Wahlbeobachter und Medien sprechen nach ersten Auszählungen von einer 60-prozentigen Zustimmung der Iren für den Haushaltspakt der EU.

Dublin. Die Mehrheit der Iren hat dem EU-Fiskalpakt offenbar zugestimmt: Ersten inoffiziellen Ergebnissen zufolge hätten fast 60 Prozent der Wähler mit Ja gestimmt, erklärten Wahlbeobachter der Parteien am Freitag. Die Parteimitglieder, genannt Tallymen, stehen in der Nähe der Auszählungsstellen und stellen ihre eigenen Berechnungen an. Das offizielle Ergebnis sollte erst am frühen Freitagabend bekannt gegeben werden. Auch das irische Fernsehen berichtete knapp drei Stunden nach Beginn der Auszählung , die Wähler hätten in fast allen der bereits ausgezählten Stimmbezirke mehrheitlich mit Ja votiert. Die Mehrheit läge im Bereich von etwa 60 Prozent Ja-Stimmen und 40 Prozent Nein-Stimmen. An dem Referendum vom Donnerstag beteiligten sich etwa die Hälfte der 3,13 Millionen registrierten Wähler.

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Declan Ganley, einer der schärfsten Euro-Kritiker in Irland, erkannte die Niederlage seiner „Nein“-Kampagne bereits früh an. „Es sieht nach einem Ja-Votum aus“, sagte er. Oppositionsführer Micheal Martin, Chef der Fianna-Fail-Partei, sagte: „Viele die mit Ja gestimmt haben, sehen darin das kleinere Übel.“ Der ehemalige Außenminister zählt zu den Unterstützern des Referendums. Während die Regierungskoalition aus der Mitte-Rechts-Partei Fine Gael und der Labour-Partei kräftig für ein „Ja“ warb, machte auch die oppositionelle Sinn Fein dagegen Front.

Irland lässt als einziges Land über den Pakt abstimmen. Die Abstimmung in Irland wird in Europa mit Argusaugen beobachtet. Eine negative Entscheidung der Iren hätte Signalwirkung für die Stabilität der Eurozone gehabt. Bei einer Ablehnung hätte das Land möglicherweise keine neuen Finanzhilfen aus den europäischen Rettungspaketen erhalten. Irland war vor zwei Jahren unter den Euro-Rettungsschirm geschlüpft: Im Gegenzug für ein Hilfspaket über 85 Milliarden Euro verpflichtete sich das Land zu schmerzhaften Einsparungen. Sowohl die irische Regierung als auch die der übrigen Vertragsstaaten haben das Abkommen bereits unterzeichnet, dessen Ziel es ist, durch Schuldenbremsen das Vertrauen in die Eurozone wieder zu verbessern. Vor allem Deutschland hatte sieht ein irisches Ja zum Fiskalpakt als Voraussetzung für eine deutsche Zustimmung zum neuen Euro-Rettungsfonds ESM an.

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In der Vergangenheit hatten die Iren Europa zweimal überrascht, indem sie bei ähnlichen Referenden ihre Zustimmung zunächst versagten. Allerdings will das Land unbedingt verhindern, erneut negativ in die Schlagzeilen zu geraten. Von den jüngsten Wellen der Schuldenkrise in Europa blieb Irland bislang weitestgehend verschont. Bisher erfüllt der Inselstaat pflichtgetreu seine Auflagen im Zusammenhang mit dem Rettungspaket von Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds.

Mit Material von rtr/dapd/dpa