Die Armut geht langsamer zurück als zuletzt. Zwischen den USA und Europa ist umstritten, wann die Schuldenberge abgebaut werden müssen.
Berlin/Toronto. Vor dem G-8-Gipfel in Kanada fordern Weltbank und die Vereinten Nationen mehr Hilfe für die Ärmsten. Die schleppende Erholung der Weltwirtschaft gefährde erste Erfolge der Armutsbekämpfung, warnte die Weltbank. Auch Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon will den führenden Wirtschaftsmächten beim anschließenden G-20-Gipfel ins Gewissen reden.
Die führenden Wirtschaftsnationen streiten vor dem Treffen weiter, ob die internationale Finanzwirtschaft an den Milliarden-Kosten der Krise beteiligt werden kann. Zwischen den USA und ihren Partnern in Europa ist zudem umstritten, wann die Konjunkturprogramme auslaufen und die Schuldenberge der Staaten abgebaut werden müssen.
Die Staats- und Regierungschefs aus den sieben stärksten Industrienationen und Russland (G8) beginnen am Freitag ihre Beratungen in Huntsville, gut 220 Kilometer nördlich von Toronto. Am Sonnabend kommen dann führende Politiker aus anderen wichtigen Wirtschaftsnationen zu einem G-20-Gipfel in Toronto hinzu. Bundeskanzlerin Angela Merkel wird am Donnerstagabend (Ortszeit) in Kanada erwartet.
Die Weltbank schlägt Alarm, da die langsame Erholung in wohlhabenden Ländern die Armutsbekämpfung gefährde. „Ein Mangel an Ressourcen für angemessene politische Aktionen kann Jahre an Fortschritten bei der Armutsbekämpfung gefährden“, heißt es in einer Botschaft an die Gipfelteilnehmer.
Auch die Vereinten Nationen sind besorgt. Zwar gehe die Armut in der Welt nach einer Bilanz der Vereinten Nationen zurück, aber langsamer als noch vor wenigen Jahren. „Wir haben in einigen Punkten Rückschläge hinnehmen müssen, aber unsere Millenniumsziele bleiben in Reichweite“, sagte Ban. Er will die Entwicklungshilfe zu einem Hauptthema bei den G8- und G20- Gipfeln machen.
Kinder in Entwicklungs- und Schwellenländern sind laut Unicef die größten Verlierer der Finanz- und Wirtschaftskrise. Diese habe Armut, Hunger und Krankheit bei Kindern verschärft, heißt es im neuen Jahresbericht des Kinderhilfswerkes der Vereinten Nationen. In diesem Jahr werde die Zahl der Menschen in extremer Armut um rund 64 Millionen steigen. „Tausende Kinderleben sind in Gefahr, wenn jetzt nicht gegengesteuert wird“, heißt es in dem Report.
Unicef rief die Staats- und Regierungschef dazu auf, das Wohlergehen und die Entwicklung der ärmsten Kinder stärker zu fördern. „Wenn Milliarden verfügbar sind, um Banken zu retten, Unternehmen zu stabilisieren und Subventionen für technische Entwicklungen zu gewähren, dann darf die finanzielle Unterstützung für die ärmsten Kinder nicht verringert werden“, erklärte der Vorsitzende von Unicef Deutschland, Jürgen Heraeus.