Dieter Lenzen von der Freien Universität Berlin in Hamburg im Gespräch. Protest auch gegen Studiengebühren und für bessere Lernbedingungen.

Hamburg. 250 Studenten der Universität Hamburg halten seit Mittwochabend das Audimax, den zentralen Hörsaal der Hochschule, besetzt. Mit Plakaten und auf Flugblättern protestieren sie gegen Studiengebühren, den Aufbau der Bachelor/Master-Studiengänge und das aus ihrer Sicht undemokratische Vorgehen bei der Findung eines neuen Uni-Präsidenten.

Nach bisher unbestätigten Informationen soll der Präsident der Freien Universität (FU) Berlin, Dieter Lenzen, die frei gewordene Stelle in Hamburg übernehmen. Der Erziehungswissenschaftler, der als eher konservativ gilt, hatte die FU an die Spitze der deutschen Hochschulen geführt: 2007 war sie zu einer von neun Eliteunis gekürt worden.

Mit der Besetzung des Audimax haben die Studenten-Proteste, die vor drei Wochen in Wien begonnen hatten und nach und nach auf deutsche Hochschulen übergriffen, nun auch Hamburg erreicht. Allein gestern hielten Studenten in 19 weiteren deutschen Städten Hörsäle besetzt. Teilweise kam es zu Auseinandersetzungen mit den Hochschulleitungen. So ließ der Rektor in Tübingen den seit einer Woche blockierten größten Hörsaal von der Polizei räumen.



In den kommenden Tagen wollen Studentenorganisationen den Druck auf Politik und Universitätsleitungen noch verstärken. So ist am 17. November ein "Hauptstreiktag" geplant, zu dem Zehntausende Demonstranten erwartet werden. Am 10. Dezember sollen die Zufahrtsstraßen zum Tagungsort der Kultusministerkonferenz in Bonn mehrere Stunden lang blockiert werden.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) forderte von den Ländern eine rasche Umsetzung der Hochschulreformen. "Viele bildungspolitische Reden machen noch nicht gute Bildungs- und Wissenschaftspolitik", sagte sie im Südwestfunk. Die Studierenden brauchten klare Signale, dass es die verabredeten Korrekturen bei der neuen Studienstruktur geben werde - wie die Entschlackung der Studiengänge.