Washington. Trumps Wunschminister für das Pentagon ist wegen sexueller Übergriffe umstritten. Nun werden brisante Äußerungen von Pete Hegseth bekannt.
Nach dem Willen von Donald Trump soll Pete Hegseth künftig an der Spitze des Pentagons stehen und damit ein Riesenbudget sowie 3,4 Millionen US-Soldaten und zivile Mitarbeiter verantworten. Doch der Fox-News-Moderator ist wegen Vorwürfen sexueller Übergriffe und Alkoholproblemen umstritten. Nun bekommen seine Kritiker einen Grund mehr, an seiner Eignung für das Amt des Verteidigungsministers zu zweifeln.
Wie der Sender CNN am Donnerstag berichtet, hat der 44-jährige Veteran sich einst drastisch homophob geäußert und schwule Soldaten als Teil einer „marxistischen Agenda“ bezeichnet, die soziale Gerechtigkeit über Kampfbereitschaft stellt. Der 44-Jährige habe mehrfach die Politik kritisiert, die es Homosexuellen erlaubt, offen im Militär der USA zu dienen.
Pete Hegseth diente im Irak und in Afghanistan
Hegseth diente fast 20 Jahre lang in der Nationalgarde und stieg dort bis zum Rang eines Majors auf. Er wurde in Guantanamo Bay eingesetzt und absolvierte später Kampfeinsätze im Irak und in Afghanistan. Bei der Vereidigung von US-Präsident Joe Biden im Januar 2021 wurde er jedoch wegen Sicherheitsbedenken aus dem Korps entfernt.
In seinem erst 2024 erschienenen Buch „The War on Warriors“ und bei folgenden Werbeveranstaltungen für das Werk bezeichnete Hegseth sowohl die Einführung als auch Abschaffung der „Don’t ask, don’t tell“-Politik („Frage nicht, sage nichts“, kurz DADT) als „Einfallstor“ und „Tarnung“ für umfassendere kulturelle Veränderungen. Diese hätten seiner Meinung nach den Zusammenhalt und die Schlagkraft des US-Militärs untergraben.
DADT wurde in den 1990er-Jahren unter Präsident Bill Clinton eingeführt und erlaubte es Schwulen und Lesben, im Militär zu dienen – sofern sie ihre Sexualität nicht offenlegten. Militärbeamten war es außerdem verboten, Angehörige nach ihrer sexuellen Orientierung zu fragen.
Kam diese jedoch ans Licht, konnte das damals zu der Entlassung eines Soldaten führen. Die Regierung unter Präsident Barack Obama hat diese Regelung aufgehoben und offen homosexuelle Soldaten in den Streitkräften zugelassen.
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Pete Hegseth: „Wir brauchten alle“
Als die DADT-Politik von Obama aufgehoben wurde, bereitete Hegseth sich laut seinem Buch gerade auf seinen Einsatz in Afghanistan vor. „Unser Kommandant unterrichtete die Einheit und machte ein paar Witze“, schrieb er. „Sie wissen schon, Infanteriekram. Wir haben größtenteils darüber gelacht und weitergemacht. Amerika war im Krieg. Schwule und Lesben dienten bereits im Militär. Ich hatte den Feind mit eigenen Augen gesehen. Wir brauchten alle.“
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Die DADT-Politik habe laut Hegseth dazu beigetragen, dass an den Streitkräften „herummanipuliert“ werden könne. Die Aufhebung der Regel sei dann aber „noch schlimmer“ gewesen. Sie habe dazu geführt, dass Frauen in Gefechtssituationen und Transgendermenschen überhaupt im Militär erlaubt worden seien.
Hegseth bezeichnet Bericht als „weitere Falschmeldung“
Von CNN mit seinen Aussagen konfrontiert dementierte Hegseth seine früheren Bemerkungen zu der Regel: „Gegen die Aufhebung? Nein, bin ich nicht“, sagte er dem Sender zufolge. Den Bericht über seine einstigen Äußerungen bezeichnete er als „weitere Falschmeldung“.
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Seine Aussagen dürften die bevorstehende Anhörung vor dem US-Senat für Pete Hegseth noch einmal deutlich erschweren. Schon zuvor haben Republikaner aus Trumps direktem Umfeld offen Vorbehalte an der Pentagon-Personalie bekundet.
„Führung kommt von oben. Und ich möchte sicherstellen, dass sich jede junge Frau, die dem Militär beitritt, respektiert und willkommen fühlt“, sagte etwa der Trump-Verbündete Senator Lindsey Graham. Er nannte die vergangenen Berichte über Hegseth „sehr beunruhigend“.
Hegseth zahlte Frau nach Vergewaltigungsvorwürfen Schweigegeld
Die Liste ist lang: Unter anderem wird Hegseth sexuelle Gewalt gegen eine Frau im Jahr 2017 vorgeworfen. Er selbst spricht von einer einvernehmlichen Begegnung und bestreitet, die Frau je misshandelt zu haben. Später zahlte Hegseth der Betroffenen einen Betrag in unbekannter Höhe, um eine Klage und einen Prozess zu verhindern.
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Laut einem Bericht des „New Yorkers“ musste er vor seiner Anstellung bei Fox News aus zwei Veteranenorganisationen austreten. Die Gründe: Vorwürfe der finanziellen Misswirtschaft und sexuellen Belästigung.
.@PeteHegseth Speaks Out in Exclusive Interview, Addressing Media Smears, Responding to Accusations, and How He'd Reform Military
— Megyn Kelly (@megynkelly) 4. Dezember 2024
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Befeuert wurden die Kritik an Hegseth ausgerechnet von seiner eigenen Mutter. In einer vor zwei Wochen veröffentlichten E-Mail aus dem Jahr 2018 hatte sie ihrem zum dritten Mal verheirateten Sohn vorgeworfen, Frauen routinemäßig schlecht zu behandeln. Sie bezeichnete ihn darin als „Frauenvergewaltiger“.
Penelope Hegseth entschuldigte sich später und verteidigte ihren Spross in einem aktuellen Interview bei seinem einstigen Arbeitgeber Fox News als „veränderten Mann“.
Wie lange hält Trump noch an Hegseth fest?
Trotz brisanter Enthüllungen hält der designierte US-Präsident an seinem Wunschminister fest. Donald Trump stärkte ihm mit einem Post in seinem Onlinedienst Truth Social vergangene Woche öffentlich den Rücken und bezeichnete Hegseth als einen „Sieger“.
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Ob der gute Wille bei den republikanischen Senatoren weit genug für Hegseth reicht, wird sich im Januar zeigen. Schon eine kleine Zahl von Abweichlern könnte ihm bei der Anhörung im Senat die für seine Ernennung erforderliche Zustimmung verwehren. Regierungserfahrung kann Hegseth praktisch nicht vorweisen.
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