Chicago. Verkehrte Welt? Republikaner, die Trump verachten, werben auf dem Demokraten-Parteitag in Illinois für seine Kontrahentin.
Donald Trump regiert seine Partei wie ein Mafia-Boss, er hat die Republikaner seit seiner ersten Kandidatur für das Weiße Haus 2016 in ein Kult-ähnliches Syndikat verwandelt, in dem alles seinem Allmachtstreben untergeordnet wird: So sehen es seine Kritiker. Doch das Bild ist unvollständig. Trumps Partei ist kein monolithischer Block, keine reine Wahlmaschine, in der abweichende Meinungen nicht mehr existieren.
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Schon 2016 hatte es kleinere Gruppen im konservativen Spektrum gegeben, die man bis heute unter dem eingängigen Etikett „Never Trumper” subsummiert. Das sind Republikaner, die Trump weder wählten noch später willens waren, sich mit ihm zu arrangieren. Sie wollen ihn einfach weghaben. Darunter Dutzende ehemalige Minister, Kongress-Abgeordnete und Gouverneure.
Donald Trump: Gegner agieren diesmal anders als sonst
Viele dieser ehemaligen Top-Leute sind ohne großen Lärm aus dem Politik-Betrieb ausgestiegen. Werden sie gefragt, geben sie in den Medien schonungslos wieder, warum sie Trump für einen der größten historischen Fehlgriffe an der Spitze des Staates halten. Offen für einen Kandidaten der Gegenseite haben sich die Niemals-Trump-Leute selten ausgesprochen. Das ist in diesem Jahr anders.
Bei einer Video-Konferenz, an der vor wenigen Tagen erstaunliche 70.000 Anti-Trumper teilnahmen, warben Dutzende prominente Republikaner offensiv für die Wahl der Demokratin Kamala Harris. Darunter sind Leute wie der frühere Kongress-Abgeordnete Adam Kinzinger, der in dieser Woche auf dem Demokraten-Parteitag in Chicago ans Redner-Pult treten wird.
Er sagt: „Als stolzer Konservativer hätte ich nie gedacht, dass ich eine Demokratin für das Präsidentenamt unterstützen würde. Aber ich weiß, dass Vizepräsidentin Harris unsere Demokratie verteidigen und dafür sorgen wird, dass Donald Trump nie wieder ins Weiße Haus einzieht.” So sieht das auch Geoff Duncan.
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US-Wahl 2024: Gegner nennen Trump „politischen Hütchenspieler“
Der ehemalige stellvertretende Gouverneur von Georgia hält Trump für einen „Gangster”, der bereits 2021 durch den „Sturm aufs Kapitol” jedes Recht verwirkt habe, erneut nach dem höchsten Amt im Staate zu greifen. Oder John Giles. Der Bürgermeister von Arizonas drittgrößter Stadt Mesa nennt Trump eine „ernste Gefahr für unsere Nation” und charakterisiert Harris als „kompetente und gerechte Führungsperson”. Er sprach zuletzt bei einer Kundgebung von Harris.
Auch Jim Edgar, Bill Weld und Christine Todd Whitman, die früheren Quasi-Ministerpräsidenten von Illinois, Massachusetts und New Jersey, und die frühere Kongress-Abgeordnete Barbara Comstock aus Virginia gehören zu den parteiinternen „Galliern”. Sie lassen kaum einen Tag verstreichen, ohne in Interviews oder in sozialen Medien Trumps „toxischen Extremismus” zu geißeln und ihre Mitbürger davor zu warnen, nach 2016 bitte nicht ein zweites Mal auf den „politischen Hütchenspieler” aus Mar-a-Lago hereinzufallen.
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Ihr Ziel ist klar: Sie wollen in den wahlentscheidenden Swing States „ein paar Prozent der Wähler und Wählerinnen auf Harris‘ Seite ziehen“. Weil Joe Bidens Vize-Präsidentin „unsere Demokratie schützen und Amerika auf der Weltbühne mit Ehre und Würde vertreten wird”, wie es Stephanie Grisham vor laufender Kamera formuliert. Grisham war einst Trumps Regierungssprecherin. Sie gehört heute zu den lautesten „Never Trumpern”.