Demonstranten fordern den Rücktritt des Oberbürgermeisters von Duisburg. Adolf Sauerland weist jegliche Verantwortung zurück.
Duisburg. Der Druck auf den Oberbürgermeister von Duisburg, Adolf Sauerland (CDU), nimmt fünf Tage nach der Katastrophe bei der Loveparade zu. Mehrere Politiker legten dem Stadtoberhaupt am Donnerstag einen Rücktritt nahe. Sauerland selbst entschuldigte sich unterdessen für Fehlinformationen am Unglückstag. Eine persönliche Verantwortung für die Tragödie wies er aber erneut zurück.
Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) sagte der „Rheinischen Post“: „Der Duisburger Oberbürgermeister und die Verantwortlichen in der Stadtspitze werden sich letztendlich der politischen Verantwortung stellen müssen.“ Innenminister Ralf Jäger empfahl Sauerland im Nachrichtensender N-TV, „sehr schnell für sich die Frage auf die Antwort zu finden, welche moralische Verantwortung er trägt, und daraus zu handeln“.
Noch deutlicher wurde der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hans-Peter Uhl (CSU). Er sagte im SWR, die politische Verantwortung für die Tragödie liege bei der Behörde, die die Veranstaltung genehmigt hat, also der Stadt. Deshalb sei es „natürlich“, dass Sauerland zurücktreten müsse. „Je schneller, um so besser“, sagte der Unionspolitiker.
Zugleich übte Uhl scharfe Kritik an Stadtverwaltung und Polizei. Der Auflagenbescheid der Stadt für die Massenveranstaltung zeige „abenteuerlich, wie fahrlässig hier gehandelt“ worden sei. In dem Dokument sei an keiner Stelle erwähnt, wie der Veranstalter „Sicherheit herstellen will und soll, und wie viele Ordner er dazu braucht, und an welcher Stelle was zu tun und zu lassen“ sei. Aber auch die Polizei hat Uhls Einschätzung nach versagt. Sie dürfe nicht nur Bedenken vortragen, sondern müsse sich notfalls durchsetzen.
Oberbürgermeister entschuldigt sich für Fehlinformationen
Sauerland hat unterdessen die Angehörigen der Loveparade-Opfer für Fehlinformationen am Unglückstag um Entschuldigung gebeten. Er bezog sich dabei auf Angaben, wonach die meisten Opfer durch Stürze zu Tode gekommen sein sollten. In Wahrheit waren sie jedoch an den Folgen von Brustquetschungen gestorben. „Diese Aussage war definitiv falsch“, räumte Sauerland nun in der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ ein. Seine Informationen habe der Krisenstab von Ärzten erhalten.
In der „Bild“-Zeitung betonte Sauerland zudem, er selbst habe die Loveparade nicht genehmigt. „Ich persönlich habe nichts unterschrieben, keine einzige Genehmigung.“ Am Donnerstag demonstrierten rund 250 zumeist jüngere Menschen gegen den Duisburger Oberbürgermeister. „Sauerland, Sie tragen die Verantwortung“, sagte einer der Redner und forderte den Rücktritt des Stadtoberhaupts.
Die Trauerbeflaggung in Nordrhein-Westfalen soll nach Informationen des Innenministeriums bis Samstag aufrecht erhalten werden. Auch im Bund werden Fahnen an Bundesgebäuden an diesem Tag auf Halbmast hängen, wie Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) ankündigte. Anlass ist die zentrale Gedenkfeier für die Opfer der Loveparade in der Duisburger Salvatorkirche. Wegen des erwarteten großen Andrangs an Trauergästen soll der Gottesdienst nach Angaben der Staatskanzlei in Düsseldorf auch auf Großbildleinwänden in und vor dem Duisburger Fußballstadion übertragen werden.
Zum Erinnerung an die Opfer wollen mehrere bürgerschaftliche Institutionen sowie der Stadtsportbund Duisburg zudem eine Gedenktafel am Ort den Unglücks aufstellen. Um Geld zu sammeln, haben sie für Sonntag, den 1. August, zu einem Spendentrauermarsch aufgerufen.
Die Reaktion von Rainer Schaller im Wortlaut