Der US-Präsident telefonierte mit Kanzlerin Merkel. Die Europäer wollen die Finanzmärkte stärker regulieren als die Amerikaner.
Berlin/Washington. Der G-20-Gipfel naht mit Riesenschritten, und die Staatschefs positionieren sich mit ihren Vorschlägen für die Regulierung der Finanzmärkte. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy haben in einem gemeinsamen Brief an Gipfel-Gastgeber Stephen Harper für eine weltweit schärfere Regulierung geworben. „Die jüngsten Turbulenzen auf den Finanzmärkten haben gezeigt, dass noch mehr getan werden muss, um finanzielle Stabilität zu gewährleisten“, schrieben Merkel und Sarkozy in dem Brief an den kanadischen Premierminister. Kanada richten den Gipfel der 20 mächtigsten Industrie- und Schwellenländer am Wochenende in Toronto aus.
Merkel und Sarkozy lobten in dem Brief die „ehrgeizige Agenda“ des Gipfels in Toronto. Deutschland und Frankreich würden sich dabei für die Einführung einer Abgabe oder Steuer für Finanzinstitute einsetzen, „um eine gerechte Lastenverteilung zu gewährleisten und Anreize zur Eindämmung systemischer Risiken zu schaffen“. Die Abgabe solle „risikoorientiert“ sein und dazu beitragen, falsche Anreize für riskante Finanzgeschäfte von systemrelevanten Instituten zu verringern.
US-Präsident Barack Obama hat Merkel im Vorfeld des G-20-Gipfels zu einer Stärkung der weltwirtschaftlichen Erholung gedrängt. Obama habe die deutsche Regierungschefin angerufen und mit ihr darüber gesprochen, wie wichtig und notwendig „robuste Schritte“ zur Stabilisierung des Aufschwungs seien, sagte Präsidentensprecher Bill Burton. Seinen Angaben zufolge telefonierte Obama auch mit dem spanischen Ministerpräsidenten und derzeitigen EU-Ratspräsidenten Jose Luis Rodriguez Zapatero. Der US-Präsident habe Spanien seine Unterstützung bei den schwierigen, aber notwendigen Maßnahmen zur Stärkung der spanischen Wirtschaft ausgesprochen.
Obama hat Deutschland aufgefordert, nicht zu rasch auf einen harten Sparkurs umzusteigen. Merkel wies dies zurück. Deutschland habe sich kein radikales Sparprogramm vorgenommen, man dürfe aber im Aufschwung nicht die in der Krise eingeleiteten Konjunkturprogramme fortführen.