Augsburgs Bischof Mixa zieht sich nach seinem Rücktritt an einen geheimen Ort zurück. Deutschlands Katholiken zeigten sich erleichtert.
Berlin. Nach Diktat verreist. Kaum war der Brief mit dem Rücktrittsangebot an Papst Benedikt XVI. weg, da ist Augsburgs Bischof erst einmal in Urlaub gefahren. Walter Mixa brauche "räumlich und zeitlich etwas Abstand", teilte das Augsburger Generalvikariat dazu gestern mit, er werde sich deshalb an einen geheimen Ort zurückziehen, um seine "innere Ruhe" wiederzufinden.
Wie sehr Deutschlands Katholiken auf den Rückzug von Walter Johannes gewartet hatten, das zeigte sich gestern an der allgemeinen Erleichterung. Die bayerischen Bischöfe reagierten "mit Respekt" auf Mixas Entscheidung. Jetzt gehe es darum, "in der Diözese Augsburg einen guten gemeinsamen Weg in die Zukunft zu finden", hieß es in einer Erklärung des Vorsitzenden der Freisinger Bischofskonferenz, des Münchner Erzbischofs Reinhard Marx. Der Vorsitzende des Augsburger Diözesanrates, Helmut Mangold, sprach von einem "vernünftigen Abschluss einer sehr unsicheren und unklaren Periode". Mit diesem Schritt könne neues Leben in der Diözese beginnen. Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, meinte, Mixas Entscheidung verdiene Respekt. Zollitsch fügte hinzu, als Schuldeingeständnis verstehe er Mixas Entscheidung nicht.
Ein Schuldeingeständnis lässt sich aus Mixas Brief an Benedikt XVI. auch nicht unbedingt herauslesen. "In fast 40 Jahren als Priester und 14 Jahren im bischöflichen Dienst", heißt es in dem Schreiben, "ging es mir immer darum, Zeuge des Evangeliums zu sein und als Seelsorger den mir anvertrauten Menschen zu dienen. Meiner eigenen Schwächen war und bin ich mir dabei wohl bewusst. Alle, zu denen ich ungerecht gewesen sein mag, und alle, denen ich Kummer bereitet habe, bitte ich heute noch einmal um Verzeihung."
Mixa wird vorgeworfen, in seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen Kinder und Jugendliche geschlagen zu haben, die damals im katholischen St.-Josef-Heim untergebracht waren. Das hatte der 68-Jährige während der Osterfeiertage zunächst empört und angeblich "reinen Herzens" zurückgewiesen, zwei Wochen später aber eingeräumt, "die eine oder andere Watsch'n" nicht ausschließen zu können.
Der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, sprach deshalb gestern von einer "schweren Last", die nach diesem Ohrfeigen-Geständnis auf seiner Kirche gelegen habe und die nun von ihr genommen sei. Der CSU-Politiker nannte es im Gespräch mit dem Deutschlandfunk "auch ein Stück persönliche Tragödie", dass sich Mixa nicht zuletzt durch seine eigenen Reaktionen in diese Situation gebracht habe.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag, Markus Rinderspacher, führte Mixas Rücktrittsangebot hingegen allein auf den stetig gewachsenen öffentlichen Druck zurück. "Von sich allein wäre er nie zu diesem Schritt bereit gewesen", meinte Rinderspacher. Dieser Rückzug sei aber "mehr als überfällig" gewesen. Nun müssten die Vorwürfe gegen Mixa "voll umfänglich aufgeklärt" werden. Das forderte auch die Parteivorsitzende der Grünen, Claudia Roth. Mixas Rücktritt dürfe nicht zum Anlass genommen werden, den Mantel des Schweigens über die Vorfälle zu werfen, sagte Roth.
In Kirchenkreisen ging man gestern davon aus, dass der Vatikan Mixas Bitte um Entbindung von allen Ämtern - er ist nicht nur Bischof von Augsburg, sondern seit zehn Jahren auch katholischer Militärbischof - "zügig" nachkommen wird. Was immer das heißen mag. Gestern nahm Papst Benedikt XVI. erst einmal ein vom Dezember 2009 datierendes Rücktrittsgesuch eines irischen Bischofs an, dem vorgeworfen wird, sexuelle Übergriffe auf Kinder jahrzehntelang vertuscht zu haben. Kirchenrechtlich bleibt dieser Mann allerdings Bischof bis zu seinem Tod. Dasselbe würde auch für Mixa gelten.