Mit ihren zynischen Äußerungen zur Loveparade disqualifiziert sich die ehemalige Nachrichtensprecherin selbst.
Wie viel Kalkül braucht es, um eine Katastrophe wie die von Duisburg für die eigene Medienpräsenz zu nutzen? Eva Herman hat auf der Webseite des obskuren Kopp-Verlags einen Text zur Loveparade veröffentlicht, der an Zynismus und Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten ist. Denn wer die Parade als "Sodom und Gomorrha" bezeichnet, Toten wie Überlebenden vorwirft, sie hätten genau gewusst, worauf sie sich einlassen, und damit schließt, dass möglicherweise "ganz andere Mächte mit eingegriffen [haben], um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen", der weiß genau, was er schreibt und warum.
Eva Herman ist ein Medienprofi. Und ihr Ziel ist nicht in erster Linie, den "kulturellen und geistigen Absturz" der Gesellschaft - an dem die "Achtundsechziger" schuld sind - anzuprangern, sondern sich wieder ins Gespräch zu bringen. Anders ist das Ausmaß an kalkulierter Bosheit nicht zu erklären, das auch durch "tiefstes Beileid" mit den Hinterbliebenen nicht gemindert wird.
In einem weiteren, am Montag an gleicher Stelle erschienenen Text gibt sich Frau Herman zunächst zurückhaltend: "Große Resonanz" habe es auf ihren Artikel gegeben, "einige junge Leute" seien "ärgerlich" gewesen. Doch die rhetorische Bescheidenheit legt sich im Verlauf des Pamphlets wieder, schließlich muss sie sich schnell noch als Märtyrerin gerieren, die für einen "Traum" kämpft: den Traum von einem Land, in dem "Verlässlichkeit und gegenseitiger Respekt wichtig sind", "mit Medien, die wahr berichten" und "Liebe für den Nächsten".
Auf Eva Herman kann man sich verlassen. Darauf, dass sie keine Chance ungenutzt lässt, sich auf Kosten anderer zu profilieren. Ohne Respekt vor den Toten, Verletzten, Traumatisierten und Trauernden, voller tendenziöser Unterstellungen. "Liebe für den Nächsten" praktiziert man anders.
Loveparade-Tragödie: Eva Herman vermutet Strafe Gottes