Berlin. Vor der US-Präsidentschaftswahl wird es nur zwei Debatten geben. Experte van de Laar erklärt, was Trump und Biden vermeiden müssen.
In der kommenden Woche kommt es zum ersten Fernseh-Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump vor den US-Präsidentschaftswahlen im November. Warum gerade für Biden viel davon anhängt, erklärt US-Wahlkampf-Experte Julius van der Laar.
Was war das bemerkenswerteste Ereignis diese Woche im US-Wahlkampf?
Julius van der Laar: Das war die Spende von US-Milliardär Timothy Mellon, der mal eben 50 Millionen Dollar direkt einer Vorfeldorganisation gegeben hat, die Donald Trump unterstützt. Das ist eine der größten Einzelspenden in der US-Wahlkampfgeschichte überhaupt. Die Super-PAC Make America Great Again Inc. will jetzt bis September 100 Millionen Dollar in Wahlwerbung für Trump investieren. Anfang des Jahres hatte er bereits 25 Millionen Dollar an den dritten Kandidaten Robert F. Kennedy Jr. gegeben und 25 Millionen an Trump. Daran erkennt man das Kalkül vieler Trump-Unterstützer: Sie glauben, dass ein Dritt-Kandidat – und dann auch noch ein Kennedy – auf dem Wahlzettel Joe Biden mehr schaden könnte als Donald Trump.
Wie steht es um die Wahlkampfspenden für Joe Biden?
Biden hat aktuell noch mehr Geld für seine Kampagnen zur Verfügung. Allein die Spendengala diese Woche mit Barack Obama und vielen Hollywood-Stars hat 30 Millionen Dollar eingebracht. Aber das ist noch etwas anderes, als wenn mal einer schnell einen Scheck über 50 Millionen schreibt. Trump hat das große Spendendefizit von Beginn des Jahres recht schnell aufgefüllt. Und weitere Milliardäre haben Millionen-Spenden angekündigt.
In der kommenden Woche ist die erste von zwei öffentlichen TV-Duellen zwischen Biden und Trump, dabei ist die Wahl erst im November. Warum ist sie so früh?
Trump stellte bei Wahlkampfauftritten in den vergangenen Monaten oft ein kleines Podium neben sich. Er wollte damit sagen: Ich weiche keiner Debatte aus. Jetzt kommt hinzu, dass Biden in den letzten Umfragen immer wieder hinten lag. Die Biden-Kampagne braucht eine Veränderung in der Wahlkampf-Dynamik. Sie haben die Bedingungen für eine Debatte so verhandelt, dass sie sich davon einen leichten Vorteil versprechen.
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Geleitet wird die Debatte von den CNN-Moderatoren Jake Tapper und Dana Bash. Beide sind fair, hart, aber auch Trump-kritisch. Dazu kommt: Es ist kein Publikum im Saal, das Trump für sich einnehmen könnte. Ein Hauptziel von Biden muss es auch sein, die teilweise großen Bedenken innerhalb der eigenen Partei zu reduzieren, dass er fit ist und die besseren Argumente hat.
Zur Person
Julius van de Laar ist ein international tätiger Politikstratege und Kommunikationsberater. Er lebte 7 Jahre in den USA. Nach dem Studium der Politik- und Kommunikationswissenschaften an der Furman University in den USA arbeitete er in den US-Präsidentschaftswahlkämpfen 2008 und 2012 als hauptamtlicher Wahlkämpfer für Barack Obama.
Was sagen denn die neuesten Umfragen?
Die jüngste nationale Umfrage von Fox News sieht Biden 50 zu 48 Prozent vor Trump. Vor allem weiße Frauen mit College-Abschluss wollen für Biden stimmen (64 zu 36 Prozent). Auch die älteren Wähler über 65 Jahre sind eher für Biden (57 zu 42 Prozent). Aber Trump ist unter anderem bei den männlichen Wählern vorn (56 zu 41 Prozent). Doch der Blick auf die nationalen Zahlen sagt wenig aus. Wichtig ist ein Blick auf die Swing-States – und hier liegt Trump vorn.
Was muss Biden tun, um die Wähler in den Swing-States zu gewinnen?
Er muss seine Stammwähler zurückgewinnen – die Jungen, die Afroamerikaner und die Latinos. Für die Latinos gab es jetzt eine Initiative: Biden will die Ehepartner der Einwanderer legalisieren.
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Wie wichtig ist die Debatte für Biden?
Sehr wichtig. Biden sah in den letzten Wochen alt aus. Er muss eine gute Debatte haben. Wenn er eine schlechte hat oder sogar „einfriert“, wäre das der Supergau für die Demokraten. Dann würden auch Stimmen laut werden, die fordern: Wir müssen ihn auf dem Parteitag austauschen.
Haben Fernsehdebatten im Internet-Zeitalter wirklich noch so eine Bedeutung?
Die erste Debatte 2020 zwischen Biden und Trump haben 76 Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner angeschaut. Dieses Mal läuft die Debatte nur auf CNN. Es werden für die sozialen Medien Sequenzen aus der Debatte herausgeschnitten und viral gehen – und das werden sehr viele Leute sehen.
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Die Debattenstrategie für Biden darf nicht seine Erfolgsbilanz der letzten Jahre sein, das wird nicht funktionieren. Sein einziges Ziel muss es sein, Trump so zu nadeln, so unter seine Haut zu kommen, dass er kurz entgleist. Und das wäre dann dieser eine virale Moment, der wichtig für die Kampagne werden kann, um zu zeigen: Trump ist absolut erratisch, wollt ihr wirklich so jemanden im Weißen Haus?
Das gilt aber auch für Trump.
Exakt. Genau das wird auch Trump versuchen — und er weiß, wie es geht. Ein Fünf-Sekunden-Moment, in dem Biden verwirrt oder alt aussieht, wird Trump reichen, um seinen Wahlkampf damit zu befeuern. Es wird ein spannendes TV-Duell am 27. Juni.
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