Washington. Donald Trump könnte seinen Vizekandidaten J.D. Vance nach dessen Fehlstart noch austauschen. Mehrere Nachfolger stehen bereit.
Im Lager des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump liegen die Nerven blank. Trump hat nämlich keine klare Strategie entwickelt, um mit seiner neuen Gegnerin Kamala Harris umzugehen. Ist er allerdings mit Problemen konfrontiert, dann sucht der Republikaner nie die Schuld bei sich. Stattdessen findet er einen Sündenbock, der in diesem Fall sein designierter Stellvertreter J. D. Vance sein könnte.
Falls der Spitzenkandidat dem Senator aus Ohio einen Laufpass geben sollte, würde sich eine andere Frage stellen: Wer käme danach? Chancen hätten unter anderem Nikki Haley, Senator Marco Rubio und North Dakotas Gouverneur Doug Burgum. Nicht auszuschließen wäre aber, dass Trump sich für einen Überraschungskandidaten entscheiden würde, der bisher nicht zum engsten Favoritenkreis zählte.
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Trump vermisst das Rampenlicht
Dass er eine so dramatische Entscheidung treffen wird, den Vizepräsidentschaftskandidaten einfach über Bord zu werfen, ist alles andere als gewiss. Gleichwohl hat der ehemalige Präsident eine Vorliebe für Paukenschläge, mit denen er die politische Landschaft durcheinanderwirbeln kann. Umso mehr angesichts der Tatsache, dass ihm die Demokraten während der letzten zwei Wochen das Rampenlicht gestohlen haben.
Trump ritt eine Welle der Begeisterung aus dem republikanischen Nominierungsparteitag. Er war sicher, dass ihm der Sieg im November nicht mehr zu nehmen sei. Dann aber warfen Präsident Joe Bidens sensationeller Ausstieg und die rasche Verkündung seiner Nachfolgerin Harris als demokratische Spitzenkandidatin die Republikaner aus dem Konzept.
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Über seine Nummer zwei war Trump ohnehin schon irritiert. Vance hatte während seiner Ansprache beim Parteitag die eigene Lebensgeschichte erzählt, seinen potentiellen künftigen Chef aber viel zu wenig gelobt. Für Furore sorgte dann ein drei Jahre alter Video-Clip, in dem der Senator über „kinderlose Katzenfrauen“ schimpfte. Die „Katzenfrauen“ würden dem Konzept der Familie widersprechen, auf das sich die US Gesellschaft gründet. Frauen ohne Kinder seien unglücklich und würden versuchen, ihre persönliche Misere auf andere zu übertragen, spottete der Republikaner.
J.D. Vance historisch unbeliebt
Vance war ohnehin schon als der unbeliebteste Vizepräsidentschaftskandidat in der Geschichte aus dem Parteitag hervorgegangen. Mit seinen kontroversen Aussagen aus dem Jahr 2021 goss er aber weiteres Öl ins Feuer und soll Trump in Rage versetzt haben. Seit mehreren Tagen kursieren nun Gerüchte, dass Trump im Kreise seiner engsten Berater laut darüber nachdenkt, Vance zu ersetzen.
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Denkbar, aber keineswegs sicher ist, dass der Immobilienunternehmer eine solche Sensation in drei Wochen bekannt geben würde. Falls er nämlich unmittelbar nach dem demokratischen Parteikonvent seine Nummer zwei auswechseln sollte, würde dies Harris und den Demokraten den Wind aus den Segeln nehmen. Genau so, wie es Trump selbst einen Monat zuvor widerfahren war.
Marco Rubio nannte Trump inkompetent
Sollte es dazu kommen, wer würde sich dann am besten eignen und ihm die größten Chancen geben, im November zu gewinnen? Vor der Nominierung von Vance hatten mehrere Kandidaten in der engeren Auswahl gelegen. Dazu zählte Marco Rubio, der frühere Präsidentschaftskandidat und Senator aus Florida. 2016 hatte er Trump als inkompetent kritisiert und sich über dessen Präsidentschaftskandidatur mokiert.
Als der Unternehmer und Fernsehstar der Serie „The Apprentice“ aber sensationell als Sieger aus der Wahl hervorging, machte der heute 53-jährige Rubio eine komplette Kehrtwende. So hatte er sich zuvor für ein Gesetz stark gemacht, das illegalen Immigranten unter bestimmten Voraussetzungen einen Weg zur Einbürgerung pflastern würde. Prompt schloss er sich nach Trumps Amtsantritt aber dessen Forderung an, sämtliche illegalen Einwanderer auszuweisen und eine Mauer entlang der mexikanischen Grenze zu bauen.
Rubio mit radikalen Ansichten zu Abtreibungen
Für Rubio spräche auch jetzt, dass er Trump nach dem Mund redet und ein Handlanger nach dem Muster wäre, das die meisten Mitarbeiter des Spitzenkandidaten auszeichnet. Gegen ihn spricht aber die Tatsache, dass der Nutzen für die Republikaner sich in Grenzen halten würde. Rubio‘s Heimatstaat Florida gilt nämlich ohnehin als Hochburg Trumps und der republikanischen Kandidaten.
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Auch ist der Senator ein vehementer Gegner von Abtreibungsrechten und hat in der Vergangenheit sogar gesagt, dass er selbst nach einer Vergewaltigung einen Schwangerschaftsabbruch unter Strafe stellen würde. Das könnte sich deswegen als Hypothek für Trumps Kampagne erweisen, weil Abtreibungsrechte ein wahlentscheidendes Thema sein könnten.
Doug Burgum: Milliardär schicke Nationalgarde an die Grenze
Auf der sogenannten „short list“ („kurzen Liste“) der Favoriten stand vor der Nominierung von Vance auch North Dakotas Regierungschef Doug Burgum. Der Milliardär, der am Mittwoch seinen 68. Geburtstag feiert, hat sein Vermögen als Unternehmer und Tech-Investor verdient. Er ist strikter Abrteibungsgegner, stemmt sich vehement gegen striktere Waffenkontrollen und hat die Nationalgarde seines Staates einberufen, um in den Süden der USA zu reisen und die gemeinsame Grenze mit Mexiko zu schützen. Viele Republikaner meinen, dass er als der älteste Kandidat unter den potenziellen Anwärtern Trumps Kampagne einen serösen und staatsmännischen Anstrich geben könnte.
Möglich wäre auch, dass entweder der Neurochirurg Ben Carson, der unter Trump Wohnungsminister war, oder der Kongressabgeordnete Byron Donalds den Zuschlag bekommen. Beide sind Afroamerikaner und könnten Trump helfen, schwarze Wähler und andere ethnische Minderheiten zu umwerben. Wähler, die bisher unentschlossen waren, zwischenzeitlich aber ihre Sympathien für Harris bekundet haben. Vertraute des ehemaligen Präsidenten berichten aber, dass er tendenziell nicht dazu neigt, einen Vertreter einer Minderheit als seine Nummer Zwei auszuwählen.
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Nikki Haley: Die logische Option
Sollte der Präsidentschaftskandidat tatsächlich Vance den Rücktritt nahelegen oder ihm diesen aufzwingen, dann wäre unabhängigen Experten zufolge Nikki Haley die logischste Alternative. Während der republikanischen Vorwahlen war sie Trumps einziger ernstzunehmender Gegner. Die frühere UN-Botschafterin gewann sogar einige der sogenannten „Primaries“. Haley war Trump damit unter die Haut gegangen, dass sie ihn zum „Verlierer“ machte. Sie schob ihm nicht nur die Verantwortung für seine eigene Wahlniederlage gegen Biden zu, sondern auch für die republikanischen Schlappen bei mehreren Kongresswahlen.
Schon deswegen hat der Immobilienunternehmer eine Abneigung gegenüber seiner früheren Rivalin, die ihn zwischenzeitlich allerdings unterstützt. Gleichwohl könnte Trumps „innerer Kreis“ versuchen, ihn von der politisch vernünftigsten Option zu überzeugen: So ist Haley zum einen indischer Abstammung und könnte bei ethnischen Minderheiten punkten. Auch ist sie politisch moderater als die Vertreter der MAGA-Bewegung und könnte als Frau Wählerinnen in den kritischen Swing States für Trumps Kandidatur begeistern.
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