Der Konflikt um das Milliarden-Bahnprojekt Stuttgart 21 spitzt sich zu. Ein Großaufgebot der Polizei überwacht das Fällen von 300 Bäumen.
Stuttgart. Der Konflikt um das Milliarden-Bahnprojekt Stuttgart 21 spitzt sich weiter zu. Mit einem Großaufgebot hat die Polizei am Donnerstag damit begonnen, einen Teil des Schlossgartens abzusperren. Dort sollen die ersten von insgesamt 300 teilweise uralten Bäumen für den Umbau des Hauptbahnhofes gefällt werden. Auch der Landtag wurde abgeriegelt. Parkschützer kündigten massive Proteste und Widerstandsaktionen an.
Auch die Bundespolizei und Beamte aus anderen Bundesländern seien im Einsatz, teilte das Polizeipräsidium Stuttgart mit. Es wurden Absperrgitter und Lichtmasten aufgebaut sowie Wasserwerfer in Stellung gebracht. Die Stuttgart-21-Sprecher Udo Andriof und Wolfgang Dietrich erklärten, der mittlere Schlossgarten werde für die Einrichtung des Grundwassermanagements freigeräumt.
Dafür müssten rund 25 Bäume mit einem Stammdurchmesser von mindestens 25 Zentimeter gerodet werden. Die Fällarbeiten können an diesem Freitag beginnen. Auf der Fläche sollen eine Halle mit einer Grundfläche von 1000 Quadratmetern und Wasserbehälter aufgestellt werden. Insgesamt müssen dem Bahnprojekt voraussichtlich 282 Bäume weichen. Die Deutsche Bahn ist verpflichtet, nach Abschluss der Bauarbeiten 293 Bäume nachzupflanzen .
Mehrere Tausend Demonstranten haben sich am Schlossgarten versammelt, um gegen die geplante Abholzung zu protestieren. Von Mitternacht an könnten die ersten von rund 300 teilweise uralten Bäumen für das Milliardenbahnprojekt Stuttgart 21 gefällt werden. Nach Augenzeugenberichten beendeten die Beamten auch die Besetzung eines Polizei-Lastwagens.
Rund 20 Teilnehmer einer Schülerdemonstration hatten den Wagen, mit dem Absperrgitter transportiert wurden, zuvor besetzt. Die Stuttgart-21-Gegner kündigten massiven Widerstand an. „Masse zählt, weil die Polizei nicht Tausende Leute räumen kann“, sagte der Sprecher der „Parkschützer“, Matthias von Herrmann.
Die Grünen haben den Polizeieinsatz im Stuttgarter Schlossgarten scharf kritisiert. Grünen-Verkehrsexperte Werner Wölfle verwies auf eine Demonstration von mehreren Hundert Schülern gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21. „Dass dieser Aufmarsch der Polizei während der Schüler-Demo stattfindet, finde ich die größte Unverschämtheit“, sagte Wölfle der Nachrichtenagentur dpa. „Unsere Schüler brauchen diesen Eindruck der geballten Staatsmacht nicht“.