Armee schlägt zurück, nachdem Syriens Rebellen Militärflughäfen angegriffen hat. Jordanien richtet Hilfsappell an Weltgemeinschaft.
Damaskus/Beirut. Die Truppen des syrischen Machthabers Baschar Assad haben am Sonnabend Aktivisten zufolge mehrere Stadtviertel in Damaskus unter Beschuss genommen. In der Nacht hatte es demzufolge heftige Gefechte zwischen den Regierungssoldaten und oppositionellen Kämpfern gegeben. Zuvor hatten Rebellen in der Provinz Idlib im Nordosten des Landes einen Hubschrauber der syrischen Luftwaffe abgeschossen. An der syrischen Grenze zu Jordanien spitzte sich das Flüchtlingsdrama unterdessen zu. Das an Wasser- und Energieressourcen ohnehin schon knappe Königreich richtete einen dringenden Appell an die internationale Gemeinschaft: 700 Millionen Dollar würden benötigt, um den syrischen Flüchtlingen zu helfen, erklärte der jordanische Planungsminister.
Die in London ansässige Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, das Viertel Tadamon im Süden der Hauptstadt sei am Morgen bombardiert worden, nachdem es dort zuvor zu heftigen Straßenschlachten gekommen sei. Einem anderen Aktivstennetzwerk, den Örtlichen Koordinationskomitees, zufolge, wurde auch das benachbarte Viertel Hadschar Aswad bombardiert.
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In dem Damaszener Viertel al Kadam seien fünf Leichen entdeckt worden, die im Stil einer Hinrichtung getötet worden seien, erklärte die Beobachtungsstelle. In der Stadt al Bukamal in der Provinz Deir Issor seien fünf Zivilisten beim Bombardement durch Regierungstruppen in der Nacht zum Sonnabend ums Leben gekommen. Die gleichnamige Stadt sei ebenfalls unter Beschuss. Am Freitag seien mehr als 140 Syrer ums Leben gekommen, hieß es auf der Website der Beobachtungsstelle.
Aktivisten hatten am Freitag von einer groß angelegten Offensive von Deserteuren auf die Wirtschaftsmetropole Aleppo berichtet. Demnach seien angesichts der vermehrten Luftangriffe durch syrische Truppen Stützpunkte der syrischen Luftwaffe koordiniert angegriffen worden. Die Offensive habe am Donnerstag kurz vor Mitternacht begonnen und bis Freitagmorgen gedauert.
In der Stadt Sarmeen in der Provinz Idlib sei zudem ein Hubschrauber abgeschossen worden. Die Berichte konnten nicht unabhängig bestätigt werden. Sollten sie jedoch zutreffen, wäre es bereits das zweite Mal in dieser Woche, dass oppositionelle Kämpfer einen Hubschrauber abgeschossen haben. Am Montag war demzufolge ein Helikopter in Damaskus abgeschossen worden.
Jordanien und das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR forderten angesichts der steigenden Zahl der syrischen Flüchtlinge in dem Königreich finanzielle Unterstützung in Höhe von 700 Millionen Dollar (560 Millionen Euro). Der jordanische Planungsminister Dschafaar Hassan erklärte, das Geld werde gebraucht, um den 240.000 Flüchtlingen und anderen Syrern im Land zu helfen. Die Wasser- und Energieressourcen in Jordanien seien ohnehin schon knapp. Der Flüchtlingsstrom stelle eine zusätzliche Belastung dar.
Schätzungsweise 5.000 Syrer überquerten diese Woche innerhalb von 24 Stunden die Grenze nach Jordanien. Mehr als 180.000 Syrer fanden bislang in dem benachbarten Königreich Zuflucht vor dem Bürgerkrieg in ihrem Land. UNHCR-Vertreter Andrew Harper sagte, es sei noch mit weitaus mehr syrischen Flüchtlingen in Jordanien zu rechnen.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow erklärte in Moskau, die internationale Gemeinschaft sei zwar geeint in ihrem Wunsch, das Blutvergießen in Syrien zu beenden. Allerdings gebe es „recht ernsthafte Meinungsverschiedenheiten“, wie das zu erreichen sei. Die Länder, die einen militärischen Eingriff favorisierten, kritisierte er scharf. Sie sollten ihren Einfluss auf alle Parteien in Syrien, insbesondere auf die, mit denen sie engen Kontakt pflegten, geltend machen, um Gewaltverzicht zu fordern. „Wenn sie (die Länder) sagen, dass die Regierung die Gewalt zuerst beenden soll...dann ist das entweder naiv oder eine Provokation“, sagte Lawrow bei einer Rede im Moskauer Staatsinstitut für Internationale Beziehungen.