Der Augsburger Bischof Mixa will mit seinem Rücktrittsangebot Schaden von der katholischen Kirche abwenden. Diese zeigt sich erleichtert.
Augsburg/Bonn. Mit seinem Rücktrittsangebot will der umstrittene Augsburger Bischof Walter Mixa Schaden von der katholischen Kirche abwenden. Gleichzeitig möchte der 68-Jährige einen Neuanfang im Bistum Augsburg ermöglichen. Seine Entscheidung sorgte am Donnerstag für Aufatmen in der Kirche. Mixa hatte vor kurzem eingestanden, früher Heimkinder geohrfeigt zu haben.
Der schwere Schritt verdiene Respekt, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Robert Zollitsch, in Bonn. Der Präsident der Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, sprach von einer „richtigen Entscheidung“ und „großen Erleichterung“ für die Kirche. Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke nannte den Schritt einen Befreiungsschlag.
Mixa hatte am Mittwochabend dem Papst seinen Rücktritt als Augsburger Oberhirte sowie als katholischer deutscher Militärbischof angeboten. Es gilt als sicher, dass Benedikt XVI. das Gesuch annimmt. Vom Vatikan gab es dazu zunächst keine Stellungnahme.
Zollitsch sagte, Mixa habe der Kirche in zahlreichen Funktionen „vielfältige Impulse“ gegeben. Insofern verdanke man Mixa viel, und er werde auch in der Bischofskonferenz fehlen. Mixa selbst wollte noch am Donnerstag einen Erholungsurlaub antreten, um etwas Abstand zu gewinnen, wie sein Generalvikar Karlheinz Knebel sagte.
Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx zollte Mixa im Namen der bayerischen Bischöfe Respekt. „Jetzt geht es darum, in der Diözese Augsburg einen guten gemeinsamen Weg in die Zukunft zu finden.“
Mixa hatte vor kurzem eingestanden, Heimkinder in seiner früheren Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen in Oberbayern geschlagen zu haben, nachdem er zunächst jede Gewalt „reinen Herzens“ bestritten hatte. Jedoch sprechen die Opfer in eidesstattlichen Versicherungen von brutalen Prügeln, während Mixa nur Ohrfeigen einräumte.
Hinzu kommen Vorwürfe, Mixa habe als Stadtpfarrer von Schrobenhausen (1975 bis 1996) nennenswerte Geldbeträge zum Schaden einer Waisenhausstiftung zweckentfremdet. Dies wird derzeit von einem Sonderermittler und einer Münchner Anwaltskanzlei geprüft.
ZdK-Präsident Glück betonte, ungeachtet des Rücktrittsgesuchs müssten die Vorwürfe dringend vollständig aufgeklärt werden. „Es ist ein Stück persönliche Tragödie, in die sich Mixa durch sein Verhalten selbst gebracht hat.“ Zollitsch sagte, dass er die Entscheidung Mixas nicht als Schuldeingeständnis werte.
Mixa erneuerte am Donnerstag seine Entschuldigung: „Alle, zu denen ich ungerecht gewesen sein mag, und alle, denen ich Kummer bereitet habe, bitte ich heute noch einmal um Verzeihung.“ Die anhaltende öffentliche Diskussion um seine Person habe in den vergangenen Wochen die Priester und Gläubigen im Bistum schwer belastet.
Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ und die Grünen- Bundesvorsitzende Claudia Roth nannten Mixas Rücktritt überfällig. „Ein Geistlicher, der prügelt, lügt und Gelder für Waisenkinder zweckentfremdet, hat auf einem Bischofssitz nichts verloren“, sagte Roth in Berlin.
Die Gläubigen im Bistum Augsburg reagierten unterschiedlich: „Die Diözese ist in Fans und Gegner von Mixa gespalten“, sagte der Vorsitzende des Diözesanrats, Helmut Mangold. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hielt sich an seine bisherige Linie, innerkirchliche Angelegenheiten nicht zu kommentieren.