Jerusalem. Beim schwersten Terrorangriff in Israel seit langer Zeit wurden sieben Menschen getötet. Was Augenzeugen und Überlebende berichten.
Dienstagabend, Jerusalemstraße in Jaffa, im Süden Tel Avivs: Die Straßenbahn fährt in die Haltestelle ein, die Türen öffnen sich – und zwei schwarz bekleidete, unmaskierte Männer treten mit gezückten Waffen ein. Einer sticht mit einem Messer wahllos auf Passagiere ein, der andere feuert mit seinem Sturmgewehr in die Menge und richtet ein Blutbad an: Es war der schwerste Terrorangriff in Israel seit langer Zeit. Sieben Menschen kamen ums Leben, elf wurden teils schwer verletzt.
Die Männer setzten ihr Massaker auf der Straße fort, attackierten Passanten mit dem Messer, schossen in die Menge. Passanten berichten von ununterbrochenem Gewehrfeuer. Erst nachdem anwesende Sicherheitskräfte und bewaffnete Zivilisten die Angreifer an Ort und Stelle getötet hatten, war es ruhig – bis die Sirenen der Notarztwagen heulten.
Attentat in Tel Aviv: „Ich sah die Mutter, die ihr Baby umarmte“
Unter den Toten: die 33-jährige Inbar Segev Vigdar, Mutter des neun Monate alten Ari, den sie in einer Babytrage am Bauch hatte, als die tödliche Kugel sie traf. Das Baby überlebte. Die Mutter hatte Ari auf die Welt gebracht, kurz bevor ihr Mann Vaari Vidgar als Reservist nach Gaza einberufen wurde. Inbar habe Ari mit ihrem Körper vor dem Kugelhagel beschützt, sagt der Vater dem Radiosender Kan. „Ich nahm mein Fahrrad und fuhr so schnell ich konnte zum Anschlagsort, aber ich fand Inbar nirgends – nur unseren angeschossenen Hund, um den sich Passanten kümmerten.“ Im Krankenhaus konnte man ihm nur noch Inbars Tod melden. „Ich fand Ari in den Armen eines Arztes.“
Eric Marchenkov, ein 22-Jähriger, der trotz zwei Rückenschüssen den Anschlag überlebte und im Krankenhaus von „Ynet“ interviewt wurde, beschreibt die Szene, als Inbar starb: „Ich sah die Mutter, die ihr Baby umarmte. Es war das mächtigste Bild, eine Mutter, die ihr blutüberströmtes Baby umarmt. Es ist ein wahres Wunder, dass das Baby in dem Kugelhagel überlebt hat.“
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Ein weiteres Opfer: die 30-jährige Tänzerin Shachar Goldman aus Lod und weitere fünf Personen, darunter eine 17-Jährige. Unter den elf Verletzten ist laut Armee auch eine Soldatin, die schwer verletzt wurde und im Krankenhaus versorgt wird. Vier weitere Menschen trugen schwere Verletzungen davon.
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Von den Tätern ist bisher nur bekannt, dass es sich um zwei Palästinenser in ihren 20ern handelt. Sie sollen aus Hebron stammen und sich auf illegale Weise nach Israel begeben haben.
„Leute schrien: ‚Da sind Terroristen.‘“
Die Polizisten und Zivilisten, die auf die Terroristen schossen, handelten unter hohem Risiko: Sie drohten nicht nur selbst zum Opfer zu werden, sondern irrtümlich auch unbeteiligte Zivilisten in der Menschenmenge zu treffen. Zudem fand die Terrorattacke zum Zeitpunkt des massiven Raketenangriffs aus dem Iran statt, der in Tel Aviv besonders stark zu spüren war – die Sicherheitskräfte operierten also in der ständigen Gefahr, von Raketensplittern getroffen zu werden.
„Wir waren auf einer Routinestreife unterwegs und hörten Schüsse“, erzählt einer der Polizisten im Interview mit dem Sender Kan. „Leute schrien: ‚Da sind Terroristen.‘ Dann kam einer der Terroristen auf uns zugerannt und rief ‚Allahu akbar‘ – und wir schossen auf ihn und neutralisierten ihn.“ Israels Armee ist derzeit in Hebron unterwegs, um die Familien der Terroristen zu lokalisieren.
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