Es sollen mehr Bundeswehrsoldaten nach Afghanistan. Außenminister Guido Westerwelle wehrt sich gegen reine Truppenaufstockung.
Brüssel. Die Nato und ihre Partnerländer wollen mit einer massiven Truppenaufstockung den Durchbruch im Kampf gegen die Taliban in Afghanistan schaffen. Etwa 25 Staaten sagten beim Treffen der Nato-Außenminister 7000 zusätzliche Kräfte für den Nato-geführten Isaf-Einsatz zu. Sie folgten damit dem Appell von US-Präsident Barack Obama, der das amerikanische Truppenkontingent um 30 000 auf fast 100 000 Soldaten erhöhen will.
Deutschland gerät ebenso wie Frankreich durch die Zusagen seiner Verbündeten zunehmend unter Zugzwang, seine Engagement zu verstärken. Außenminister Guido Westerwelle lehnte es ab, vor der internationalen Afghanistan-Konferenz Ende Januar in London über eine Verstärkung des deutschen Militärs zu reden. „Eine Debatte, die sich lediglich auf die Frage verkürzt, wie viel Soldaten mehr oder nicht – das ist aus unserer Sicht weder zielführend noch angemessen“, sagte Westerwelle.
Der britische Außenminister David Miliband drängte die bisher zurückhaltenden Länder zu mehr Engagement. „Ich glaube, jeder Außenminister bei diesem Treffen und jede Regierung muss sich fragen, ob sie alles tun, was möglich ist, auf der militärischen und der zivilen Seite, um einen Erfolg in Afghanistan zu sichern.“
Nach den bisherigen Angeboten werden im kommenden Jahr insgesamt fast 140 000 Soldaten aus den 28 Nato-Staaten und 15 verbündeten Ländern unter Isaf-Kommando in Afghanistan stehen. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen erklärte, der Einsatz werde sich künftig mehr auf Hilfe für die afghanische Bevölkerung und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes konzentrieren.
Nato-Diplomaten zufolge ist ein Großteil der zugesagten 7000 Kräfte Personal zur Ausbildung der afghanischen Armee und Polizei, die bisher jeweils etwa 90 000 Mann stark sind. Die Afghanen müssten in die Lage versetzt werden, selbst für die Sicherheit des Landes zu sorgen, sagte Rasmussen. Ab 2010 werde begonnen, ihnen die Verantwortung dafür zu übergeben. Doch dies heiße nicht, dass die Nato gleichzeitig abziehe.
Auf die Frage, ob es Zusagen von Deutschland und Frankreich gegeben habe, sagte Rasmussen, es habe Andeutungen über zusätzliche Beiträge von Nato-Verbündeten und Partnerländern in den kommenden Wochen und Monaten gegeben. Der Bundestag hatte am Donnerstag das Mandat für den Afghanistan-Einsatz von bis zu 4500 Soldatinnen und Soldaten um ein Jahr verlängert. Eine Aufstockung der deutschen Truppen gilt als wahrscheinlich, da das Mandat mit derzeit rund 4400 Soldaten am Hindukusch schon fast ausgeschöpft ist.
Ein Nato-Diplomat sagte, die künftige stärkere Orientierung der Amerikaner weg vom Militäreinsatz hin zum zivilen Aufbau mache es den Europäern leichter, den USA zur Seite zu stehen. (rtr)