Washington/Wilmington. Donald Trump ist erfinderisch, wenn es um Beschimpfungen seiner Gegner geht. Zu seinem Spitznamen für Harris hat auch Biden beigetragen.
- Donald Trumps Team braucht schnell eine neue Wahlkampf-Strategie
- Erste Angriffe auf Kamala Harris ziehen auf ihre angebliche Verantwortung für die Krise an den Grenzen ab
- Seit dem Rückzug von Biden fällt immer wieder die Bezeichnung „Border Czar“ für Harris– was dahintersteckt und warum auch der amtierende Präsident damit zu tun hat
Das Team von Donald Trump ahnte, dass dieser Moment kommen würde. Der Moment, an dem man es plötzlich mit einer neuen Gegnerin im Rennen ums Weiße Haus zu tun haben würde, die man viel zu lange nicht beachtet hatte: Kamala Harris.
Wie die „New York Times“ und der Nachrichtensender CNN berichten, war den Wahlkampf-Strategen der Republikaner bereits kurz nach dem TV-Duell klar, dass sich Joe Biden aus dem Kampf um die Präsidentschaft zurückziehen könnte. Als logische Nachfolgerin hatten auch sie die Vizepräsidentin ganz oben auf dem Zettel.
Donald Trump: Team gab Millionen für Kampf gegen Biden aus
Das Problem aus Sicht der Republikaner: Der komplette Wahlkampf war bis zu diesem Zeitpunkt auf das Rennen gegen den sichtbar gealterten US-Präsidenten und auf dessen Aussetzer ausgerichtet. Etliche Millionen Dollar flossen in entsprechende Kampagnen und wichtige Datenerhebungen. Schnell wurden also Schritte eingeleitet, um sich auf eine mögliche neue Kontrahentin einzustellen. Sichtbar wurde das bereits in den Tagen vor dem tatsächlichen Rückzug von Biden.
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Plötzlich tauchte der Name Kamala Harris viel häufiger in Reden von Trump und anderen Republikanern auf. Es wurden mögliche Angriffspunkte ausgetestet. Der Lieblingsspitzname der Republikaner für Harris in diesen Tagen: „Border Czar“ – die „Zarin der Grenzen“. Wie die Nachrichtenseite „Vox.com“ berichtet, nutzten mindestens sieben Redner auf dem Nominierungsparteitag der Republikaner diese Bezeichnung für Harris.
Was dahintersteckt: Harris soll verantwortlich gemacht werden für die Probleme der USA, ihre Grenzen zu sichern. Die Zahl illegaler Grenzübertritte war in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Ein Thema, das Trump immer wieder in seinen Reden beackert und mit rassistischen Aussagen begleitet. Oft bezeichnete er illegale Einwanderer pauschal als Mörder und Vergewaltiger, die Biden und seine Regierung ins Land gelassen hätten.
Seit dem Rückzug von Biden hat sich Trump zwar bereits eine Reihe von neuen Beschimpfungen für Harris einfallen lassen („Dumm wie ein Stein“), aber auch er verwendet strategisch die Bezeichnung „Border Czar“. Bei seinem Wahlkampfauftritt in Charlotte, dem ersten seit dem Biden-Aus am Wochenende, betitelte er Harris bereits nach wenigen Minuten zwei Mal als „Zarin der Grenzen“ und wies auf ihr angebliches Versagen hin, die Grenzen zu sichern.
Biden sorgte mit dafür, dass Harris nun ein Problem hat
Dass dieses Thema nun Harris auf die Füße fällt, dafür ist auch Biden mit verantwortlich. 2021 erklärte er in einer Rede, dass er Harris gebeten habe, das Vorhaben zu leiten, die Krise an der südlichen Grenze einzudämmen, „weil sie die qualifizierteste Person dafür ist“, so der US-Präsident damals.
Schon damals war klar, dass der Auftrag ein sehr undankbarer war, da nicht mit schnellen Erfolgen zu rechnen war. Schließlich ging es vor allem darum, über diplomatische Anstrengungen die Bekämpfung der Fluchtursachen in den Herkunftsländern voranzutreiben. So seien damals auch die Reporter vom Weißen Haus gebrieft worden, wie „Vox.com“ berichtet, nämlich dass Harris‘ Aufgaben vor allem diplomatischer Natur seien. Doch seitdem haftet der Vizepräsidentin dieser Spitzname in republikanischen Kreisen an. Dabei liegt der Grenzschutz eigentlich im Verantwortungsbereich anderer Mitglieder der Biden-Regierung, allen voran Alejandro Mayorkas, dem Minister für Innere Sicherheit.
Strategie der Republikaner geht auf
Der inflationäre Gebrauch dieser Bezeichnung in den vergangenen Tagen zeigt bereits Wirkung. Die Suchanfragen nach „border czar“ stiegen deutlich an. Mehrere US-Medien versuchen seitdem aufzuklären, warum die Bezeichnung irreführend ist. Die Strategie der Republikaner ist aufgegangen.
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Und das ist wohl nur ein Vorgeschmack darauf, wie die kommenden Wochen und Monate bis zu den Wahlen im November aussehen werden. Das Team um Trump plant laut CNN bereits eine Reihe von Negativ-Spots, die nicht nur auf Harris‘ Zeit als Vizepräsidentin abzielen sollen, sondern auch auf ihre Zeit als Staatsanwältin in Kalifornien. In den hart umkämpften Swing-States seien bereits entsprechende Werbeplätze eingekauft worden.
Kamala Harris deutet Gegenstrategie an
Worin die Trump-Strategen dem Bericht zufolge eine Chance sehen: Viele Amerikaner würden Harris nicht gut kennen, weil sie nicht so sehr im Fokus der Öffentlichkeit gestanden habe. Nun ginge es darum, das Bild von ihr entsprechend negativ zu prägen.
Trump-Unterstützer veröffentlichten bereits am Sonntag einen ersten 30-sekündigen Spot, in dem Harris vorgeworfen wird, den „offensichtlichen geistigen Verfall von Joe Biden zu vertuschen“.
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Harris selbst deutete in einem Auftritt am Montag an, wie ihre Gegenstrategie aussehen könnte. Sie habe als Staatsanwältin und Generalstaatsanwältin von Kalifornien mit Verbrechern aller Art zu tun gehabt, sagte die 59-Jährige in der Wahlkampfzentrale der Demokraten in Wilmington im US-Bundesstaat Delaware. „Verbrecher, die Frauen missbraucht, Betrüger, die Verbraucher abgezockt und Schwindler, die Regeln zu ihrem eigenen Vorteil gebrochen haben. Hört mir also zu, wenn ich sage, dass ich Typen wie Donald Trump kenne.“
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