Die Gespräche in Kopenhagen verliefen bisher zäh. Jetzt ist dort Angela Merkel eingetroffen. Sie will persönlich für ein Abkommen kämpfen.

Kopenhagen. 102 Streitpunkte sind laut Australiens Premierminister Kevin Rudd kurz vor dem Abschluss des Klimagipfels in Kopenhagen noch offen. 102 Fragen, auf die innerhalb der nächsten 24 Stunden vor allem die 120 Staats- und Regierungschefs Antworten finden müssen. Ihr Eingreifen gilt als einzige Chance, aus der verfahrenen Situation herauszukommen.

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Als eine der Hoffnungsträgerinnen ist jetzt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Kopenhagen eingetroffen. Sie rief die Staaten zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung auf, um ein Scheitern zu verhindern. „Wir müssen zusammenstehen, wir müssen zusammen handeln“, sagte Merkel vor zahlreichen Staats- und Regierungschefs in der dänischen Hauptstadt. Ein Misserfolg wäre ein „schreckliches Signal für alle, die unserer Welt im 21. Jahrhundert eine gute Zukunft geben wollen“. Merkel appellierte an die Staatenvertreter, in den kommenden 24 Stunden alles für einen erfolgreichen Abschluss des Gipfels zu tun.

Die Kanzlerin erklärte, es gebe ein breites Einvernehmen, dass die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius begrenzt werden müsse. Dafür müsse unter anderem der CO2-Ausstoß der Industrienationen bis 2020 im Vergleich zu 1990 um mindestens 25 Prozent sinken. „Wir haben die Chance das zu erreichen, wenn wir miteinander arbeiten.“ Allen voran müssten die Industrieländer den Treibhaus-Ausstoß mindern, betonte Merkel. Sie könnten den Klimawandel aber nicht mehr allein bekämpfen. Die aufstrebenden Schwellenländer müssten ebenfalls Beiträge leisten, die in einem gemeinsamen Regelwerk festgeschrieben werden müssten. Dabei gehe es zunächst nicht um eine Reduktion des CO2-Ausstoßes, sondern um eine Verbesserung der Energieeffizienz.

Die Kanzlerin soll in Kopenhagen auch die Interessen des italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi vertreten – zumindest, was Gespräche der Europäer am Rande der Mammutkonferenz angeht. Das sei Berlusconis persönlicher Wunsch gewesen, hieß es aus der italienischen Delegation.

Um die strittigen Fragen in letzter Minute doch noch zu lösen, hat Dänemarks Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen unterdessen die Bildung neuer Arbeitsgruppen angekündigt. Zuvor hatte er den Bemühungen einen herben Rückschlag erteilt, als er offiziell seinen eigenen Versuch aufgab, den 192 Staaten einen Entwurf für das angestrebte Klimaabkommen vorzulegen. Die Entwicklungsländer und wichtige Schwellenländer wie China und Indien hatten sich geweigert, weiter unter dänischer Führung zu verhandeln.

So haben sich die Staaten nach fast zwei Wochen Verhandlungen noch auf keinen Eckpunkt eines Klima-Abkommens einigen können: Offen ist besonders die Reduzierung des Kohlendioxid(CO2)-Ausstoßes. Ein Schlüssel zum Erfolg könnten letztlich auch die Klimaschutzhilfen für die armen Länder sein. Die EU hatte den Entwicklungsländern für die nächsten drei Jahre 7,2 Milliarden Euro zur Bewältigung von Klimafolgen angeboten. Am Mittwoch legte Japan nach und bot sogar rund 13,5 Milliarden Euro, aber nur, falls ein umfassendes Klimaabkommen zustandekommt.

Auch US-Außenministerin Clinton zeigte sich jetzt erstmals bereit, einen Anteil an den Klimaschutzhilfen für die armen Länder zu übernehmen. Voraussetzung sei allerdings ein tragfähiges Klimaabkommen unter Einschluss Chinas. Die Chinesen müssten vor allem ihren CO2-Ausstoß transparenter offenlegen.

China und die USA sind die beiden größten CO2-Produzenten. Beide zusammen sind für 40 Prozent der Treibhausgas-Produktion verantwortlich. Die beiden spielen also eine entscheidende Rolle im Kampf gegen die Erderwärmung. Nachdem China sich zunächst quergestellt und ein Klima-Abkommen als aussichtslos bezeichnet hatte, betont der weltgrößte Produzent von Treibhausgasen nun sein Interesse an einem Erfolg der Konferenz. „Kopenhagen ist zu wichtig um zu scheitern“, sagte Unterhändler Ju Qingtai.