Washington. Für eine mögliche zweite Präsidentschaft sucht der Republikaner jetzt einen „Running Mate“ – und der muss nur zwei Kriterien erfüllen.
Wenn Donald Trump die Präsidentschaftswahl der USA im Herbst gewinnen sollte, ist spätestens 2028 für ihn Schluss – keine weitere Amtszeit möglich. Es sei denn, er setzte sich über die Verfassung hinweg. Sein Vizepräsident, seine Vizepräsidentin, wäre in diesem Szenario also erste(r) Anwärter(in) für die Nachfolge. Wer wird gehandelt, wer hat Chancen?
Das Geraune nimmt gerade Fahrt auf. Vor allem weil zwei ehemals erbitterte Trump-Gegner hoch im Kurs stehen. Aber: Es ist noch früh. 2016 präsentierte Trump den religiös grundierten Mike Pence, der ihm Stimmen evangelikaler Christen sichern sollte, erst wenige Tage vor dem Nominierungsparteitag. So könnte es auch diesmal sein. Hier sind die Namen, die zurzeit im Rennen sind:
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Marco Rubio: Senator aus Florida. 2016, als Kontrahent um die Kandidatur, war der 53-Jährige einer der schärfsten Kritiker. Er machte sich über Trumps „kleine Hände” lustig, sprach ihm jede Führungsqualität ab. Trump konterte mit „little Marco“. Perdu. Der vierfache Vater, Katholik, strikter Gegner von Abtreibung sowie Homo-Ehe, hat sich über die Jahre einen guten Draht zu Trump aufgebaut. Käme er aufs Ticket, könnte er perspektivisch der erste Latino-Präsident Amerikas werden.
Problem: Laut Verfassung dürfen US-Präsident und Vizepräsident nicht aus dem gleichen Bundesstaat kommen. Rubio müsste umziehen. Ähnlich machten es im Jahr 2000 die Texaner George W. Bush und Dick Cheney. Cheney, der später einer der mächtigsten Vizepräsidenten in der US-Geschichte wurde, verlagerte seine Residenz nach Wyoming.
„Ich sehe Donald Trump als eine Art Feuerwehrmann”
Tim Scott: Senator aus South Carolina. Der 58-Jährige ist Afroamerikaner, evangelikaler Christ, gesellschaftspolitisch ultra-konservativ und kann auf eine beeindruckende Biografie verweisen. Er stammt aus ärmlichen Verhältnissen und wuchs mit einer alleinerziehenden Mutter auf. Scott hat sich, obwohl erst durch seine Parteifreundin Nikki Haley in den Senat gekommen, als treuer Trump-Loyalist erwiesen, der ideologisch extrem anpassungsfähig ist. Er könnte Stimmen aus der wertkonservativen schwarzen Community für Trump bringen.
J. D. Vance: Senator aus Ohio. Er ist mit 39 Jahren ein republikanisches Nachwuchstalent. Der Autor des verfilmten Erfolgsromans „Hillbilly-Elegie”, der einen tiefen Blick in das weiße Proletarierprekariat der Appalachen wirft, ist erst durch Trumps Hilfe Senator geworden. Er ist radikal auf Trump-Kurs, wenn es etwa um die isolationistische Außenpolitik geht. Vor einigen Jahren klang das noch anders. Vance nannte Trump „verabscheuungswürdig”. Heute stützt er den Ex-Präsidenten uneingeschränkt: „Die Welt brennt, und ich sehe Donald Trump als eine Art Feuerwehrmann.”
Doug Burgum: Der Gouverneur von North Dakota, ein ehemaliger Software-Unternehmer, ist wie Trump Milliardär. Trump wurde auf den 67-Jährigen während der von ihm selbst geschwänzten TV-Debatten der Republikaner aufmerksam. Burgum hielt sich mit Brachialkritik an Trump zurück. Er betrachtet die Welt wie Trump durch das Prisma eines Geschäftsmannes – heißt: Steuern für Unternehmen und Reiche runter, Sozialstaat schlank halten. Burgum drängt sich, worauf Trump größten Wert legt, nie nach vorn.
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Stefanik hält Strafprozesse gegen Trump für demokratische Hetzjagd
Tom Cotton: Senator aus Arkansas, ein Hardliner, der aggressive Politik gegen China und den Iran verlangt. Der Rechtsanwalt war acht Jahre im Rang eines Captains in der US-Armee und unter anderem im Irak eingesetzt. Der 47-Jährige fällt regelmäßig durch extreme Wortbeiträge auf. Wegen eines Artikels, in dem er den Einsatz des US-Militärs gegen Black-Lives-Matter-Demonstranten im Inland forderte, rollten bei der „New York Times” Köpfe. Trump schätzt an dem hageren Harvard-Absolventen den militanten Unterton, der eine rigorose Basta-Politik gegen Andersdenkende fordert.
Byron Donalds: Kongress-Abgeordneter aus Florida. Der 45-jährige Afroamerikaner, bullige Statur, gebürtig in New York, ist ein absoluter Trump-Loyalist und fungiert für ihn als Sprachrohr gegen die Justiz und die Regierung von Joe Biden. Das ist bemerkenswert, weil der dreifache Vater aus Naples, der vor der Politik in der Finanz- und Versicherungsbranche tätig war, Trump im Jahr 2011 noch als „Selbstdarsteller” bezeichnet hatte, der „mehr an sich denkt als an das Land”. Donalds gehörte zu den Abgeordneten, die den Wahlsieg von Joe Biden 2020 nicht anerkennen wollten.
Elise Stefanik: Kongress-Abgeordnete aus Albany (New York). Sie ist dem Rang nach die viertwichtigste Republikanerin im Repräsentantenhaus. Die 40-Jährige, einst eine moderate Konservative, gehört heute zu den vehementesten und bissigsten Verteidigerinnen Trumps. Stefanik hält sämtliche Strafprozesse gegen ihn für den Ausdruck einer demokratischen Hetzjagd. Sie sieht Trump beim Sturm aufs Kapitol im Januar 2021 als völlig unschuldig an und will den Chefankläger Jack Smith verklagen. Nur dadurch ist sie auf Trumps Radar geraten.
Kandidat Ben Carson bezeichnete Obama-Reform als „Sklaverei“
Ben Carson: Der ehemalige Neurochirurg war Trumps Wohnungsbau-Minister, blieb aber auch wegen seines aufreizenden Phlegmas wirkungslos. Carson, Afroamerikaner, sehr konservativ und religiös, bezeichnete die von Präsident Obama eingeführte allgemeine Krankenversicherung als „Sklaverei“. Er fiel mehrfach durch antimuslimische und schwulenfeindliche Äußerungen auf. Carson, mittlerweile 72 Jahre alt, verteidigt Trump kontinuierlich seit 2017 in nahezu allen Belangen.
Vivek Ramaswamy: Der reiche Biotech-Unternehmer mit indischen Wurzeln war in der Frühphase des Wahlkampfes der lauteste Pro-Trump-Verfechter im Kreis der republikanischen Kandidaten. Der Schnellsprecher bot sich als „Trump in jung” an (er ist 38), der noch radikaler als das Original eine Amerika-kommt-immer-zuerst-Politik verfolgen würde. Nach der Vorwahl in Iowa stieg er aus dem Rennen aus und warb fortan für Trump. Nikki Haley, die Gouverneurin aus South Carolina, nannte ihn wegen seines aggressiven Verhaltens auf offener Bühne „Abschaum”.
Sarah Huckabee Sanders: 41 Jahre alt, Gouverneurin des Bundesstaates Arkansas, wo schon ihr Vater Mike Huckabee tätig war. Sanders war Trumps Regierungssprecherin. Sie legte sich regelmäßig mit kritisch nachfragenden Reportern an, verbreitete ungezügelt Trumps Lügengeschichten als White House-Wahrheiten. Bis heute hält Trump große Stücke auf sie.
Tulsi Gabbard: Die frühere demokratische Kongress-Abgeordnete aus Hawaii wollte 2020 (gegen Joe Biden) demokratische Präsidentschaftskandidatin werden, was kolossal scheiterte. Inzwischen ist die 43-jährige Ex-Soldatin komplett ins republikanische Trump-Lager übergewechselt. Sie wirft dem Weißen Haus Kriegstreiberei in der Ukraine wie im Nahen Osten vor. Die Demokraten sind für sie Feinde Amerikas. Sie propagiert eine strikt isolationistische Außenpolitik und verbreitet Verschwörungstheorien auf dem früheren Twitter-Kanal X.
Trump selbst hat in den vergangenen Monaten kein gesteigertes Interesse gezeigt, seine Nachfolge langfristig vorzubereiten. Er sieht die Rolle des „Veep”-Kandidaten nach Angaben von Vertrauten unter zwei Gesichtspunkten: Die Person muss wie Mike Pence, der sich erst ganz zuletzt von Trump abwandte, 100-prozentig loyal sein.
Und: Die Person muss bei milliardenschweren Geldgebern wie auch in der allgemeinen Bevölkerung rechts der Mitte Euphorie auslösen. Deshalb fällt eine weitere vormalige Kandidatin für den Posten, Kristi Noem, aus. Die Gouverneurin des Bundesstaates South Dakota, eine Trump-Bewunderin, hat sich durch ihre Prahlerei über die Tötung einer jungen Hündin selbst disqualifiziert.
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