Die CSU hat nur ein Fünftel weibliche Mitglieder. Mit einer Frauenquote will sie jetzt auch mehr Frauen als Wählerinnen gewinnen.
München. Die CSU will mit direkter Demokratie, eigener Internet-Partei und Frauenquote zur topmodernen Partei werden. Der CSU-Vorstand stimmte gestern nach monatelangen internen Diskussionen der Einführung einer festen 40-Prozent-Quote für Frauen in der Parteispitze und den sieben Bezirksvorständen zu.
Für die Kreis- und Ortsverbände werde die Quote nicht verpflichtend, sondern eine "Soll-Bestimmung", sagte CSU-Chef Horst Seehofer nach der Vorstandssitzung in München. Er sei überzeugt, dass die Quotenregelung einen großen Schub in der CSU auslösen werde. 2011 solle in der Partei das "Jahr der Frauen" werden.
Bei der Quote hinkt die CSU allerdings Grünen, SPD und CDU hinterher, die alle schon Regeln zur Frauenförderung haben. Endgültig beschließen muss die Quote der CSU-Parteitag Ende Oktober. CSU-intern gibt es nach wie vor Widerstand, vor allem von der Jungen Union und in vielen Kreisverbänden. Trotzdem gab es im CSU-Vorstand keine Gegenstimme und nur eine Enthaltung - von JU-Chef Stefan Müller. Anlass der Debatte war, dass die CSU mit einem Fünftel weiblicher Mitglieder die männerlastigste der im Bundestag vertretenen Parteien ist. "Ich bin sehr zufrieden", sagte die Frauen-Unions-Vorsitzende Angelika Niebler. "Das ist ein Riesenschritt."
+++ Kommentar: CSU quält sich mit der Quote +++
Grund des CSU-internen Widerstands gegen die Quote sind grundsätzliche sowie praktische Bedenken - denn in vielen CSU-Orts- und -Kreisverbänden wäre eine 40-Prozent-Quote wegen fehlender Frauen nur schwer zu erfüllen. "Wir hätten uns gewünscht, zuerst die Instrumente für die bessere Frauenförderung zu schaffen, bevor man zu Zwangsmaßnahmen greift", sagte der JU-Chef Stefan Müller zur Quote.
Im vom Parteitag zu verabschiedenden Leitantrag verankerte der Vorstand zugleich Vorschläge einer Parteireform, die zu einer stärkeren Einbindung der Mitglieder führen soll. Künftig soll es in der CSU auf allen Ebenen Mitgliederbefragungen zu Sach- und Personalfragen geben. Zu dem Modernisierungskurs der CSU gehört auch, eine Internet-Mitgliedschaft zu ermöglichen.