In Tunesien hat die einzige große Gewerkschaft ihre drei Minister zurückgezogen. Grund ist der Verbleib alter Kräfte an der Macht.

Hamburg. Die Kritik an der Übergangsregierung in Tunesien wächst. Die Politiker sehen sich nicht nur massivem Widerstand von der Straße gegenüber. Jetzt kündigte die mächtige Gewerkschaft UGTT an, sie erkenne das am Montag gebildete Kabinett von Regierungschef Mohammed Ghannouchi nicht an. Aus Protest gegen den Verbleib alter Kräfte an der Macht hat sich die UGTT ihre drei Minister aus dem Kabinett zurückgezogen.

Die UGTT ist die einzige große Gewerkschaft in Tunesien. Sie hatte bei den Protesten gegen Ben Ali eine zentrale Rolle gespielt. In die Regierung der nationalen Einheit Ghannouchis hatte die UGTT dann am Montag aber ein dem Regierungschef beigestelltes Kabinettsmitglied entsandt sowie den Beschäftigungsminister und einen Staatssekretär im Verkehrsministerium. Laut dem Gewerkschaftssprecher traten nun auch die UGTT-Vertreter zurück, die bisher im Parlament vertreten waren.

Die unter Ben Ali verbotene islamistische Ennahdha-Partei kündigte unterdessen an, sie werde keinen Kandidaten für die angekündigte Präsidentschaftswahl stellen. Ein Sprecher kritisierte das Übergangskabinett gleichzeitig als Regierung der "Ausgrenzung“. Landesweit demonstrierten am Dienstag tausende Menschen gegen die Übergangsregierung. In Tunis löste die Polizei eine Kundgebung am Vormittag gewaltsam unter Einsatz von Tränengas und Schlagstöcken auf.

(afp/dpa)