Jerusalem. Um die israelische Armee ranken sich viele Mythen. Nach dem Angriff Irans stellt sich die Frage: Wie stark ist sie wirklich?

Nach dem schweren Angriff des Iran auf Israel in der Nacht zum 14. April droht ein Flächenbrand im Nahen Osten. Zwar spricht man von einem „Defensivsieg“ der Israelis, weil sie die Angriffe mit über 300 Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen erfolgreich abgewehrt und den Schaden für die Zivilbevölkerung minimiert haben. Das war aber nur möglich, weil Israel von einer breiten Allianz aus Verbündeten unterstützt wurde – auch aus dem arabischen Raum.

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Wie stark ist Israels Armee, wenn sie isoliert agieren und sich gegen Angriffe verteidigen muss? Und über welche Kapazitäten verfügt sie, um auf den iranischen Schlag zu antworten? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Global Firepower Index: Israels Militär auf Platz 17

Israels Streitkräfte – die englische Abkürzung lautet IDF (Israeli Defense Forces) – gelten als modernste Armee der Welt. Und gemessen an der Größe des Landes ist sie bei Weitem die am besten ausgestattete Armee.

Im Ranking des Global Firepower Index, das 145 Staaten nach ihrer nationalen Rüstungsstärke reiht, nimmt Israel den 17. Platz ein. Zum Vergleich: Deutschland steht derzeit auf Platz 19, der Iran auf Platz 14.

Das Jahresbudget der Armee beträgt mehr als 23 Milliarden Euro. Dazu muss man noch ausgelagerte Bereiche, etwa der Rüstungsentwicklung und der Cybertechnologie, zählen.

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    Israel hat aber auch Zugriff auf US-amerikanische Technologie, die im Fall eines Angriffs auf Israel zur Verfügung steht. Diese erweiterten Kapazitäten müssen Israels Feinde immer mit einkalkulieren, wenn sie eine Attacke starten – das hat auch der 14. April deutlich gemacht. Von den rund 120 ballistischen Raketen, die der Iran auf Israel abfeuerte, erreichten nur zehn den israelischen Luftraum. Der Rest wurde schon vor den Grenzen Israels abgewehrt, der Großteil davon über syrischem Territorium.

    Israels Armee hat mehrere besondere technologische Vorteile, um die sie andere Streitkräfte beneiden. An erster Stelle steht die hochentwickelte Luftraumabwehr. Sie stützt sich auf drei Säulen: Das System Iron Dome, das Kurzstreckenraketen per Radar lokalisiert und abfängt, bevor sie zur Gefahr werden können, ist mehrere Milliarden Dollar wert. Dazu kommt die sogenannte David-Schleuder, die auch Mittel- und Langstreckenraketen und Drohnen abfangen kann. Die dritte Säule sind die Arrow-Abwehrsysteme für die Abwehr von Hyperschallraketen. Das Arrow-3-System wird gemäß eines gültigen Liefervertrags künftig auch Teil des deutschen Raketenschutzschirms sein.

    Viele Mythen ranken sich um Israels Nuklearwaffen

    Der zweite entscheidende Vorteil Israels ist seine hochentwickelte Cyberkapazität. Das Land investiert nicht nur viel in Cybertechnologie, die florierende Start-up-Szene speist sich auch vielfach aus Reservisten der Armee, die ihr Know-How in die Streitkräfte einbringen.

    Mehr von Israel-Korrespondentin Maria Sterkl

    Viele Mythen ranken sich um das nukleare Versuchszentrum in Dimona, mitten in der Wüste im Süden Israels. Dort soll sich Israels nukleares Arsenal befinden. Israel gilt als „undeklarierte Atommacht“: Es ist ein offenes Geheimnis, dass Israel über nukleare Waffen verfügt, aber die Armee und Israels Regierung äußern sich nicht dazu.

    Was die reine Personenstärke der israelischen Armee betrifft, kommt den IDF die gesetzliche Militärdienstpflicht zugute. Junge Männer müssen mindestens zwei Jahre und acht Monate, Frauen mindestens zwei Jahre Dienst leisten. In einigen Einheiten der Armee dauert der Dienst noch länger – etwa in den Eliteeinheiten. Frauen, die sich für Kampfeinheiten melden, müssen zudem mit drei Jahren Militärdienst rechnen.

    Dazu kommen die Reservisten, die sich laufenden Trainings unterziehen und im Fall des akuten Bedarfs auch Dienst an der Front leisten müssen. Nach dem 7. Oktober wurden rund 300.000 Reservisten mobilisiert. Das entspricht rund zwei Drittel der gesamten Reservistenstärke, die bei rund 470.000 Personen liegt. Dazu kommen die rund 170.000 Grundwehrdienstleistenden. Allein die bestens ausgebildete israelische Luftwaffe verfügt über 90.000 Mitglieder.

    Israelische Soldaten mit einem Panzer.
    Israelische Soldaten mit einem Panzer. © Getty Images | Amir Levy

    Die USA sind Israels wichtigste militärische Unterstützer

    Um diese Stärke auch in der Zukunft beizubehalten, müsste sich Israels Verteidigungssystem jedoch reformieren, denn immer mehr junge Männer und Frauen entziehen sich auf ganz legale Weise dem Militärdienst. Ein gesetzlicher Passus, der so alt ist wie der Staat Israel selbst, erlaubt es ihnen: So sind streng religiöse Männer, die vorweisen können, dass sie ihre Tage in der Bibelschule verbringen, vom Dienst befreit. Mehr als 60.000 Personen genießen aktuell dieses Privileg. Es werden aber von Jahr zu Jahr mehr, da Israels Gesellschaft von Generation zu Generation tendenziell religiöser wird - dank extrem hoher Geburtenraten unter den ultraorthodoxen Familien. Auch israelische Araber sind nicht zum Militärdienst verpflichtet.

    Längerfristig müssen also die säkularen und moderat-religiösen Juden in Israel zu noch längeren Diensten verpflichtet werden, wenn die Armee nicht an Stärke einbüßen will. Oder aber die Militärdienstpflicht macht auch vor den Ultraorthodoxen keinen Halt mehr – genau dazu hat Israels Höchstgericht die Regierung nun aufgefordert.

    Die mit Abstand wichtigsten ausländischen Förderer der israelischen Rüstungsstärke sind die USA. Sie tragen rund 16 Prozent des israelischen Militärbudgets bei, dazu kommen zusätzliche Ad-Hoc-Beiträge, etwa für kurzfristig erforderliche Aufstockungen der Luftabwehr. Zudem kann Israels Luftwaffe auf Teile des US-Bestands, beispielsweise F-35-Kampfjets, zugreifen.