Kommentar

Was bei den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen vor einer Woche begann, fand bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen seine Fortsetzung - ein missvergnüglicher Herbst für die CDU.

Wie im Osten hat zwar jetzt an Rhein und Ruhr auch die SPD keinen Grund zum Jubeln. Sie erfährt nach wie vor für sie deprimierend wenig Zustimmung. Doch bei Wahlen mussten Sozialdemokraten nach 2002 schon viel härtere Schläge einstecken. Leichte Ohrfeigen, wie jetzt in NRW, empfinden sie da schon fast als aufmunternden Klaps. Die Genossen stürzen nicht mehr völlig ungebremst zu Tal. Prompt träumen sie etwas kühn schon vom Wiederaufstieg.

Die Christdemokraten landeten siegreich weit vor der SPD, erzielten ein achtbares Resultat und mehr Prozente als SPD und Grüne gemeinsam, verfehlten aber ihr Rekordergebnis von 1999 klar. Deshalb kriecht vielen Christdemokraten die Angst ins Gemüt. Sie wähnen sich in einer Abwärtsspirale und beginnen um die erhofften Siege bei den nächsten Landtagswahlen und bei der nächsten Bundestagswahl 2006 zu fürchten. Die Nervosität ist so groß, dass sie für giftigen Hauskrach sorgen könnte. Dem Herbst des Missvergnügens ging nämlich ein Sommer voraus, der klare Schwächen zu Tage förderte. Keine Spur von kraftvoller Führung. Stattdessen wurden Uneinigkeit, Wankelmut, Orientierungslosigkeit und programmatische Indifferenz sichtbar.

Die Union - keine Frage - schlingert ein wenig. Aus der Spur ist sie noch nicht. Auf rasante Talfahrt wird sie aber mit Sicherheit geraten, wenn sie jetzt, statt ihren Kurs rasch zu klären, Personaldebatten anzettelt oder Angela Merkel demontiert. Bisher hat die Union vor allem von der Schwäche der SPD gelebt. Die nächsten Wochen werden zeigen, wie viel eigenes Potenzial in CDU und CSU steckt.