Frankreichs Präsident Sarkozy rührt zurzeit die Werbetrommel für die Atomkraft. Er setzt sich vor allem für den AKW-Bau in Schwellenländern ein.
Hartnäckig wirbt der französische Präsident Nicolas Sarkozy zurzeit für den weltweiten Bau von Atomkraftwerken. Fünf Wochen vor einer von US-Präsident Barack Obama einberufenen Konferenz zur Atomsicherheit will Frankreich sich als Hauptakteur auf dem weltweiten Atommarkt profilieren. In Paris kamen Vertreter aus 65 Ländern zu einer zweitägigen Atomstrom-Konferenz zusammen, die auf manche Teilnehmer wie eine Werbeveranstaltung für französische Nuklearreaktoren wirkte. Unter den Podiumsgästen war kein einziger deutscher Experte. Probleme wie der Mangel an Atom-Ingenieuren oder die Endlagerung des Atommülls kamen nur am Rande vor.
„Frankreich will mit allen Ländern kooperieren, die zivile Nukleartechnik wollen“, sagte Sarkozy zur Eröffnung der Konferenz. Sein Land wolle keine Lektionen erteilen, sondern seine Erfahrungen bei der Produktion von Atomstrom teilen, fügte er hinzu. Paris sei „überzeugt, dass die Weitergabe von Atomtechnik zu friedlichen Zwecken ein entscheidendes Element bei der Beachtung der Umweltprobleme und für eine bessere Verteilung der Reichtümer ist.“
Es dürfe darum nicht sein, dass der reiche Norden ärmeren Ländern den Zugang zur Atomtechnologie verweigere. „Atomkraft kann vielmehr das Bindemittel für eine neue internationale Solidarität sein“, meint Sarkozy. Konkret forderte er internationale Finanzhilfen für Investitionen in die Atomenergie. „Die Weltbank und die Entwicklungsbanken müssen sich ernsthaft bei der Finanzierung der zivilen Nuklearenergie engagieren“, sagte er. Es sei skandalös, dass der Bau von Kernkraftwerken nicht von den internationalen Instituten unterstützt werde. Sarkozy kritisierte außerdem, dass die Einnahmen aus dem Emissionshandel nicht für Investitionen in Atomkraft verwendet werden dürfen. Schließlich verzichte die Atomindustrie weitgehend auf den Ausstoß von Treibhausgasen.
Sarkozy räumte ein, dass es längst nicht genügend Experten in all den Ländern gebe, die Interesse an Atomkraftwerken haben. In der Nähe von Paris soll deswegen eine Hochschule entstehen, die internationale Atom-Ingenieure ausbildet. Ein Ausbildungszentrum ist auch in Jordanien geplant. Frankreich und Jordanien haben kürzlich ein Abkommen zur Zusammenarbeit bei ziviler Atomtechnologie geschlossen.
Frankreich produziert mit seinen 58 Reaktoren bereits 80 Prozent des eigenen Stromverbrauchs. Zudem ist in Flamanville am Ärmelkanal ein Atomreaktor der dritten Generation (EPR) im Bau, der als Vorzeigemodell für den Export dienen soll. Französische Unternehmen bauen zudem in Finnland und in China EPR-Reaktoren. Ein 20-Milliarden-Dollar-Auftrag aus Abu Dhabi ist ihnen jedoch unter anderem wegen mangelnder Absprache der beteiligten Unternehmen durch die Lappen gegangen.
Während es auf der zweitägigen Pariser Konferenz ausschließlich um die zivile Nutzung von Atomtechnologie geht, geht es im April in Washington um die Sicherheit. Dabei steht nicht zuletzt die Frage im Mittelpunkt, wie die internationale Gemeinschaft den Iran davon abbringen kann, unter Missachtung aller Warnungen weiter sein umstrittenes Atomprogramm voranzutreiben. Zur Pariser Atomstrom- Konferenz war der Iran – der unter Verdacht steht, unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung der Kernenergie heimlich Nuklearwaffen anzustreben – jedenfalls nicht eingeladen.