Laut Umfragen hätte Schwarz-Gelb in NRW keine Mehrheit. Ministerpräsident Rüttgers will darum offenbar auf Distanz zu Berlin gehen.
Hamburg/Düsseldorf. Vor blauer Kulisse wollen sie sich an diesem Sonnabend treffen. "NRW muss stabil bleiben" heißt es dann in großen Lettern hinter Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers. Es ist das Motto des CDU-Landesparteitages in Münster und für die Wahlen an Rhein und Ruhr am 9. Mai - sowie der Weckruf für das Duo Merkel/Rüttgers.
Als Kanzlerin und als Landesvater sind sie populär. Doch ihre Beziehung scheint belastet. Rüttgers will auf Distanz zum Berliner Betrieb gehen. Die holpernde schwarz-gelbe Koalition im Bund könnte bei der anstehenden Wahl auf sein CDU-FDP-Bündnis einen Schatten werfen.
Die NRW-Regierung hat in den Umfragen keine Mehrheit. CDU (37 Prozent) und FDP (8) kommen laut ZDF-Politbarometer wie SPD (33) und Grüne (12) zusammen auf 45 Prozent. Die Linken wären mit 6 Prozent knapp im Landtag und eventuell das Zünglein an der Waage. 15-mal will Kanzlerin Merkel in den nächsten sieben Wochen in NRW auftreten und Rüttgers unterstützen. Doch für ihn ist diese Hilfe zweischneidig.
In der heißen Phase des Wahlkampfes soll Rüttgers sich als "überparteilicher Krisenmanager" darstellen, heißt es in einem Strategiepapier, wie die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" (WAZ) berichtet. Noch bevor Merkel am Sonnabend an Rüttgers' Seite steht, soll der CDU-Landesvorstand diese Kampagne absegnen.
Außerdem soll es in den verbleibenden Wochen rund um den Ministerpräsidenten "menscheln". Nach all den Affären und Affärchen um Sponsoring-Briefe, angeblich verkaufte Gesprächsangebote, den Rücktritt des CDU-Generalsekretärs und die mutmaßliche Ausspionierung der SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft soll Rüttgers' Frau Angelika ins Spiel kommen. Außerdem sollen die Wähler am rechten SPD-Rand abgefischt werden, denen ein Landesvater-Image wie das von Johannes Rau (Ministerpräsident von 1978 bis 1998) wichtig ist.
Denn im direkten Vergleich der Kandidaten wollen die Wähler laut Politbarometer lieber Rüttgers (39 Prozent) als Kraft (31). In dem Strategiepapier, das mit Meinungen aus Fokusgruppen erarbeitet wurde, heißt es über Krafts Image: "Ganz nett, aber die kann das nicht."
Schwächelt jedoch die FDP im Land, muss sich Rüttgers den Grünen annähern. Ein schwarz-grünes Bündnis wird am Industriestandort Ruhr nicht gern gesehen. Die Grünen wollen keine weiteren Kohlekraftwerke und die "Macht der Energiekonzerne brechen". Doch dieses Bündnis wäre mit dem Segen der Kanzlerin zu machen. Auch wenn die Bundesratsmehrheit verloren ginge, könnte die CDU-Chefin Merkel den forschen Koalitionspartner FDP im Bund dann leichter in die Schranken weisen. Darin ist sich Merkel mit Rüttgers einig. Für das eigene Profil der Union und ihrer Spitzenleute darf man nicht allzu sehr auf die schwarz-gelbe Karte setzen.