Berlin. Nach drei Jahren gibt der SPD-Politiker das Amt ab. Auch für den Bundestag will er nicht mehr kandidieren – aus gesundheitlichen Gründen.

Kevin Kühnert tritt mit sofortiger Wirkung als SPD-Generalsekretär zurück. Er werde im kommenden Jahr auch nicht erneut für den Bundestag kandidieren, schrieb Kühnert am Montag in einer persönlichen Erklärung. Er begründete seine Entscheidung mit gesundheitlichen Problemen: „Die Energie, die für mein Amt und einen Wahlkampf nötig ist, brauche ich auf absehbare Zeit, um wieder gesund zu werden.“

Die Parteichefs Saskia Esken und Lars Klingbeil habe er daher informiert, dass er am Montag als Generalsekretär zurücktrete, schrieb er weiter. Auch werde er bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr nicht erneut als Abgeordneter kandidieren. Damit zieht sich der Berliner vorerst aus der Politik zurück.

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Kevin Kühnert sorgte als Chef der Jusos mit der „No Groko“-Kampagne für Aufsehen

„Diese Entscheidungen haben mich Überwindung gekostet und sie schmerzen mich, weil ich meine politische Arbeit mit Herzblut betreibe“, erklärte Kühnert. Doch er trage Verantwortung für sich selbst und für die SPD. „Indem ich mich jetzt ganz um meine Gesundheit kümmere, glaube ich, meiner doppelten Verantwortung am besten gerecht zu werden.“ Für einen Wahlsieg sei der volle Einsatz der gesamten SPD nötig. 

Der 35-Jährige ist 2005 Mitglied der SPD. Bundesweit bekannt geworden war er als Chef der Jusos, die er von 2017 bis 2021 führte. An der Spitze des SPD-Nachwuchsverbands hatte er 2018 unter dem Motto „No Groko“ gegen einen erneuten Eintritt der SPD in eine Große Koalition mit der Union gekämpft. Ein Jahr später unterstützte er Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans in ihrer Kandidatur für den SPD-Vorsitz – gegen den damaligen Finanzminister und heutigen Bundeskanzler Olaf Scholz. Dass Esken und Walter-Borjans gewannen, wurde auch Kühnerts Wirken in der Partei zugeschrieben.

Nach der Bundestagswahl 2021 folgte er Lars Klingbeil als Generalsekretär der SPD nach. Seit 2021 sitzt er auch als direkt gewählter Abgeordneter für den Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg in Berlin im Bundestag.

Rücktritt von Kevin Kühnert: Zahlreiche Politiker nehmen Abschied

Mehrere Politiker reagierten mit Bestürzung auf den Rücktritt des SPD-Generalsekretärs – auch von anderen Parteien. „Egal, was einen politisch trennt - wenn es um die Gesundheit geht, wird fast alles zweitrangig. Ich wünsche Kevin Kühnert von Herzen alles Gute und eine vollständige Genesung.“, schrieb etwa die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann auf „X“. „Er wird fehlen, als Politiker - und mir persönlich auch als Freund“, schrieb Ricarda Lang (Grüne).

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Auch Moderatorin Anne Will sendete Genesungswünsche via „X“. „Kevin #Kühnert tritt zurück, weil er nicht gesund ist. Das tut mir sehr leid.“ Sie habe ihn immer als ausgesprochen professionellen Politiker und sehr angenehmen Menschen erlebt. „Gute Besserung“.

Für die SPD kommt der Rücktritt in einer schwierigen Phase

Der Rücktritt trifft die Sozialdemokraten in einer für die Partei schwierigen Phase. Bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen hatte die SPD schwach abgeschnitten, den Sieg in Brandenburg hatte die Partei in erster Linie dem dortigen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke zu verdanken. Bundesweit steht die SPD in den Umfragen derzeit bei rund 16 Prozent. 

Aus der Ampel-Koalition kamen kurz nach Bekanntwerden der Nachricht am Montag erste Genesungswünsche. „Der politische Betrieb kann ein hässlicher Raubbau sein“, schrieb FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann auf X. „Egal, was einen politisch trennt – wenn es um die Gesundheit geht, wird fast alles zweitrangig. Ich wünsche Kevin Kühnert von Herzen alles Gute und eine vollständige Genesung.“