebels Äußerung als unbedacht.
Die Beimischungspflicht führe „im Endeffekt dazu, dass Menschen zu wenig Nahrung haben“, sagte Niebel. Da E10 in Deutschland ohnehin schwer akzeptiert werde, „muss man überdenken, ob das der richtige Weg ist. Und solange man denkt, sollte man E10 aussetzen“, fügte er hinzu.
Der Konflikt könne künftig möglicherweise aufgelöst werden, „indem man durch weitergehende Forschung einerseits die Früchte der Felder für Nahrungsgewinnung erhalten kann, auf der anderen Seite die Restprodukte der Pflanzen für die Biospritproduktion nutzen kann“. Solange dazu keine Ergebnisse vorlägen, sollte man sich auf vordringliche Aufgaben besinnen. „Vordringlich ist die Ernährung der Menschen“, sagte Niebel.
Bei der Frage, ob es eine im Kabinett abgestimmte Strategie bei dem Thema gebe, ließen die Sprecher des Bundeswirtschafts- und des Umweltministeriums ihrer Kollegin aus dem Entwicklungsministerium den Vortritt. „Der Entwicklungsminister hat sich aus seiner Sicht geäußert“, hieß es vom Niebel-Ministerium. Die Sprecherin von Umweltminister Peter Altmaier (CDU) sagte schließlich: „Wenn hier eine Äußerung eines anderen Ministers im Raum steht, dann bleibe ich dabei, dass ich dazu keine Stellungnahme abgebe und diese Äußerung auch nicht bewerte. Das ist die Aufgabe der Kollegin.“
Der Superkraftstoff E10 mit zehn Prozent Bioethanol-Anteil muss in Deutschland seit Anfang 2011 angeboten werden. Bisher meiden rund zwei Drittel der Autofahrer den Sprit, obwohl ihm mehrfach Unbedenklichkeit für die Motoren bescheinigt wurde. VDB-Geschäftsführer Elmar Baumann erklärte, ein Verbot von E10 „wäre nichts anderes als Symbolpolitik“. Es habe keine Auswirkungen auf die Ernährungssituation in den Entwicklungsländern. „Für die Bioethanolproduktion wird nur der Stärkeanteil des Getreides genutzt, das verbleibende Protein wird zu Tierfuttermittel verarbeitet.“ Hunger entstehe durch Bürgerkriege, Korruption, Klimawandel und Armut.
Mit Material von dapd