Foued Mebazaa ist Tunesiens Übergangspräsident. Auch er gilt als autoritär und korrupt
Tunis/Paris. Tunesiens neuer Übergangspräsident Foued Mebazaa war bislang ein treuer Gefolgsmann des ins Exil geflohenen Staatsoberhaupts Zine al-Abidine Ben Ali. Der 77-jährige Jurist und Wirtschaftswissenschaftler fungierte mehr als 13 Jahre als Präsident der Abgeordnetenkammer des Parlaments. Er gilt wie viele aus dem ehemaligen Machtzirkel als autoritär und korrupt - dennoch ist er nicht ganz so unbeliebt wie andere Politiker des Landes.
Mebazaa hatte seit den 70er-Jahren mehrere Ministerposten inne und war im Laufe seiner Karriere unter anderem Botschafter bei den Vereinten Nationen in Genf sowie Bürgermeister der Hauptstadt Tunis. Parlamentspräsident wurde er 1997. Er ist eng verbandelt mit dem Trabelsi-Clan von Ben Alis zweiter Frau Leila. Nach seiner Vereidigung als Übergangspräsident am Sonnabend versprach er, dass künftig alle Tunesier am politischen Prozess im Land beteiligt werden.
Laut Artikel 57 der tunesischen Verfassung, der die Nachfolge bei einem komplett amtsunfähigen Staatschef regelt, soll Mebazaa nun als Übergangspräsident innerhalb von 60 Tagen Neuwahlen ausrufen. Er übernahm das Amt von Ministerpräsident Mohamed Ghannouchi, den Ben Ali vor seiner Flucht unter Berufung auf Artikel 56 ("vorübergehend amtsunfähiger Präsident") zum Interims-Präsidenten erklärt hatte.
Ghannouchi ist allerdings weiter mit der Bildung einer Regierung der nationalen Einheit betraut. Der am 18. August 1941 in der Küstenstadt Sousse geborene Ökonom wurde in der einstigen Kolonialmacht Frankreich ausgebildet und gehörte seit Langem zu den Gefolgsleuten Ben Alis. Anders als viele andere Politiker der alten Ordnung wurde er bisher nie mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert.