Laut Bericht zur Absturzursache des Regierungsjets hat Russland bei der Landebahn gepfuscht. Polen waren schlecht ausgebildet.
Warschau. Polen gibt Russland eine Mitschuld am Tod von Präsident Lech Kaczynski und 94 weiteren Menschen aus der polnischen Elite, die im April letzten Jahres bei einem Flugzeugabsturz im westrussischen Smolensk ums Leben gekommen waren. Die polnische Regierung hat aber auch eigene Fehler eingeräumt. Im Bezug auf die Anschuldigungen gegen Russland heißt es, die Befeuerung der Landebahn auf dem Flughafen im russischen Smolensk sei in einem schlechten Zustand gewesen. So zumindest urteilte eine polnische Untersuchungskommission in einem am Freitag vorgelegten Bericht. Das russische Bodenpersonal habe dem polnischen Piloten zudem beim Landeanflug im dichten Nebel falsche Anweisungen erteilt.
Das Niveau der Ausbildung der polnischen Belegschaft stellte zudem "eine Gefahr für die Flugsicherheit dar“, räumte ein Vertreter der Regierungskommission auch eigene Fehler ein. So habe der Pilot für eine Landung unter widrigen Sichtbedingungen keine Ausbildung gehabt. Einzig der Flugzeugführer sei des Russischen mächtig gewesen, so dass er während des Fluges zusätzlich mit dem Bodenpersonal habe kommunizieren müssen. Auch das Gerät an Bord der Tupolew TU-154 sei schlecht gewartet gewesen.
Aus dem Gutachten geht außerdem hervor, dass es bei der Vorbereitung der Flugreise „zahlreiche Verfehlungen“ gegeben habe. Ruhezeiten für Piloten seien nicht eingehalten, Trainingsflüge nicht ausgeführt worden. Auch die Dienstaufsicht für die Luftwaffeneinheit, die für die Beförderung von Politikern zuständig ist, habe nicht funktioniert, hieß es im Bericht. Die polnische Kommission arbeitete unter Leitung von Innenminister Jerzy Miller.
Nach den Ermittlungen der Regierungskommission konnte der von einigen Politikern und Medien erhobene Vorwurf nicht belegt werden, Kaczynski und andere Fluggäste hätten den Piloten gegen seinen Willen zur Landung in Smolensk gezwungen.
Zur Verärgerung der Führung in Warschau hatte Russland in seinem im Januar vorgelegten Bericht der polnischen Seite die alleinige Schuld an dem Unglück gegeben, bei dem neben Kaczynski und seiner Frau Maria 94 andere Prominente aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Armee ums Leben gekommen waren.
Die Delegation aus Warschau war auf dem Weg nach Katyn, wo sie der Ermordung mehrerer Tausend polnischer Offiziere durch den sowjetischen Geheimdienst im April 1940 gedenken wollte. Die Maschine war beim Landeversuch zerschellt.
Die Erschütterung über das Unglück führte zu einer kurzzeitigen Annäherung zwischen Russland und Polen, die aber nach dem russischen Abschlussbericht abrupt endete.Kaczynskis Zwillingsbruder Jaroslaw, der die national-konservative Opposition anführt, warf dem liberal- konservativen Ministerpräsident Donald Tusk vor, gemeinsame Sache mit Russland gemacht zu haben, um die wahren Ursachen des Absturzes zu verschleiern. Tusk wies die Vorwürfe zurück. Die Schuldfrage spielt eine wichtige Rolle im Wahlkampf vor der Parlamentswahl im Oktober. Die national-konservative Opposition fordert den Rücktritt von Verteidigungsminister Bogdan Klich.
Mit Material von dpa/reuters