Seit Einführung 2002 wurden bisher insgesamt 45 Milliarden Euro an Beiträgen eingezahlt. Auch Geringverdiener nutzen Zuschuss.
Berlin. Trotz der Bedenken wegen hoher Abschlusskosten und geringer Zinserträge bleibt die Riester-Rente der Renner in der privaten Altersvorsorge. 15,5 Millionen Riester-Verträge gibt es in Deutschland, allein im vergangenen Jahr wurden neu 971 000 abgeschlossen. Das geht aus Zahlen des Bundesarbeitsministeriums von Ursula von der Leyen (CDU) hervor. Die Zentrale Zulagenstelle für Altersvermögen, die an die Versicherten die staatliche Förderung auszahlt, hat ausgerechnet, dass seit Einführung 2002 insgesamt 45 Milliarden Euro in Riester-Verträge geflossen sind. Davon, sagte der Leiter der Zulagenstelle, Ulrich Stolz, seien 13,2 Milliarden vom Staat gekommen.
Die Riester-Rente soll dafür sorgen, dass die Bürger zukünftig bei sinkendem Rentenniveau aus dem gesetzlichen Topf auch im Alter ihren Lebensstandard halten können. Die alternde Gesellschaft mit weniger Beitragszahlern und mehr Rentnern tut ihr Übriges. Dafür gibt es beim Abschluss einer privaten Rentenversicherung laufend Geld vom Staat - einen Sockelbetrag sowie Zulagen für Kinder und Berufseinsteiger (bis 25 Jahre).
Allerdings ruhen derzeit 18,5 Prozent aller Riester-Verträge, weil keine Beiträge gezahlt werden, zum Beispiel wegen Arbeitslosigkeit. Dieser Anteil, so Stolz, sei aber noch unter der Ruhequote bei den "normalen" Verträgen der Versicherungswirtschaft. Die meisten Riester-Verträge (68 Prozent) kommen von Versicherungen. Aber auch Kapitalanlagegesellschaften (18 Prozent) verkaufen viele Policen. In den vergangenen Jahren stark nachgefragt waren Wohn-Riester-Verträge. Damit lassen sich die eigenen vier Wände als Alterssicherung vom Staat bezuschussen.
Und offensichtlich, das belegen neue Zahlen der Zulagenstelle, die zwischen Rentenversicherung und Finanzministerium angesiedelt ist, profitieren vor allem Geringverdiener und Frauen von den Zulagen. Jeder dritte Riester-Sparer mit staatlicher Förderung verdient weniger als 10 000 Euro im Jahr brutto. 70 Prozent haben ein Einkommen unter 30 000 Euro, also klar unter dem Durchschnittsverdienst. "Der Kinderzuschlag kommt bei den Familien an", sagte Sabine Ohsmann von der Deutschen Rentenversicherung. Von jedem Euro Staatsförderung flössen gut 40 Cent als Kinderzulage.
Das ist Wasser auf die Mühlen von Ministerin von der Leyen. Ihr geplantes Modell einer Zuschussrente für Geringverdiener ist derzeit in der Kritik, weil sie künftig nur den Menschen die Niedrigrente auf etwa 850 Euro im Monat aufstocken will, wenn diese eine private Riester-Rente abgeschlossen haben.
Kritiker der Riester-Rente bemängeln jedoch, dass häufig die Kosten für die privaten Verträge so hoch seien, dass auch alle staatlichen Zuschläge nicht für eine adäquate monatliche Rentenzahlung sorgen. So hatte beispielsweise das Magazin "Ökotest" ausgerechnet, dass ein Familienvater von Mitte 30 mit zwei Kindern bis zur Rente mit 67 Jahren 10 000 Euro Staatsgeld bekommt, aber die Versicherung fast 8900 Euro an Gebühren kassiert. Deshalb raten die Verbraucherzentralen von einigen Riester-Produkten ab.
Ministerin von der Leyen hat einen "Beipackzettel" für Riester-Versicherungen versprochen. Doch der lässt noch auf sich warten. Aus der Unionsfraktion hieß es, das Finanzministerium sei gebeten worden, eine Formulierungshilfe für einen Gesetzentwurf der Koalitionsfraktionen auszuarbeiten. Dieser solle im Herbst vorliegen. Die Deutsche Rentenversicherung arbeitet an einer jährlichen Renteninformation, die auch die private Altersvorsorge einschließt. Dann hätte jeder Arbeitnehmer schwarz auf weiß, was er an Renten zu erwarten hat. Doch ein solcher Überblick sei wegen der unterschiedlichen Anlagen (Betriebsrente, Banksparplan etc.) schwierig zu erstellen, heißt es bei der Rentenversicherung.