Befürworter und Gegner geben sich unversöhnlich. Ein grüner Verkehrsexperte sagt: „Man kann den Baustopp auch Innehalten nennen.“
Stuttgart/Berlin. Der gerade begonnene Dialog zwischen Gegnern und Befürwortern des Bahnprojekts Stuttgart 21 hängt schon wieder am seidenen Faden: Zwar kündigte der Initiator des ersten Treffens, Stadtdekan Michael Brock, an, es könne weitere Treffen auf Expertenebene geben. Die Gegner erwarten dafür jedoch bis in einer Woche ein Signal von der Bahn. „Man muss das ja nicht Baustopp nennen, sondern Innehalten oder so“, sagte Grünen-Verkehrsexperte Werner Wölfe.
Auch die Veröffentlichung eines detaillierten Bauzeitenplans könne so ein Zeichen sein. Bahn-Vorstand Volker Kefer kündigte an, dies zu prüfen, fragte aber auch: „Wofür soll das dienen?“. Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) und Bahnchef Rüdiger Grube lehnten fast zeitgleich bei der Präsentation der beiden neuen Projektsprecher einen Baustopp bei Stuttgart 21 kategorisch ab. „Meine Hand ist ausgestreckt bei der Ausgestaltung des Projekts“, sagte Mappus. „Aber einen Baustopp wird es nicht geben.“
Wie festgefahren die Angelegenheit ist, zeigte sich bei der Sondierung an der Frage, ob das geplante Dialogforum überhaupt ergebnisoffen geführt werden könne. Unmöglich, betonte Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU): „Das hieße ja, dass am Ende auch ein anderes Projekt verwirklicht werden könnte. Das geht aber nicht. Die Bahn hat Baurecht und die Bahn baut.“ Auch Kefer betonte, dass nicht mal ein vorübergehender Baustopp für die Bahn denkbar ist: „Ein Moratorium kommt für uns nicht infrage.“
Gangolf Stocker, Chef der Bürgerinitiative „Leben in Stuttgart – - Kein Stuttgart 21“, gibt der Fortsetzung der Gespräche kaum Chancen: „Da läuft nichts mehr“, sagte er nach der Sondierung. Jede Fortsetzung, jedes Dialogforum, müsse natürlich ergebnisoffen sein.
Am Freitag wurde auch die Nachfolge für den zurückgetretenen Sprecher das Bauprojekts, Wolfgang Drexler (SPD) , bekannt gegeben. Die Aufgabe übernehmen gemeinsam der frühere Stuttgarter Regierungspräsident Udo Andriof (CDU) und der Unternehmensberater Wolfgang Dietrich. Drexler hatte das Amt aufgegeben, weil er in seiner Partei nicht mehr den nötigen Rückhalt für „Stuttgart 21“ sieht.