Jerusalem. Zum ersten Mal seit der umstrittenen Rafah-Offensive sind Bodentruppen mitten in der Stadt. Weitet Israel seine Militäroffensive aus?

Panzer und gepanzerte Armeefahrzeuge mit jederzeit schussbereiten Waffen umkreisten am Dienstag die Al-Awda-Moschee im Zentrum Rafahs im Süden des Gazastreifens. Es ist das erste Mal seit dem Beginn der umstrittenen Rafah-Offensive der israelischen Armee, dass sich die Bodentruppen ins Innere der Stadt vorwagen. Bislang waren die Truppen nur in den äußeren Vierteln der Stadt im Einsatz.

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Palästinensische Augenzeugen berichteten der Nachrichtenagentur Reuters vom Vordringen der Armee mitten ins Zentrum. Es ist ein heikles Thema: Erst am vergangenen Freitag hatte der Internationale Gerichtshof in Den Haag der israelischen Armee einen sofortigen Stopp der Offensive verordnet. Diese Verordnung ist bindend, Israel muss sie einhalten – es gibt aber für den Gerichtshof keine Mittel, um sie durchzusetzen.

Weitet Israel seine Militäroffensive in Rafah aus?

Weniger als 48 Stunden nach dem Beschluss des Gerichtshofs sorgte dann der verheerende Luftschlag der israelischen Armee nahe einem Flüchtlingslager im Westen Rafahs für Aufsehen. Bei dem Schlag, der zwei führenden Hamas-Kommandanten galt, wurde ein Brand ausgelöst, das sich bald über das Flüchtlingslager hinweg ausbreitete. Dabei kamen laut palästinensischen Angaben mindestens 45 Menschen ums Leben.

Mehr von Israel-Korrespondentin Maria Sterkl

Und jetzt rollen also Panzer im Herzen der Stadt Rafah. Weitet Israel also seine Militäroffensive in der Stadt aus, anstatt sie – wie auch von der deutschen Bundesregierung gefordert – einzuschränken oder sogar zu beenden?

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    Israels Regierung nimmt zum Vordringen der Panzer ins Zentrum vorerst keine Stellung. Auch die Armee äußert sich nur zögerlich auf Nachfragen von Journalisten. Ein Vertreter der Armee sagt auf die Frage, ob es wahr sei, dass Panzer im Zentrum von Rafah rollen: „Ja, wir verwenden Panzer in unseren Einsätzen. Wir gehen dabei sehr präzise, sehr zielgerichtet vor.“ Dementiert wird das Vordringen der Bodentruppen also nicht. Laut der Armee geht es bei der Invasion vor allem darum, neue Tunnel zu entdecken, Waffenlager auszuheben und Raketen-Abschussgeräte zu identifizieren. In den vergangenen Tagen habe man mehrere Erfolge erzielt, sagt der Offizier. Unter anderem habe die Armee in Rafah jene Raketenabwerfer gefunden, von denen aus am vergangenen Sonntag die schweren Angriffe auf den Großraum Tel Aviv gestartet worden seien.

    Untersuchungen zum Brand im Flüchtlingslager laufen

    Präzise sei auch der Angriff am Sonntagabend gewesen, erklärt der Offizier. Man habe geringe Munition auf ein Versteck abgeworfen, in dem sich zwei führende Hamas-Terroristen trafen. Zuvor hatte die Armee geprüft, dass sich dort weder Frauen noch Kinder befunden hätten, sagt der Armeevertreter.

    Vertriebene Palästinenser inspizieren ihre durch israelischen Beschuss zerstörten Zelte neben einer UNRWA-Einrichtung in Rafah.
    Vertriebene Palästinenser inspizieren ihre durch israelischen Beschuss zerstörten Zelte neben einer UNRWA-Einrichtung in Rafah. © DPA Images | Jehad Alshrafi

    Wie es trotzdem zu dem Brand im Flüchtlingslager kommen konnte, untersuche man noch. Es gibt aber bereits eine Hypothese, die man nun überprüft: Möglich sei, dass das Nachbargebäude des Hamas-Verstecks ein Waffenlager beherbergt habe, das durch einen abfallenden Funken explodiert sein könnte. Dieses Feuer könnte dann den Brand im Flüchtlingslager ausgelöst haben.

    Das sei aber nur eine Annahme, für die es noch keine Beweise gebe, betont der Offizier. Es handle sich bei dem Brand jedenfalls um einen „verheerenden Zwischenfall“, den man auch weiterhin gründlich untersuchen werde.