Berlin. Therapie oder Kalkül? Trump kehrt zurück nach Butler. Für einige Fans ist das Attentat ein Trauma, er dagegen ist einen Schritt weiter.

Donald Trump muss es tun. Er habe das Gefühl, dass er dazu verpflichtet sei. „Wir haben nie das beendet, was wir tun wollten“, sagt er. Einen Monat vor der US-Wahl kehrt der republikanische Präsidentschaftskandidat am Samstag nach Butler, Pennsylvania, zurück; dorthin, wo er am 13. Juli nur knapp ein Attentat überlebt hat.

Seither hält Donald Trump seine Wahlkampfreden hinter kugelsicherem Glas. Der Secret Service schützt ihn auf einem genauso hohen Niveau wie den amtierenden Präsidenten. Die US-Medien berichten von zusätzlich verschärften Maßnahmen, gerade in Butler.

Wahlkampf in den USA - Trump in Butler
Diesmal sollte Butler der sicherste Ort der USA sein. © DPA Images | Gene J. Puskar

Die Butler Farm Show (exakt derselbe Schauplatz) sollte an diesem Samstag der am besten geschützte Ort der USA sein. Der Sicherheitsbereich wurde früher als üblich eingerichtet. Das Gelände wird anders als damals bei der Kundgebung abgeriegelt; die Zuschauer werden sich nicht mehr frei bewegen können. Ein weiteres Versagen wäre für die viel kritisierten Personenschützer der absolute GAU.

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Ein Anschlag wird bei einem Opfer im Normalfall tiefe Spuren in der Psyche hinterlassen: Flashbacks, Alpträume, Bedrohungsgefühle. Beim unverwüstlichen Trump lässt sich schwer sagen, was Traumabewältigung und was politisches Kalkül ist.

Inszenierung seines Selbstbehauptungswillens

Fakt ist, dass der Anschlag seiner Kampagne einen Schub gegeben hat. Die Bilder von damals, wie die Bodyguards ihn aus der Schutzlinie nehmen und wie er – mit blutendem Ohr vom Streifschuss – die Faust ballt und „Fight, fight, fight!“ ruft, sind zu einem Leitthema seiner Kampagne geworden. Seither skandieren seine Anhänger bei Veranstaltungen: „Fight, fight, fight!“.

Er hat damals auch schon ausgerufen, „wir kommen zurück. Wir kommen zurück.“ Sein Team hat früh begonnen, einen Termin im Oktober festzuzurren. Der TV-Sender ABC will erfahren haben, dass die Kundgebung voraussichtlich genauso ablaufen soll wie damals, nur eine Nummer größer: Mehr Licht, größere Tribünen und Plakate.

In Szene gesetzt wird Trumps Selbstbehauptungswillen. Wie er sein Glück im Unglück ausreizt, belegt sein Tweet auf X.

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Dazu wird er diesmal sekundiert von seinem Vize JD Vance und vom Milliardär Elon Musk, für den Butler so eine Art Outing war. Seitdem unterstützt er nunmehr unverhohlen und offensiver denn je den Ex-Präsidenten.

Spalten statt versöhnen

Auch der Senatskandidat von Pennsylvania wird nicht fehlen: Dave McCormick, der damals gerade auf die Bühne gehen wollte, als die Schüsse fielen. Zugesagt haben auch David Dutch, der damals verletzt wurde, und die Familie von Corey Comperatore, der bei der Kundgebung getötet wurde. Wenn das Setting schlimme Erinnerungen wachruft, ist es so gewollt, genau so.

Trump hat nicht lange gebraucht, um wieder auf die Bütt zu steigen, zunächst noch mit einem Verband am Ohr. Wieder aufgenommen hat er – nach ein paar Tagen der Zurückhaltung – auch seine aggressiven Töne. Er kann und will nicht versöhnen; Spalten ist seine Kernkompetenz.

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Wenn es bei ihm überhaupt einen Moment des Innehaltens gab, war er von kürzester Dauer. „Ich werde nicht nett sein. Ist das okay?“, rief Trump auf einer Veranstaltung seinen Anhängern zu. Und die Menge brach in Sprechchören aus: „Kämpfen, kämpfen, kämpfen.“

Nach Butler zur Traumabewältigung

Nicht ganz so abgehärtet sind allerdings seine Sympathisanten. Eine seiner Anhängerinnen, Susan Gibala, erzählt von Freunden, die „eine Auszeit nehmen mussten“. Andere betrachten gerade den erneuten Gang nach Butler als Traumabewältigung.

„Als ich von der Trump-Kundgebung zurückkam, war es für mich emotional sehr schwierig. Ich habe mich in eine Traumatherapie begeben. Man kann es nicht vergessen. Ich habe es meinem Therapeuten so beschrieben: Ich komme nicht von der Tribüne weg“, erinnerte sich Donna Hutz im US-Fernsehen, die beim Attentat zusammen mit ihrem Sohn Joe war.

Er tat sich schwer, sich wieder an seinen Job in der Industrie zu gewöhnen. Immer, wenn jemand etwas fallen ließ, etwa einen Hammer, sei er einfach zusammengezuckt. Ein bisschen sind Mutter und Sohn immer noch hin- und hergerissen, aber sie wollen es tun: Wieder nach Butler gehen. Sie sagen, das sei der „letzte Schritt zur Heilung“.

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