Der Volksaufstand zeigt Signalwirkung. Weiter Unruhen in der Hauptstadt
Hamburg/Tunis. Auch nach der Flucht von Tunesiens Herrscher Zine al-Abidine Ben Ali ins Exil nach Saudi-Arabien herrschen Unruhen im Land: Die Armee griff gestern den Präsidentenpalast an, in dem sich Mitglieder der Leibgarde Alis verschanzt hatten. Am Nachmittag fielen wieder Schüsse im Zentrum der Hauptstadt Tunis. Bei den Ausschreitungen wurden vier Personen mit deutschen Pässen verhaftet. Tausende Urlauber wurden indes nach Deutschland zurückgeflogen.
Die "Jasmin-Revolution", der erste Volksaufstand, der den Staatschef eines arabischen Landes zu Fall brachte, zeigt Signalwirkung in anderen Staaten des Nahen Ostens. In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa riefen gestern 1000 Studenten zum Sturz der Regierung auf. Vor der tunesischen Botschaft in Kairo gab es Verbrüderungsszenen zwischen Ägyptern und Tunesiern. "Jetzt seid ihr Ägypter an der Reihe", rief die Menge. "Alle Regime im Maghreb und in der arabischen Welt haben Angst, dass das einen Präzedenzfall schafft", sagte der Nahostexperte Michael Lüders dem Abendblatt über die Vorgänge in Tunesien. Libyens Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi kritisierte den Aufstand im Nachbarland. Er sei "schmerzhaft berührt" von dem, was in Tunesien "zerstört" worden sei, sagte er.