Der Abschied vom traditionell-konservativen Familienbild, nach dem sich die Frau zu Hause um die Kindererziehung kümmert und der Mann das Geld nach Hause bringt, fällt der CSU schwer. Gemessen an einem der letzten familienpolitischen Prestigeobjekte der Christsozialen, der "Herdprämie", klingt die geplante Einführung einer Frauenquote von 40 Prozent in den oberen Parteigremien fast wie eine Art Kulturrevolution.
In der CSU ist bei der Zahl ihrer weiblichen Repräsentanten nach oben besonders viel Luft. Nur 19 Prozent der Parteimitglieder sind weiblich. Der Frauenanteil in der Landtagsfraktion liegt bei 20,6 Prozent, in der Landesgruppe im Bundestag bei 13,3 Prozent. Dabei sind es nicht nur Männer, die sich aufgrund ihres Machtanspruchs mit der Quote quälen. Viele Frauen sehen in ihr sogar eine Diskriminierung, befördert nicht nach Qualifizierung, sondern nach Geschlecht - als "Quoten-Else". Das untergräbt jede weibliche Autorität. Langfristig kann ohnehin nur ein kultureller Wandel dafür sorgen, dass Frauen auf den oberen Stufen der Karriereleiter nicht unterrepräsentiert sind. Das weiß man natürlich auch bei der CSU, obwohl das offiziell niemand sagt. Da drängt sich der Verdacht auf, dass die Konservativen mit der Quotenregelung vor allem einen Ausweg aus ihrem Umfragetief suchen. Als würde das der weibliche Wähler nicht durchschauen.