Unmut: In seiner Heimat Hamm freut sich der CDU-General über fast 60 Prozent. Doch in der Partei brodelt es

Hamm. "Das ist ein Traumergebnis." Ganz breit grinst CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer, als gestern Abend Punkt 18 Uhr die ersten Prognosen der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen über die Bildschirme flimmern. "Die CDU ist stärker als SPD und Grüne zusammen. Und das in NRW", begeistert sich der CDU-General, zieht genüsslich an seiner Zigarette und greift sich dann entspannt ein Salamischnittchen.

Meyer verfolgt die Wahl im westfälischen Hamm. "In Hamm habe ich Herzblut", sagt der CDU-General. 20 Jahre saß er früher dort im Stadtrat. Früher regierte in Hamm meist die SPD. Doch mit Metzgermeister Thomas Hunsteger-Petermeister zog 1999 ein gestandener Christdemokrat als Oberbürgermeister ins Rathaus ein. Gestern wurde er mit fast 60 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Begeistert herzte Meyer die Gattin des Oberbürgermeisters, die glücklich durch die Räume schwebte.

Der CDU-Generalsekretär ignorierte bei aller Freude keineswegs die Tatsache, dass die CDU insgesamt an Rhein und Ruhr auch kräftig Federn lassen musste. Aber die Verluste regen ihn, so sagt er, nicht weiter auf. Vor fünf Jahren hatte die CDU sensationell mehr als 50 Prozent der Stimmen geholt im bevölkerungsreichsten Bundesland, das die SPD seit Jahrzehnten als ihre ureigenste Hochburg ansah. Damals sei das doch ein "Jahrhundertergebnis" gewesen, beschwichtigt Meyer, kaum wiederholbar will er sagen. Nun habe sich die CDU als stärkste Kraft in NRW gut behauptet. Das sei doch für die Landtagswahl im Mai kommenden Jahres eine gute Ausgangsbasis.

Trotzdem brodelt es in der CDU hinter den Kulissen ganz erheblich. In den höheren Etagen der Partei rechnen fast alle Amts- und Mandatsträger damit, dass es in den nächsten Tagen und Wochen kräftig krachen wird in der Union. Die Meinungsverschiedenheiten unter den Christdemokraten und zwischen CDU und CSU sind auf vielen Feldern, nicht nur in der Gesundheitspolitik, beträchtlich und wurden in den vergangenen Wochen mühsam unterdrückt, um den Wahlkämpfern nicht zu schaden. Gleichwohl nahmen die Stänkereien und Sticheleien zu. Hinter vorgehaltener Hand redeten nicht nur christsoziale Bayern schlecht über CDU-Chefin Angela Merkel. Jetzt dürften die Kontroversen offen ausbrechen, obwohl Meyer hofft, das NRW-Ergebnis werde eher beruhigend wirken.

Der Hammer FDP-Bundestagsabgeordnete Jörg van Essen berichtet von seinen Erfahrungen an Info-Ständen der Liberalen in den vergangenen Tagen. Dort seien viele Leute sauer auf die SPD gewesen. Die SPD habe versucht, ihre Verluste in Brandenburg und Sachsen vergangene Woche als Sieg zu verkaufen. "Das hat die Leute empört", sagt van Essen und freut sich über das FDP-Ergebnis. Unten im knallvollen Foyer des Hammer Rathauses versucht derweil der SPD-Landtagsabgeordnete Manfred Hemmer seinen Genossen das Kommunalwahlergebnis als Erfolg zu verkaufen. "Wir haben nicht verloren", behauptet Hemmer. Doch er sagt noch einen Satz, der ihm Gelächter einbringt: "Wir haben den Abwärtstrend gehalten."