Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon rief dazu auf, ein “neues Haiti“ zu schaffen. Deutschland will einen zweistellligen Millionenbetrag beisteuern.
New York. Die internationale Staatengemeinschaft greift für den Wiederaufbau Haitis tief in die eigene Tasche: Mit mehreren Milliarden Dollar soll die Infrastruktur des Inselstaates nach dem verheerenden Erdbeben vom 12. Januar wiederhergestellt werden.
Allein die USA versprachen dem Land auf der großen Geberkonferenz in New York 1,15 Milliarden Dollar, umgerechnet rund 850 Millionen Euro. Das Geld solle in Landwirtschaft, Gesundheitswesen, Energieversorgung und Verwaltung des Landes investiert werden, sagte Außenministerin Hillary Clinton.
Andere Staaten versprachen dreistellige Millionensummen. Deutschland war nur auf Beamtenebene vertreten und wollte einen zweistelligen Millionenbetrag zusagen.
Das Beben in Haiti kostete mehr als 220 000 Menschen das Leben. Etwa 1,3 Millionen Menschen wurden, kurz vor der Regenzeit und der Hurrikansaison, obdachlos. Als Gastgeber der Konferenz wollten Uno und USA 3,9 Milliarden Dollar für die nächsten 18 Monate sammeln. Einen Tag zuvor war allerdings bekanntgeworden, dass die Spenden anderer Länder für Haiti nach zunächst sehr großzügigen Überweisungen vor fünf Wochen praktisch abgebrochen sind. Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon rief die mehr als 140 vertretenen Staaten auf, ein „neues Haiti“ zu schaffen. „Es geht hier nicht einfach um Wiederaufbau, lassen Sie uns Haiti besser aufbauen“, sagte er zur Eröffnung der Konferenz. „Wir müssen ein besseres Haiti schaffen, in dem nicht die meisten Menschen in Armut leben und keine Chance auf Bildung haben.“ Haiti brauche in den nächsten zehn Jahren 11,5 Milliarden Dollar. „Wir haben einen konkreten Plan für den Wiederaufbau und dieser Plan trägt eine haitianische Handschrift. Wir zählen auf Ihre Großzügigkeit, diesen Plan umzusetzen“, sagte Ban.
„Sie brauchen Hilfe und wir brauchen Haiti“, sagte Clinton. „Menschenschmuggel, ausufernder Drogenhandel, Tuberkulose, Aids – das betrifft zuerst die Menschen in Haiti, aber schnell uns alle.“ Sie forderte, vor allem Frauen in den Wiederaufbau einzubeziehen. „Ich klinge wie eine kaputte Schallplatte, wenn ich es immer wieder sage, aber Investitionen in die Frauen sind die besten Investitionen, die ein Land machen kann.“
Man mag fragen, warum gerade Haiti so viel Hilfe bekommen solle. „Weil dieses Land auf dem Weg zum Fortschritt war und es nun scheint, als habe das Beben alles zerstört. Aber die Menschen in Haiti geben nicht auf und kämpfen weiter. Deshalb müssen wir ihnen helfen.“
Haitis Präsident René Préval kündigte an, dass sein Land den Schwerpunkt auf Bildung legen wolle. „Wir wollen ein Land schaffen, in dem niemand ausgeschlossen wird. Die Bildung ist der Schlüssel dazu.“ Vor dem Beben hätten 25 Prozent der Kinder keine Schule besucht und die Bildung der anderen sei oft schlecht gewesen. „Fortschritt ist ohne Bildung nicht denkbar. Wir haben den Traum eines Haiti mit humanistischen Idealen und Bildung und Chancen für alle.“
Begleitet wurde der Beginn der Konferenz mit Protesten von Aids-Aktivisten. Die etwa 50 Demonstranten schwenkten haitianische Flaggen und forderten einen eigenen Aktionsplan für die HIV-infizierten unter den Erdbebenopfern. Haiti hatte noch vor einigenJahren die höchste Aids- Rate außerhalb Afrikas. Regierung und Vereinte Nationen haben es aber geschafft, die Quote drastisch zu senken.