Der von der Regierung beschlossene Atomkompromiss werde nach Einschätzungen der hessischen Stadtwerke zu einer Verteuerung der Strompreise führen.
Wiesbaden. Deutschland wird gespalten. Zwar gibt es einige, die die am Sonntag beschlossenen längeren Laufzeiten für Atomkraftwerke begrüßen, doch auch die Zahl der Kritiker wächst. Die hessischen Stadtwerke sind solche Kritiker. Die Stadtwerke gehen davon aus, dass die Entscheidung der Bundesregierung dafür sorgen wird, dass sich die Strompreise für Geschäfts- und Privatkunden verteuern werde, so der hessische Vorsitzende des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Constantin Alsheimer. Denn der Beschluss verfestige die Angebotsmacht der großen Konzerne bei der Stromerzeugung.
Außerdem wird kritisiert, dass die Regierung mit den Beschlüssen riskiere, viele von den Stadtwerken geplante Investitionen in erneuerbare Energien auf Eis zu legen und damit hoch effiziente Krafte-Wärme-Kopplungsanlagen, sagte der Chef des Frankfurter Versorgers Mainova weiterhin.
Die VKU-Landesgruppe forderte die hessische Landesregierung auf, sich in Gesprächen mit der Bundesregierung für einen Ausgleich für die anderen Stromerzeuger einzusetzen. „Die wettbewerbliche Ausgewogenheit in dem noch ausstehenden Energiekonzept der Bundesregierung muss wieder hergestellt werden“, betonte Alsheimer. Dem VKU gehören in Hessen 72 Mitglieder an.
Die Stadtwerke wollten im Zeichen des von rot-grün beschlossenen Atomausstiegs stärker selbst in die Stromproduktion einsteigen, um die langsam abnehmende Menge Atomstrom auszugleichen. Jetzt müsste jedes einzelne Projekt erneut auf den Prüfstand gestellt werden, hieß es bei der Mainova. „Wir investieren nur in Projekte, die sich auch rechnen“, sagte ein Sprecher des kommunal kontrollierten Unternehmens.
Alsheimer verwies wie VKU-Bundeschef Stephan Weil auf die drohende jahrelange Rechtsunsicherheit in Folge der bereits angekündigten Verfassungsbeschwerden gegen den Atomkompromiss. Über den weiteren energiepolitischen Kurs der Bundesregierung werde vermutlich erst in einigen Jahren nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts Klarheit herrschen. Für die anstehende Energiewende sei diese Klarheit aber dringend notwendig. „Unsere Investitionen sind nicht auf Jahre, sondern auf Jahrzehnte ausgerichtet. Dafür sind verlässliche Rahmenbedingungen unverzichtbar“, erklärte Alsheimer in einer Mitteilung.