Berlin. Die Kinderwunschbehandlung ist in Deutschland streng geregelt – aus Sorge um die Gesundheit der Frau. Doch das ist nur ein Vorwand.

Unerfüllter Kinderwunsch schmerzt und belastet viele Menschen. Laut dem Bundesfamilienministerium bleiben zehn Prozent der Paare, die sich ein Kind wünschen, kinderlos. Die Medizin kann zumindest einigen von ihnen helfen, doch die Hürden in Deutschland sind besonders hoch – und oft auch ungerecht.

Während die Samenspende hierzulande legal ist, bleibt die Eizellspende seit mehr als 30 Jahren verboten. Männer haben also die Möglichkeit, mit gespendeten Spermien anderer Männer Vater zu werden. Frauen können auf solch eine Alternative nicht zugreifen. Sicherlich lassen sich Samen- und Eizellspende nicht gleichsetzen, was den Verlauf und Risiken einer Entnahme angeht. Doch kann es keine Rechtfertigung dafür sein, Frauen mit Fruchtbarkeitsproblemen diese Möglichkeit grundsätzlich zu verwehren.

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Dass eine Expertenkommission der Regierung nun nahe legt, die Eizellspende zu legalisieren, ist längst überfällig. Deutschland ist neben Luxemburg das letzte EU-Land, in dem die Eizellspende noch verboten ist. Schuld daran ist das deutsche Embryonenschutzgesetz von 1990, das nicht mehr zeitgemäß ist und der Erfüllung eines Kinderwunsches im Weg steht. 

Eizellspende: Risiken können Frauen selbst abschätzen

Denn legale Eizellspende gehört zur reproduktiven Selbstbestimmung von Frauen. Und die Entscheidung, welche Risiken sie dabei angehen möchten, können die Frauen selbst treffen – sofern sie eine korrekte und unmissverständliche Aufklärung erhalten.

Alina Juravel
Alina Juravel ist Redakteurin in der FUNKE Zentralredaktion. © FFS | Reto Klar

Natürlich kann es auch in der Fortpflanzungsmedizin kein Recht auf ein Kind geben, diese Garantie kann schließlich kein Arzt, kein Kinderwunschzentrum garantieren. Frauen sollten aber das Recht haben, alle Techniken zu nutzen, die die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen. Angesichts des medizinischen Fortschritts ist es nicht mehr vertretbar, dass Politik ausgerechnet hier den Frauen einen Riegel vorschiebt.

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Die Annahme, man würde sie vor gesundheitlichen Risiken schützen, ist veraltet und bevormundet. Schließlich reicht bei chirurgischen Eingriffen – mögen sie noch so riskant sein – ja auch eine umfassende Aufklärung. Obendrein ist die Stimulierung und Entnahme der Eizellen inzwischen viel weniger gefährlich und belastend als es noch vor 30 Jahren der Fall war.

Über Reproduktionstourismus hat Staat keine Kontrolle

Doch auch kritische feministische Stimmen wehren sich gegen eine Legalisierung von Eizellspende in Deutschland, weil sie eine soziale Ungleichheit und Ausbeutung von Frauen in prekären Verhältnissen befürchten. Tatsächlich ist dies eine Sichtweise, die nur Frauen in Deutschland in den Blick nimmt. Denn eine Legalisierung hierzulande schützt Frauen vor massiver Ausbeutung im Ausland.

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) würde gern die Eizellspende in Deutschland erlauben. Doch es gibt noch nicht mal einen Gesetzentwurf.
Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) würde gern die Eizellspende in Deutschland erlauben. Doch es gibt noch nicht mal einen Gesetzentwurf. © dpa | Britta Pedersen

Schließlich hat sich in vielen Ländern, vor allem in Osteuropa, ein regelrechter Reproduktionstourismus entwickelt, an dem sich auch deutsche Paare beteiligen. Unter welchen Bedingungen dort Babys gemacht werden, darüber hat der deutsche Staat keinerlei Kontrolle.

Ein klar geregeltes und transparentes Gesetz sowie eine faire Aufwandsentschädigung für die Spenderinnen in Deutschland kann einer Kommerzialisierung von Eizellspenden entgegenwirken – auch im Ausland.