Annette Schavan will nun doch die Studienförderung anheben. Niedersachsen ändert den Bachelor und will Studenten entlasten.
Hannover/Berlin. Nach den Protesten zehntausender Schüler und Studenten hat der niedersächsische Wissenschaftsminister Lutz Stratmann Reformen bei Bachelor-Studiengängen angekündigt.
„Es geht zum einen darum, die Kleinteiligkeit der Studieninhalte aufzubrechen“, sagte der CDU-Politiker der „Nordwest-Zeitung“. Kompetenzvermittlung sei wichtiger als zu früh vermitteltes Spezialwissen.
„Wir brauchen wieder mehr Mobilität. Der Wechsel der Hochschulstandorte muss wieder eher möglich sein“, sagte Stratmann weiter. Zudem müsse die Prüfungsdichte verringert werden. „Auch das beklagen die Studierenden zu Recht.“
Minister Stratmann kündigte an, dass künftig mehr achtsemestrige Bachelor-Studiengänge angeboten werden sollten. „Der Bachelor muss der erste berufsqualifizierende akademische Abschluss sein“, sagte der Wissenschaftsminister.
Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) räumte im Deutschlandfunk „handwerkliche Fehler“ bei der Einführung der neuen Studiengänge ein. Bund und Länder würden gemeinsam für Verbesserungen sorgen, versprach sie. Das klang nach Beschwichtigung, um die Proteste zu mildern.
Denn: Überraschend lenkte Schavan bei der Ausbildungsförderung ein und sprach sich für eine Erhöhung aus. „Ich halte eine BAföG-Erhöhung für richtig und werde sie den Ländern und dem Bundeskabinett vorschlagen“, sagte sie der „Berliner Zeitung“. Vor zwei Wochen erst hatte Schavan eine BAföG-Erhöhung für die nächste Zeit ausgeschlossen.
Der bundesweite Protesttag soll Auftakt für eine Aktionswoche ab dem 30. November sein. Am 10. Dezember sollen die Kultusminister „nachsitzen“. Mehrere Studentengruppen wollen deren Tagung in Bonn solange blockieren, bis sie die Hochschul-Leitungen von Änderungen in den Bachelor-Studiengängen überzeugt haben. Bei manchem Kultusminister rennen die Studenten mit ihren Forderungen offene Türen ein.
Allerdings sind den meisten Bildungspolitikern die Hände gebunden. Der Bund hat mit der Föderalismus-Reform 2006 weitgehend seine Mitwirkungsrechte bei der Gestaltung von Rahmenbedingungen an den Hochschulen an die Länder abgetreten. Viele Bundesländer haben gleichzeitig die Autonomie der Hochschulen gestärkt und durch sogenannte Hochschulfreiheitsgesetze auf Einwirkungsmöglichkeiten verzichtet. (dpa/HA)