Das Flugzeug war auf dem Weg von Moskau nach Petrosawodsk. Acht Menschen überlebten die Bruchlandung, 44 kamen dabei ums Leben.
St. Petersburg/Berlin. Beim Absturz eines Passagierflugzeugs im Nordwesten Russlands sind nach Behördenangaben am Montagabend 44 Menschen ums Leben gekommen. Acht Menschen überlebten demnach die Bruchlandung, darunter eine Mutter, ihr neunjähriger Sohn und ihre 14-jährige Tochter. Sie wurden schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert und befinden sich derzeit in kritischem Zustand. Die Maschine der Fluggesellschaft RusAir sei auf dem Weg von Moskau nach Petrosawodsk gewesen, erklärte die Sprecherin des Katastrophenschutzministeriums, Oksana Semjonowa.
Absturz vor der Landebahn
Angaben zu einer möglichen Unglücksursache machte das Ministerium zunächst nicht. Das Flugzeug sei kurz vor der Landebahn ungefähr 100 Meter von einem Dorf entfernt abgestürzt und dann auf einer Straße in Flammen aufgegangen, hieß es. Anwohner wurden Berichten zufolge nicht verletzt. Petrosawodsk liegt nahe der finnischen Grenze rund 650 Kilometer nordwestlich von Moskau in der Region Karelien.
Die staatsübergreifende Flugkommission (IAC) nannte schlechtes Wetter, menschliches Versagen oder technische Störungen als mögliche Unfallursache. So sei zu dem Zeitpunkt, als die Maschine ihre letzte Landung gemacht habe, ausgerechnet die für schlechte Sicht vorgesehene Spezialbefeuerung der Landebahn ausgefallen, meldete die russische Nachrichtenagentur ITAR-Tass unter Berufung auf den stellvertretenden IAC-Vorsitzenden Alexei Morozow. Dies habe die wegen dichten Nebels ohnehin schon heikle Landung noch zusätzlich erschwert.
Die Nachrichtenagentur Interfax zitierte den Direktor des Flughafens von Petrosawodsk, Alexei Kusmitzki, zudem mit den Worten, dass das Flugzeug nach vorläufigen Informationen bei der Landung ein Kabel abgetrennt habe, woraufhin die Landebahnbeleuchtung unterbrochen worden sei.
Der Fluglotse Sergei Schmatkow, der den Landeanflug der Unglücksmaschine überwachte, äußerte sich gegenüber dem Nachrichtenportal "lifenew.ru" zum Unfallhergang. Obwohl sich die Sicht zum Zeitpunkt des Absturzes nur knapp über dem zugelassenen Wert bewegt habe, habe sich der Pilot für eine Landung entschieden, sagte er. Sobald die Beleuchtung ausgefallen sei, habe er die Besatzung dazu aufgefordert, die Landung abzubrechen. Es sei jedoch zu spät gewesen, erklärte Schmatkow. Die Flugdatenschreiber der Maschine wurden Berichten zufolge geborgen.
52 Personen an Bord
An Bord des Flugzeugs befanden sich nach Angaben des Katastrophenschutzministeriums 52 Personen, darunter neun Besatzungsmitglieder. Bei dem Flugzeug handelt es sich laut Ministerium um eine russische Maschine des Typs Tupolew TU-134. Diese befand sich nach Angaben der Fluggesellschaft RusAir in einem guten Zustand.
Die Niederlassung des Katastrophenschutzministeriums in der Region Karelien teilte mit, am Montag um 23.40 Uhr Ortszeit (21.40 Uhr MESZ) sei der Funkkontakt zum Piloten abgerissen.
Auf Bildern russischer Fernsehsender waren verkohlte Metallfragmente zu sehen, die auf der Straße verstreut waren. Etwa einen Kilometer von ihr entfernt zeichnete sich die Landebahn ab. Über dem Wald im Hintergrund hing dichter Nebel. Das einzige identifizierbare Bauteil des Flugzeugs war ein aus dem Boden herausragendes Fahrgestellteil.
Deutsch-Russe unter den Opfern
Unter den Todesopfern befand sich nach Angaben des Auswärtigen Amtes auch ein deutsch-russischer Passagier. Nähere Angaben machte das Ministerium nicht. Das Außenministerium steht in Kontakt mit den Angehörigen des Mannes. Das russische Katastrophenschutzministerium bestätigte zudem den Tod von vier Passagieren mit amerikanischer und russischer Staatsbürgerschaft, eines Schweden, eines Niederländers sowie zwei Ukrainern.
Der russische Präsident Dmitri Medwedew sprach den Familien der Opfer in einer Stellungnahme sein Beileid aus und entsandte seinen Verkehrsminister Igor Lewitin nach Petrosawodsk.
Erst am Montag hatte die Internationale Luftfahrverband (IATA) mitgeteilt, dass Russland in jüngster Zeit Fortschritte bei der Luftverkehrssicherheit gemacht habe. Demnach hatte in den vergangenen drei Jahren keine der 13 großen Fluggesellschaften tödliche Unfälle verzeichnet.
Für Dienstag ist ein Auftritt des russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin bei der Luftfahrtschau in Le Bourget bei Paris zur Unterstützung der russischen Luftfahrtindustrie geplant.