Bei dem Anschlag kamen vier Menschen ums Leben. UN-Beobachter inspizieren Tremseh. Amnesty International: Auch Rebellen verletzen Menschenrechte.
Damaskus/Beirut/Washington. Nach dem verheerenden Blutbad im syrischen Tremseh haben UN-Beobachter die Umgebung des Dorfes inspiziert. Nach UN-Angaben vom Sonnabend näherte sich ein Beobachterteam am Freitagabend dem Ort des Massakers bis auf sechs Kilometer. Das Gemetzel in Tremseh, bei dem nach Angaben von Aktivisten am Donnerstag bis zu 250 Menschen getötet worden waren, hatte weltweit Entsetzen ausgelöst und die Diskussion über ein internationales Eingreifen angeheizt.
Auf Bildern und in Videos im Internet waren UN-Fahrzeuge nahe Tremseh zu sehen, die von Menschen umringt wurden. Sie zeigten den Beobachtern blutgetränkte Kleidung und Überreste von Granaten. "Das sind russische Waffen“, rief ein wütender Mann in einer Videoaufnahme. Russland ist der wichtigste Waffenlieferant des Regimes von Machthaber Baschar al-Assad. Die Veto-Macht blockiert im UN-Sicherheitsrat alle Resolutionen, die ein schärferes Vorgehen gegen Damaskus ermöglichen würden.
Nach Angaben der Opposition sollen am Donnerstag Regierungstruppen unter Einsatz von Hubschraubern, Panzern und Artillerie den Ort Tremse angegriffen haben. Zu der Zahl der Toten gibt es unterschiedliche Angaben. Im syrischen Staatsfernsehen wurden wie häufig in solchen Fällen "bewaffnete terroristische Gruppen“ verantwortlich gemacht. Unabhängige Angaben liegen nicht vor.
Die amtliche Nachrichtenagentur SANA veröffentlichte am Sonnabend Bilder von Gewehren, Handgranaten, Handys und Videokameras. Diese seien in dem Ort gefunden worden, berichtete die Agentur. Sowohl Berichte der Regierung wie auch der Aktivisten konnten nicht von unabhängiger Seite überprüft werden.
Die internationale Gemeinschaft reagierte empört auf Berichte über das mutmaßliche Massaker in Tremseh. In einem Schreiben an den Weltsicherheitsrat sprach UN-Generalsekretär Ban Ki Moon von einer "abscheulichen Eskalation der Gewalt".
Selbstmordattentäter tötet vier Menschen
Unterdessen kamen bei einer Explosion in dem vorwiegend christlichen Ort Mahradeh nach Angaben des oppositionellen Syrischen Beobachtungszentrums für Menschenrechte vom Sonnabend mindestens vier Menschen ums Leben. Unter den Toten seien zwei Frauen und ein 13 Jahre alter Junge, das andere Opfer sei ein Mitglied der Sicherheitskräfte. Zahlreiche Menschen wurden durch die Explosion nahe einer Sicherheitsbehörde nach Angaben von Aktivisten verletzt. Mahradeh liegt ebenso wie Tremseh in der Unruheprovinz Hama.
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Nach Berichten von SANA hatte ein Selbstmord-Attentäter einen Sprengsatz auf einem Fahrzeug unter einer Ladung Zwiebeln versteckt. Die oppositionelle Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, der Anschlag habe sich gegen ein örtliches Hauptquartier der Sicherheitskräfte gerichtet. Die Provinz Hama zählt zu den Hochburgen der Gegner des Regimes von Präsident Baschar Asdad.
Auch syrische Rebellen verletzen Menschenrechte
Derweil liegen Amnesty International nach eigenen Angaben Beweise aus Syrien vor, die Menschenrechtsverletzungen auch durch Rebellen belegen. Im Vergleich zum gewaltsamen Vorgehen der Regierungstruppen verblassten diese allerdings, sagte Donatella Rovera, die kürzlich für Amnesty mehrere Wochen in Syrien verbrachte, am Freitag in Washington.
Einzelne Aufständische hätten gegen die Menschenrechte verstoßen, indem sie Soldaten von Assad gefangen genommen, geschlagen und getötet hätten. "Sie fangen Leute, und wir haben Beweise gesehen, wie sie sie geschlagen haben ... und in einigen Fällen haben sie sie getötet“, sagte Rovera nach einem Vortrag am Zentrum für Strategische und Internationale Studien.
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Rovera betonte, dass in erster Linie die Regierung für die eskalierende Gewalt verantwortlich sei. Assads Truppen hätten ganze Dörfer angegriffen, um den sich ausbreitenden Aufstand zu unterdrücken. Berichte deuteten daraufhin, dass Assad-treue Kämpfer in einigen Fällen Kliniken und Häuser in Brand gesetzt hätten, um Rebellen aufzustöbern. Zunehmend griffen sie auch unbewaffnete Zivilisten an, darunter Gesundheitspersonal, das verletzte Rebellen behandelte, die nicht in Krankenhäusern aufgenommen worden seien. So seien drei medizinische Assistenten kürzlich festgenommen worden.
"Nach einer Woche wurden ihre Leichen mit eindeutigen Folterspuren gefunden. Ihre Nägel waren herausgerissen, ihr Zähne fehlten ... und die Leichen waren angezündet worden. Damit sollte eine klare Botschaft gesendet werden, dass es keine gute Idee ist, bei solchen humanitären Aufgaben mitzumachen.“
Insgesamt wurden nach Angaben der oppositionellen Beobachterstelle für Menschenrechte seit Beginn des Aufstands gegen Assad im März 2011 mehr als 17.000 Rebellen, Zivilisten und Regierungstruppen getötet.
Mit Material von dpa, rtr und dapd