Berlin. Als Anführer der Hamas war Ismail Hanija für den Überfall auf Israel verantwortlich. Das ist über das Leben des Top-Terroristen bekannt.
Ismail Hanija ist tot. Diese Meldung ging am Mittwoch um die Welt. Und das nicht ohne Grund: Er galt als Anführer der Hamas, soll in dieser Funktion auch für den Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 verantwortlich gewesen sein. Was ist über den Mann bekannt, der für so viel Leid verantwortlich ist – und selbst im Luxus lebte?
Zu unterscheiden, welche Informationen über das Leben Hanijas wahr sind und welche nicht, ist kompliziert. Schließlich hatten der Terrorist und die Hamas durchaus Interesse daran, ihn in ein möglichst positives Licht zu rücken. Doch es gibt einige Fakten, die als gesichert gelten.
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Ismail Hanija – Sohn palästinensischer Flüchtlinge
Dazu zählt, dass Hanija aus ärmlichen Verhältnissen stammt. Geboren wurde er 1962 oder 1963 in einem Flüchtlingslager im Gazastreifen, wohin seine Eltern infolge des ersten Palästinakriegs geflohen waren. Ihre ursprüngliche Heimat, das einst arabische Dorf al-Majdal, existiert heute nur noch als Teil der israelischen Stadt Aschkelon. Im Gazastreifen profitierte die Familie von der Unterstützung der UN, der junge Ismail besuchte eine von den Vereinten Nationen betriebene Schule.
Und tatsächlich gelang ihm der Aufstieg: Hanija studierte arabische Literatur an der Islamischen Universität in Gaza-Stadt. Dort soll er erstmals mit radikalen Kräften in Kontakt gekommen sein, sich schließlich der sunnitisch-fundamentalistischen Muslimbruderschaft angeschlossen haben.
Ismail Hanija – Terrorfürst mit Luxusleben
An die einfachen Verhältnisse, in denen Hanija aufgewachsen war, erinnerte kurz vor seinem Tod nur noch wenig. Der Hamas-Führer lebte im Luxus, hatte Palästina längst den Rücken gekehrt – und traf trotzdem Entscheidungen, durch die er die dort lebende Bevölkerung ins Elend stürzte.
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Hauptsächlich residierte Hanija in Doha, der Hauptstadt Katars. Dort traf er sich mit Vertretern aus Russland und China, reiste selbst in die Türkei und regelmäßig in den Iran. Flüge im Privatjet sollen für ihn keine Besonderheit gewesen sein. Der Hamas-Boss war gut vernetzt – und finanziell gut ausgestattet.
Ismail Hanija – Ein Leben mit der und für die Hamas
Doch bis zu diesem Punkt war es ein weiter Weg, der eng mit der Geschichte der Hamas verbunden ist. Diese geht bis auf das Jahr 1987 zurück: das Jahr, in dem die erste Intifada ausbrach, sich die Hamas langsam formierte – und ein junger Mann namens Ismail Hanija sein Studium beendete. Er demonstrierte gegen Israel, beteiligte sich an der Intifada, wurde mehrfach zu Haftstrafen verurteilt. 1992 deportierte ihn Israel mit rund 400 anderen Aufständischen in den damals israelisch besetzten Südlibanon. Mehr als ein Jahr wurde Hanija dort festgehalten.
1993 kehrte er in den Gazastreifen zurück, wurde Dekan der Islamischen Universität und stieg innerhalb der Hamas auf. Als Bürochef von Scheich Ahmad Yasin, dem geistigen Führer der Bewegung, überlebte er dessen Tötung durch die israelische Armee. Spätestens ab 2006 zählte Hanija zu den Führern der Terrororganisation.
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Lange galt er als pragmatisch, setzte sich für die Integration der Hamas in die PLO ein, kämpfte für eine Koalition mit der Fatah-Bewegung von Palästinenserpräsident Abbas – und wurde schließlich zum Ministerpräsidenten der Palästinensergebiete ernannt. Daraufhin erklärte er sich gar bereit, Israel als Staat anzuerkennen, sofern das Land sich auf die Grenzen von 1967 zurückziehe. Innerhalb der Hamas sorgte das für Unruhe; Hanija ruderte daraufhin zurück und sprach nur noch von der Möglichkeit eines „dauerhaften Waffenstillstands“.
Ismail Hanija – Vom Pragmaten zum Hardliner
Zu diesem Zeitpunkt lebte der Hamas-Anführer noch im Gazastreifen, im Flüchtlingslager Shati. Wann genau er dieses endgültig verlassen hat, ist unklar. Fest steht: Hanija wurde vom Pragmaten zum Hardliner, rief 2017 zu einer dritten Intifada auf, steht seit 2018 auf einer US-Liste globaler Terroristen. Unter seiner Führung griff die Hamas am 7. Oktober Israel an, tötete über 1000 Zivilisten.
Hanija selbst konnte den Überfall und den darauf folgenden Krieg aus der Ferne beobachten, er lebte sicher im Exil. Für seine Familie hatte die Eskalation der Gewalt jedoch Folgen: Mehrere Angehörige des Hamas-Führers, er selbst war verheiratet und hatte zwölf oder 13 Kinder, wurden bei israelischen Luftangriffen getötet. Nun ist auch Hanija tot. Er starb bei einem Angriff auf seine Residenz in Teheran. Der Gedanke, dass Israel hinter der Attacke stecken könnte, liegt nahe. Beweise gibt es dafür aber bisher nicht.
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