In Zeiten der Krise setzt Griechenlands Regierungschef alles auf eine Karte - nicht zum ersten Mal
Athen. Er pokert gern hoch - auch wenn er Niederlagen fürchten muss: Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou hat mit seiner Risikofreude schon so manchen Partner vor den Kopf gestoßen. Dieses Mal könnte ihn seine Strategie nicht nur Verbündete kosten - sie könnte sein Land in den Ruin treiben.
Das EU-Rettungspaket für das von der Pleite bedrohte Griechenland ist bereits geschnürt, doch Papandreou reicht das nicht. Er will die Rückendeckung seines Volkes.
Damit setzt er alles auf eine Karte: Verweigert sein Volk die Zustimmung, droht der Staatsbankrott. Der Sozialist handele wie ein Spieler, sagte denn auch prompt der Oppositionspolitiker Evangelos Antonares. Geht sein Plan auf, hat er nicht nur das Vertrauen der Griechen gewonnen, sondern auch politische Glaubwürdigkeit. Alles oder nichts heißt also das Motto.
Es ist nicht das erste Mal, dass der 59-Jährige pokert. Der Opposition schlug er etwa vor, eine Große Koalition zu bilden - und dafür notfalls zurückzutreten. Dann machte er einen Rückzieher und beschloss, allein einen Weg aus der Krise zu suchen. Ein steiniger Weg - ohne Sicherheiten.
Doch Papandreou hat Ausdauer - politisch wie privat. Sein gleichnamiger Großvater sowie sein Vater Andreas Papandreou, beides frühere Ministerpräsidenten des Landes, gelten ebenso wie er selbst als die Architekten des modernen Griechenlands, aber auch als Verantwortliche für den hohen Schuldenberg des Landes. Es war also nicht nur inhaltlich ein schweres Erbe, das Giorgos Papandreou nach dem Wahlsieg mit seiner Panhellenischen Sozialistischen Bewegung 2009 antrat.
Dabei hatte der 1952 in Saint Paul im US-Staat Minnesota geborene Papandreou lang darauf hingearbeitet. Für die Griechen galt er zwar oft als nicht "griechisch" genug. In den USA und in Schweden aufgewachsen, spricht der Ministerpräsident nicht immer ganz fehlerfrei Griechisch. Dennoch führte sein Weg stetig nach oben: Mit 29 Jahren wurde er erstmals ins griechische Parlament gewählt, vier Jahre später zum stellvertretenden Kulturminister ernannt, dann zum Bildungsminister und 1999 zum Außenminister, bis er es vor zwei Jahren auf den Regierungssitz schaffte. Privat fährt der zweifache Vater viel Fahrrad, rudert und ist gertenschlank. Der radikale Nichtraucher lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Gegen starken Widerstand peitschte er ein drakonisches Sparprogramm durch, um das verschuldete Land wieder auf Kurs zu bringen.