Hamburg/Berlin/Brüssel/Athen. Finanzminister Varoufakis will bei “Ja“ im Referendum zurücktreten. Sehen Sie hier das Experten-Video des Abendblatts.

Banken in Griechenland nehmen wieder Einzahlungen entgegen

20:44 Uhr: Die drei größten griechischen Banken nehmen wieder Einzahlungen ihrer Kunden entgegen. Wie die Nationalbank, die Bank von Piräus und die Alpha Bank mitteilten, wurde diese Regelung am Donnerstag in Kraft gesetzt. Sie gilt in den meisten der rund 800 Bankfilialen des Landes, in denen seit Mittwoch Rentner ohne Geldkarte bis zu 120 Euro bar abheben können.

Angesichts der Zuspitzung der griechischen Schuldenkrise waren die Banken am Montag zunächst geschlossen worden. Ein Teil der Filialen öffnete am Mittwoch wieder für Abhebungen durch Rentner; nun sollen dort auch Überweisungen zwischen Konten innerhalb Griechenlands sowie die Anmeldung zum Online-Banking möglich sein.

Schulz sieht bei Tsipras "fast demagogische Züge"

19:02 Uhr: Der Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz, hält Neuwahlen in Griechenland für zwingend, wenn die Bevölkerung für das Reformprogramm der Gläubiger stimmt. Die Zeit bis zur Wahl müsse "mit einer technischen Regierung überbrückt werden, damit wir weiter verhandeln können", sagte Schulz dem "Handelsblatt" laut einer Vorabmeldung aus der Freitagausgabe. "Wenn diese Übergangsregierung eine vernünftige Vereinbarung mit den Geldgebern findet, dann wäre Syrizas Zeit vorbei. Dann hat Griechenland wieder eine Chance", sagte er.

Dem linken griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras machte der Sozialdemokrat Schulz schwere Vorwürfe. Dieser sei "unberechenbar und manipuliert die Menschen in Griechenland, das hat fast demagogische Züge", sagte Schulz. "Mein Glaube an die Verhandlungsbereitschaft der griechischen Regierung ist mittlerweile auf einem absoluten Tiefpunkt angekommen", fügte er hinzu

IWF: Griechenland braucht bis 2018 weitere 50 Milliarden Euro

17:14 Uhr: Griechenland benötigt nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds Entlastung bei seinen alten Schulden und 50 Milliarden Euro neuer Hilfen bis 2018.

Griechischer Verteidigungsminister: „Wir sind im Krieg“

16:13 Uhr: Der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos spart im Umgang mit Abweichlern in seiner rechtspopulistischen Partei nicht mit Kriegsrhetorik. Drei Abgeordneten des Koalitionspartners Anel hatten zuvor erklärt, die Linie der Partei bei dem für Sonntag geplanten Referendum nicht mittragen zu wollen, wie das Online-Portal „enikos.gr“ berichtete. Vassilis Kokkalis und Dimitris Kammenos forderten demnach, die Volksabstimmung abzusagen. Der dritte Abgeordnete Costas Damavolitis sagte laut dem Bericht, er werde mit „Ja“ stimmen. „Wir sind im Krieg“, soll Kammenos deshalb gesagt haben. Und: „Wer dazu nicht beitragen kann, sollte den Kampf verlassen.“

Deutsche Urlauber buchen Griechenland statt Tunesien

15:25 Uhr: Deutsche Urlauber zieht es nach dem Anschlag in Tunesien verstärkt in das krisengeschüttelte Griechenland. Das Land sei - neben der Türkei und Bulgarien - ein beliebtes Ausweichziel für Urlauber, die derzeit nicht mehr nach Tunesien reisen wollten, sagten Sprecher der beiden großen Reisekonzerne Thomas Cook und TUI am Donnerstag. "Die Buchungen für Griechenland wachsen leicht", hieß es bei TUI.

Die Lage vor Ort sei entspannt, die Tankstellen seien geöffnet und Geldautomaten funktionierten auch, für Touristen sogar ohne das von der Regierung verhängte Abhebelimit von 60 Euro. Insgesamt lägen die Besucherzahlen leicht über dem Vorjahresniveau. 2014 reisten 2,5 Millionen Bundesbürger nach Hellas - ein Rekord. Viele der Erholungssuchenden buchen bei TUI: Der Konzern aus Hannover ist Marktführer für Griechenlandreisen.

Blockupy ruft zu Solidaritätsdemo am Freitag in Frankfurt auf

15:15 Uhr: Das Aktionsbündnis Blockupy ruft für Freitag (3. Juli) zu einer Solidaritätskundgebung für Griechenland in Frankfurt auf. Wie das linksgerichtete Bündnis am Donnerstag mitteilte, soll die Demonstration unter dem Motto „Nein! Oxi! No! zur Sparpolitik - Ja zur Demokratie“ stehen. Ab 17 Uhr soll der Demonstrationszug von der Euro-Skulptur am Willy-Brandt-Platz zum neuen Gebäude der Europäischen Zentralbank (EZB) im Ostend führen.

„Wir erleben eine beispiellose Hetzkampagne, in der die Gläubiger vor Lügen nicht zurückschrecken, um Stimmung gegen Athen zu machen und eine freie Entscheidung der Griechinnen und Griechen zu verhindern“, sagt Rolf Engelke von Blockupy Frankfurt im Aufruf zur Demonstration. Die Gläubiger hätten unnachgiebig auf der Fortsetzung der Verarmungspolitik beharrt.

Griechen haben es "selbst in der Hand"

14:49 Uhr: Die Griechen haben es nach den Worten des spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy selbst in der Hand, ob ihr Land im Euro-Raum bleibt. Der kommende Sonntag, an dem das Referendum stattfinden soll, werde zu einem Schlüsseltag in der Geschichte des Euro.

Ryanair lässt Griechen in bar bezahlen

14:02 Uhr: Euro-Krise mal ganz anders: Die irische Fluggesellschaft Ryanair nimmt von griechischen Passagieren beim Verkauf von Flugtickets jetzt auch Bargeld. „Zahlungen von Kunden mit griechischen Bankkonten über ihre Kreditkarten auf unserer Website Ryanair.com werden derzeit sehr häufig zurückgewiesen“, heißt es in einer Stellungnahme von Ryanair am Donnerstag. „Ryanair hat deshalb die Möglichkeit geschaffen, dass griechische Kunden Tickets an ihrem Flughafen am Ryanair-Schalter in bar bezahlen können.“

Umfrage: Knappes "Ja" zu Sparmaßnahmen

13.22 Uhr: In Griechenland zeichnet sich einer neuen Umfrage zufolge ein knappes Rennen bei der Volksabstimmung am Sonntag ab. 47,1 Prozent der Befragten würden demnach am 5. Juli für „Ja“ und damit für eine Zustimmung zu den unlängst von den internationalen Gläubigern des Landes vorgeschlagenen Reformmaßnahmen stimmen. 43,2 Prozent wären dagegen, ergab die Befragung im Auftrag der konservativen Zeitung „Eleftheros Typos“. Dafür wurden 1000 Menschen aller Altersgruppen in verschiedenen Teilen des Landes angesprochen.

Ministerpräsident Alexis Tsipras hatte am Vortag in einer Rede ans Volk erneut für eine Ablehnung der vor rund einer Woche von den Geldgebern vorgeschlagenen Maßnahmen plädiert. Eine von der linksgerichteten Zeitung „Efimerida ton Syntakton“ in Auftrag gegebene und am Mittwoch veröffentlichte Umfrage hatte noch eine Mehrheit für die Reformgegner ergeben. Mittwochnacht war das Hilfsprogramm für Griechenland ausgelaufen. Seitdem sind das letzte Angebot der Geldgeber und das Hilfsprogramm laut Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hinfällig.

Staatschef Pavlopoulos sagt Gauck-Besuch ab

12.32 Uhr: Griechenlands Staatschef Prokopis Pavlopoulos hat einen für nächsten Dienstag geplanten Besuch bei Bundespräsident Joachim Gauck in Berlin abgesagt. Einen entsprechenden Bericht von „Spiegel Online“ bestätigte das Bundespräsidialamt. Über die genauen Gründe war zunächst nichts zu erfahren.

Spekuliert wurde, dass Pavlopoulos vor dem Hintergrund der drohenden Staatspleite seines Landes und dem für Sonntag geplanten Referendum über das Sparprogramm der europäischer Gläubiger Griechenland nicht verlassen will. Pavlopoulos, der im Februar gewählt worden war, hatte sich Mitte Juni zuversichtlich gezeigt, dass sein Land in der Euro-Zone bleiben wird.

Bouffier: Griechenland-Krise ist politisches Problem

11.55 Uhr: Bundesratspräsident Volker Bouffier (CDU) hat deutliche Kritik an der griechischen Regierung geübt. „Die Griechenland-Krise ist nicht in erster Linie ein ökonomisches Problem, sondern ein politisches“, betonte der hessische Regierungschef am Donnerstag bei politischen Gesprächen in Tokio. Ohne tiefgreifende Reformen werde das Land auch in Zukunft immer wieder in Krisen kommen. „Wir wollen helfen, aber nicht um jeden Preis.“

Bouffier geht davon aus, dass bis zum Referendum Griechenlands über die Sparforderung der Geldgeber am kommenden Sonntag keine Beratungen und keine Entscheidungen über weitere Schritte getroffen werden. Er hoffe auf den Verbleib Griechenlands in der Eurozone und eine Entwicklung im Sinne der griechischen Bevölkerung, betonte er. Die wirtschaftliche Situation des Landes habe aber keine tiefgreifende Bedeutung für die ökonomische Entwicklung der Europäischen Union.

Varoufakis tritt bei Scheitern des Referendums zurück

11.32 Uhr: Der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis macht seine politische Zukunft vom Ausgang der Volksabstimmung am Sonntag abhängig. Sollten die Griechen gegen die Empfehlung der Regierung „Ja“ zu den Sparforderungen der Geldgeber sagen, werde er von seinem Amt zurücktreten, sagte Varoufakis in einem Interview mit dem Fernsehsender Bloomberg TV.

Er gehe jedoch davon aus, dass die Griechen die Vorschläge der Gläubiger ablehnen werden. Auf die Frage, ob er einer Vereinbarung ohne Schuldenerlass zustimmen würde, sagte er: „Ich würde mir lieber den Arm abschneiden.“

Auch Ministerpräsident Alexis Tsipras hat seine Zukunft als Regierungschef vom Ausgang der Volksabstimmung abhängig gemacht. Am Mittwoch plädierte er in einer Rede ans Volk erneut für eine Ablehnung der vor rund einer Woche von den Geldgebern vorgeschlagenen Maßnahmen. Das Hilfspaket, zu dem diese Bedingungen gehören, ist aber überholt.

Dax setzt Erholung trotz Griechenland fort

10.09 Uhr: Die Anleger am deutschen Aktienmarkt erweisen sich am Donnerstag einmal mehr als krisenerprobt: Trotz der anhaltenden Hängepartie im griechischen Schuldendrama hat sich die Erholung im Dax fortgesetzt. Dabei müssen die Marktteilnehmer allerdings weiter mit starken Schwankungen leben. Für Ablenkung vom Dauerthema Griechenland sorgt am Nachmittag der US-Arbeitsmarktbericht.

Der deutsche Leitindex gewann im frühen Handel 0,30 Prozent auf 11 2144 Punkte. Tags zuvor hatte sich der Dax bereits um gut 2 Prozent von seinem Kurseinbruch zu Wochenbeginn erholt. Der MDax der mittelgroßen Werte verbesserte sich am Morgen um 0,17 Prozent auf 20 067,61 Punkte, und der Technologiewerte-Index TecDax kletterte um 0,48 Prozent auf 1680,42 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte moderat zu.

Schulz: "Referendum versteht kein Mensch"

9.53 Uhr: Der Präsident des Europaparlaments Martin Schulz hat der griechischen Regierung eine manipulative Vorgehensweise vorgeworfen. Die Frage des Referendums am Sonntag verstehe „kein Mensch“, sagte Schulz im ARD-„Morgenmagazin“. „Im Wesentlichen geht es darum, dass die Regierung das Volk fragt, das Nein der Regierung zu allen Vorschlägen hier aus Brüssel zu unterstützen oder die Vorschläge anzunehmen. Ich stecke mittendrin, ich verstehe es, aber man kann schon sagen, dass das eine manipulative Vorgehensweise ist.“

Rentner drängen sich wieder vor den Banken

9.35 Uhr: Angesichts der verordneten Kapitalverkehrskontrollen haben sich in Griechenland auch heute Schlangen vor Banken und Geldautomaten gebildet. Rund 1000 Filialen öffneten wie schon gestern für Rentner, die keine Bankkarten haben, und somit momentan an den Automaten nicht an Bargeld kommen können. Sie sollen bis zu 120 Euro bekommen können.

IWF-Chefin Lagarde liest Athen Leviten

9.07 Uhr: IWF-Chefin Christine Lagarde hat der griechischen Regierung in der Schuldenkrise indirekt unreifes Verhalten unterstellt. „Angesichts des Maßes an Unsicherheit, Verwirrungen und ständiger Bewegung, denke ich, dass ein bisschen mehr Erwachsensein erforderlich ist“, sagte sie am Mittwochabend in einem Interview des US-Fernsehsenders CNN.

Andere IWF-Mitgliedsstaaten wünschten sich, dass das Problem gelöst werde. „Sie sind auch sehr daran interessiert, dass das auf gerechte Weise passiert“, betonte sie. „Sie sehen wirklich keinen Grund für eine Sonderbehandlung, weil es solche Situationen schon in anderen Ländern auf der Welt gab.“

Griechenland hatte eine am Dienstagabend fällige Rate von rund 1,5 Milliarden Euro an den IWF nicht gezahlt.

Eurokurs vor US-Arbeitsmarktbericht leicht gestiegen

8.06 Uhr: Der Kurs des Euro ist am Donnerstag vor der Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts leicht gestiegen. Im frühen Geschäft wurde die europäische Gemeinschaftswährung mit 1,1068 US-Dollar gehandelt. Im asiatischen Handel hatte er zeitweise nur 1,1032 Dollar gekostet. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwochmittag auf 1,1100 (Dienstag: 1,1189) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9009 (0,8937) Euro.

Der Markt wartet auf den am Nachmittag anstehenden offiziellen US-Arbeitsmarktbericht für Juni. Experten rechnen erneut mit einem robusten Beschäftigungsaufbau. Bereits am Mittwoch war der vom privaten Arbeitsmarktdienstleister ADP erstellte Arbeitsmarktbericht besser als erwartet ausgefallen. Sollte der offizielle Bericht ebenfalls so positiv ausfallen, dürfte der Dollar weiteren Auftrieb erhalten, erwartet Commerzbank-Devisenexperte Ulrich Leuchtmann.

Nach der verworrenen Nachrichtenlage zum Thema Griechenland am Mittwoch trat ist das Thema am Devisenmarkt noch weiter in den Hintergrund. Weitere Initiativen zu einer möglichen Einigung der Gläubiger mit Griechenland werden vor der Volksabstimmung am Sonntag nicht mehr erwartet.

(dpa/HA)

Hängepartie mit den Euro-Finanzministern

Im griechischen Schuldendrama geht die Hängepartie weiter. Die Euro-Finanzminister vertagten weitere Beratungen auf die Zeit nach der Volksabstimmung am kommenden Sonntag. Damit wird das umstrittene Referendum der Griechen über die Sparforderungen ihrer Geldgeber zu einem entscheidenden Faktor im Schuldenstreit mit der EU. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und EU-Ratspräsident Donald Tusk erklärten, vor weiteren Schritten in der Griechenland-Krise müsse man das Votum abwarten.

Wann ist Griechenland pleite – und was würde das bedeuten?

Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras rief seine Landsleute unterdessen auf, die Sparforderungen der Geldgeber abzulehnen. Das „Nein“ solle den Druck bei neuen Verhandlungen erhöhen. Den Europartnern hatte Tsipras zuvor hingegen geschrieben, er sei grundsätzlich bereit, ihre wichtigsten Bedingungen zu erfüllen. Dazu hatte gehört, doch noch für ein „Ja“ beim Referendum einzutreten.

Göring-Eckardt verlangt klare Entscheidungen

Derweil verlangte die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt von der Regierung in Athen klare Entscheidungen zu Rüstung, Reichen und orthodoxer Kirche in Griechenland. „Mich nervt die Weigerung, Reformen anzugehen, die für eine linke Regierungselbstverständlich sein müssten“, sagte die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag der Zeitung „Die Welt“ (Donnerstag).

Sie riet dem griechischen Ministerpräsident Tsipras: „Athen sollte die Rüstungsausgaben kürzen, die Reichen stärker besteuern – und an die Privilegien der orthodoxen Kirche ran.“ Die Kirche sei nach dem Staat der zweitgrößte Immobilienbesitzer in Griechenland, zahle aber kaum Steuern. „Und die Priester werden vom Staat entlohnt“, kritisierte die grüne Spitzenfrau, die früher Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland war.

Das bisherige Hilfspaket für Athen ist ausgelaufen, noch offene Milliardenhilfen sind damit verfallen. Die am Dienstagabend fällige Rate von 1,54 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zahlte die Regierung nicht mehr. Auch einen alten Kredit bei der eigenen Zentralbank über 470 Millionen Euro zahlte die Regierung in Athen nicht fristgerecht zurück, wie Notenbankkreise der Deutschen Presse-Agentur bestätigten.

Die Euro-Finanzminister bestätigten bei einer Telefonkonferenz, dass das zweite Hilfsprogramm für Griechenland nicht verlängert werde. Das gab ihr Vorsitzender Jeroen Dijsselbloem dem griechischen Regierungschef auch schriftlich. Dijsselbloem erinnert Tsipras in seinem Brief daran, dass Griechenland am 20. Februar seine Pflicht zur Rückzahlung sämtlicher Verbindlichkeiten bestätigt habe.

EZB will Nothilfen bei 90 Milliarden Euro belassen

Unterdessen entschied die Europäische Zentralbank (EZB) nach Informationen aus Notenbankkreisen, die Nothilfen für die griechischen Banken weiterhin auf dem aktuellen Stand von rund 90 Milliarden Euro zu belassen. Griechenlands Banken sind seit Monaten auf diese Hilfen angewiesen.

Griechische Rentner, die kein Geld aus Bankautomaten ziehen können, bekamen in den Filialen maximal 120 Euro Rente ausgezahlt. Dieser Betrag sollte für eine Woche reichen. Zugleich verkündete Tsipras in seiner Fernsehansprache: „Die Renten und Gehälter sind sicher.“

Altes Hilfspaket ist überholt

Bei dem Referendum am Sonntag sollen die Griechen sagen, ob sie den Bedingungen der Gläubiger zustimmen oder sie ablehnen. Das Hilfspaket, zu dem diese Bedingungen gehören, ist aber überholt. „Wir sind in einer neuen Lage“, sagte der Vizechef der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, in Brüssel. Es werde jetzt nicht mehr über die Verlängerung des alten Rettungsplans gesprochen, sondern über ein Zwei-Jahres-Programm des Eurorettungsschirms ESM. Daraus hatte Tsipras am Dienstag einen 29-Milliarden-Euro-Kredit gefordert.

Die Ratingagentur Moody's in London stufte die Bonität Griechenlands am Mittwoch von „Caa2“ auf „Caa3“ herab. Wie die Agentur zudem mitteilte, sei eine weitere Herabstufung angesichts des Schuldendramas kurzfristig möglich.

Erst zu Wochenanfang hatte die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) die angekündigte Volksabstimmung mit einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit Griechenlands um eine Stufe auf „CCC-“ quittiert.

Chronologie der Griechenland-Krise

März 2010

Das Parlament in Athen verabschiedet ein erstes massives Sparprogramm, das unter anderem Steuererhöhungen sowie das Einfrierender Renten vorsieht. Massenproteste folgen. Die Eurostaaten sagen ein erstes Hilfspaket unter Beteiligung des Internationalen Währungsfonds(IWF) zu.

April/Mai 2010

Griechenland beantragt offiziell ein Hilfsprogramm. Die Eurogruppe beschließt Notkredite in Höhe von 110 Milliarden Euro und verlangt im Gegenzug einen harten Sparkurs.

Oktober 2011

Ein zweites Rettungspaket wird beschlossen:Griechenlands private Gläubiger sollen freiwillig einem Schuldenschnitt von 50 Prozent zustimmen. Zudem soll es Kredithilfen von 100 Milliarden Euro geben und Garantien von 30 Milliarden Euro, mit denen der Schuldenschnitt begleitet wird.

Februar/März 2012

Das griechische Parlament stimmt einem weiteren Sparpaket zu, das auf Druck der internationalen Geldgeber mehrfach verschärft wird.

November 2012

Athen billigt abermals ein Sparpaket als Voraussetzung für weitere Hilfen. Ein drittes Rettungspaket ist im Gespräch. Die Eurogruppe signalisiert, dass weitere Hilfen möglich sind - aber erst, wenn das laufende Hilfsprogramm erfolgreich beendet wird.

Juli 2013

Und wieder muss Athen neuen Sparmaßnahmen zustimmen. Siesehen unter anderem die Entlassung von 15 000 Staatsbediensteten vor. Bei weiteren 25 000 Beamten werden die Einkommen gekürzt.

Januar 2015

Die Linkspartei Syriza unter Alexis Tsipras gewinnt die Parlamentswahl. Seine Popularität verdankt er der Ablehnung desvereinbarten Sparkurses.

Februar 2015

Die Euro-Finanzminister verlängern das - bereits einmal verlängerte - Hilfsprogramm von Ende Februar bis Ende Juni 2015.

März 2015

Athen legt eine Liste mit Reformen vor, die pro Jahr drei Milliarden Euro einbringen sollen. Es geht vor allem um den Kampf gegen Steuerhinterziehung. Die internationalen Geldgeber halten die Liste für unzureichend und verlangen Nachbesserungen.

Mai 2015

Das Tauziehen um Reformen geht weiter. Die Finanznot in Athen wird immer größer. Die Regierung sucht nach Geld, um Kreditschulden beim Internationalen Währungsfonds bezahlen zu können.

Juni 2015

Der IWF erlaubt Griechenland, insgesamt vier im Juni fällige Kredite erst Ende des Monats zurückzuzahlen. Athen legt neue Reformvorschläge vor, Krisentreffen auf Spitzenebene bleiben aber ergebnislos. Tsipras schlägt überraschend vor, das griechische Volk über die Sparvorschläge der Geldgeber abstimmen zu lassen und wirbt für ein negatives Votum. Die Eurogruppe erklärt die Verhandlungen für gescheitert, das Hilfsprogramm wird nicht verlängert.

13. Juli 2015

Der Grexit ist vorerst abgewendet. Beim Euro-Gipfel in Brüssel einigen sich die Regierungschefs mit Griechen-Premier Alexis Tsipras auf ein Reform- und Sparprogramm. Der Finanzbedarf der Griechen wird auf 82 bis 86 Milliarden Euro in den nächsten drei Jahren taxiert. Die Parlamente in den Euro-Ländern müssen noch zustimmen.

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