Washington. Pete Hegseth zahlte Schweigegeld an eine Frau, mit der er 2017 in einem Nobelhotel Sex hatte. Ist er als Verteidigungsminister noch tragbar?
Kreuzzügler-Tätowierungen auf der Brust. Strikt gegen Frauen in Kampfverbänden. Unbedingt dafür, dass Generäle gefeuert werden, die für Inklusion und Gleichberechtigung der Geschlechter stehen. Keinerlei Erfahrung im Führen eines großen Apparates wie dem für über zwei Millionen Soldaten und Zivilisten zuständigen US-Verteidigungsministerium: Pete Hegseth, Fernseh-Moderator beim Trump-freundlichen Sender Fox News und von Donald Trump als Kandidat für die Spitzenposition im Pentagon auserkoren, hat viele Angriffsflächen. Jetzt kommt eine dazu, die ihn stolpern lassen könnte – und die an den Prozess um Trump und den Porno-Star Stormy Daniels erinnert:
Der 44-Jährige Hegseth, der sieben Kinder aus drei Ehen hat, soll nach einem einmaligen sexuellen Akt Schweigegeld an die Betroffene gezahlt haben. Das berichtete zuerst die „Washington Post”, und das bestätigt im Kern Hegseths Anwalt Timothy Parlatore.
Allerdings gibt es einen gewichtigen Unterschied zu Trump: Der mit zwei Ehrenabzeichen dekorierte Ex-Soldat aus den Kriegen im Irak und in Afghanistan wird der Vergewaltigung beschuldigt. Was er vehement bestreitet.
Trump-Team überrascht
Der Vorfall soll sieben Jahre zurückliegen. Nun beschäftigt er seit Tagen die Vorbereitung des Regierungsteams von Trump zuständige Komitee. Die Truppe um die künftige Stabschefin Trumps im Weißen Haus, Susie Wiles, wurde von dem Vorfall kalt erwischt. Und jetzt trudelte auch noch brisante Post ein.
Eine Frau, die mit dem Opfer (damals 30) bekannt und dem Sachverhalt vertraut ist, ließ Team Trump ein vierseitiges Schreiben zukommen. Die „Washington Post” bekam eine Kopie in die Finger. Danach soll das geschehen sein:
Reder auf einer Frauenkonferenz
Im Oktober 2017, Hegseths zweite Frau Samantha Deering hatte kurz zuvor die Scheidung eingereicht, weil im August ein uneheliches Kind mit der heutigen Ehefrau Nr. 3 auf die Welt kam, flog der in New York stationierte bekannte TV-Moderator an die Westküste. Es galt, bei einer Konferenz der republikanischen Frauen Kaliforniens eine Rede zu halten. Im Anschluss feierte er mit diversen Teilnehmern an der Bar des Hyatt Regency-Hotels in Monterey eine Party. Laut Anwalt Parlatore war sein Mandant „sichtlich betrunken”.
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Hegseth soll mehrere Frauen bedrängt haben, mit auf sein Zimmer zu kommen. Eine Mitarbeiterin der Konferenz, die für die Betreuung Hegseths zuständig war, schaltete sich ein und traf laut Sachverhaltsschilderung auf einen „gereizten” TV-Promi. Video-Kameras sollen belegen, dass die Frau, die mit ihrem Ehemann und ihren Kindern vor Ort gewesen sei, Hegseth zu seinem Zimmer begleitete.
Es stand Aussage gegen Aussage
Was danach geschah, ist kontrovers. Während Hegseths Anwalt erklärt, es sei zu einvernehmlichem Sex gekommen und die Frau sei bei der „Einleitung der sexuellen Aktivität die Aggressorin” gewesen, erhebt das vierseitige Memo den Vorwurf schweren Missbrauchs. Das Opfer habe sich am Tag danach an eine Vergewaltigung erinnert und eine Panikattacke erlitten.
Auf eigene Initiative begab sich die 30-Jährige in die Notaufnahme eines Krankenhauses. Dort wurden bei einer Untersuchung per „rape kit” (Utensilien, die bei Vergewaltigungsverdacht eingesetzt werden) Sperma-Spuren entdeckt.
Die Frau wandte sich vier Tage nach der Begegnung mit Hegseth an die Polizei. Bei dem Termin wurden Prellungen an ihrem Oberschenkel festgestellt. Es wurden keine staatsanwaltlichen Ermittlungen eingeleitet. Das bestätigte die Stadt Monterey. Die Verbindungsfrau des Opfers erklärt sich das damit, dass eine „Er sagte, sie sagte“-Situation bestand.
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2020 habe die Frau dann mit einer Klage gedroht, „um sicherzustellen, dass Hegseth nicht ungestraft davonkommt“. Weil der Moderator befürchtete, dass ein Bekanntwerden der Angelegenheit „zu seiner sofortigen Kündigung bei Fox führen würde“, wie es in der Erklärung heißt, habe Hegseth eine Zahlung in nicht genannter Höhe geleistet. Per Geheimhaltungsvereinbarung verpflichteten sich beide Parteien, Stillschweigen zu bewahren.
Anwalt: „Herr Hegseth ist völlig unschuldig“
Anwalt Parlatore sagte der New York Times: „Herr Hegseth ist völlig unschuldig. Sie hat ihn nicht nur ausgenutzt, sondern wir glauben, dass sie ihn dann erpresst hat, weil sie wusste, dass auf dem Höhepunkt der #MeToo-Bewegung die bloße öffentliche Anschuldigung wahrscheinlich zu seiner sofortigen Kündigung bei Fox News führen würde.“
Noch steht der designierte 47. US-Präsident hinter seinem Wunschkandidaten. „Präsident Trump”, so sein Sprecher Steven Cheung, „nominiert hochkarätige und äußerst qualifizierte Kandidaten für seine Regierung. Herr Hegseth hat alle Anschuldigungen energisch zurückgewiesen, und es wurde keine Anklage erhoben.” Ob es bei der Unterstützung für den umstrittenen Kandidaten bleibt, werden die kommenden Tage zeigen.